In der Westvorhalle der Johanniskirche können bis zum 16. Dezember historische Magdeburger Dokumente besichtigt werden. Der Überlieferung nach haben sich diese einst in der Kugel der Nordturmspitze des Kirchenbauwerks befunden. Die Dokumente sind kürzlich in den Besitz des Stadtarchivs gelangt.
In verschiedenen Vitrinen sind das Verzeichnis der Preise der Lebensmittel am 1. September 1863, der Jahres-Bericht über den Gang des Handels, der Industrie und der Schifffahrt von Magdeburg im Jahre 1862 und ein Kirchenzettel von 1863 zu sehen. Außerdem die Magdeburgische Zeitung vom 1. Juni 1881, die Abendausgabe der Magdeburgischen Zeitung vom 14. September 1863, die 2. Beilage der Magdeburgischen Zeitung vom 15. September 1863, die Aufstellung über den Inhalt des am 25. August 1863 vom nördlichen Turm abgenommen Knopfes und eine Urkunde vom 15. September 1863.
Die ersten vier der genannten Dokumente erwähnt Johannispfarrer Alfred Frantz in seinem 1931 erschienen Buch „St. Johannis, die Hauptpfarr- und Ratskirche der Stadt Magdeburg. Ein kirchliches Heimatbuch“. Er beschreibt darin detailliert, wann und aus welchem Anlass Gegenstände und Dokumente den Turmknöpfen des Nordturms bzw. des Südturms hinzugefügt oder entnommen worden sind. Die entsprechenden Passagen können in der Johanniskirche nachgelesen werden. In den Kugeln von Kirchturmspitzen - dem Turmknopf – werden traditionell Kapseln hinterlegt, um zeittypische Dinge, wie Dokumente, Münzen oder Tageszeitungen an die nächsten Generationen weiterzugeben.
Zur weiteren Verwahrung im Stadtarchiv hatte Bürgermeister Dr. Rüdiger Koch kürzlich die historischen Dokumente von dem Kölner Kunst- und Antiquitätenhändler Eberhard Giese entgegengenommen. Der Sohn des bekannten Malers Wilhelm Giese (1883-1945), welcher von 1905 bis 1908 als Zeichenlehrer an der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule wirkte, wurde in Magdeburg geboren und fühlt sich der Stadt immer noch sehr verbunden. Er bewahrte die Unterlagen viele Jahre auf, nachdem diese der Magdeburger Walter Meißner in den Trümmern der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Kirche geborgen hatte.
Die Übergabe der historischen Dokumente wurde von Wilfried Kiel, einem früheren Lehrer für Kunsterziehung am Hegelgymnasium, vermittelt. Nicht nur Bürgermeister Dr. Rüdiger Koch und die Mitarbeiter des Stadtarchivs freuten sich über die Schenkung. Auch das Kuratorium für den Wiederaufbau der Johanniskirche ist dem Spender der Zeugnisse aus der alten, unzerstörten Johanniskirche sehr dankbar.
Die vom Stadtarchiv und vom Kuratorium für den Wiederaufbau der Johanniskirche gemeinsam vorbereitete Präsentation kann bis zum 16. Dezember 2010 zu den Öffnungszeiten der Johanniskirche täglich – außer montags – von 10.00 bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.