Zu einer breit angelegten Testkaufaktion im gesamten Kreisgebiet starteten der Landkreis Leer und die Polizeiinspektion Leer/Emden gemeinsam mit zwei Testkäufern am gestrigen Donnerstagnachmittag. Kontrolliert wurden acht Tankstellen und 25 Lebensmittel- und Getränkemärkte. Die Geschäfte wurden daraufhin überprüft, ob sie die Jugendschutzbestimmungen für die Abgabe von Alkohol einhalten.

Die jungen Testkäufer bekamen dieses Mal insgesamt acht Mal hochprozentigen Alkohol. Bei der letzten Kontrolle im August wurde noch in 13 von 31 Fällen Alkohol an die jugendlichen Testkäufer abgegeben. Von den acht kontrollierten Tank­stellen gaben zwei den Wodka ohne Ausweiskontrolle über den Verkauftresen. In den Lebensmittel- und Getränkemärkten gingen sechs Wodka- oder Kornflaschen durch den Scanner – fünf Mal trotz Ausweiskontrolle.

„Wie bei den bisherigen Testkäufen auch, kristallisiert sich bei diesem Ergebnis klar heraus, dass das Kassenpersonal das Alter der Testkäufer falsch errechnet“, meint die Jugendbeauftragte des Landkreises Leer, Karin Frieling. „Abhilfe schaffen kann hier der Einsatz einer sogenannten Altersdrehscheibe.“ Mit dieser Scheibe ist es möglich, durch täg­liches Einstellen der Geburtstage von 16- und 18-Jährigen, das genaue Alter der jungen Kunden abzulesen. Um zusätzliche Infozettel zu ver­meiden, gibt dieses Medium auch eine Übersicht, was an die jeweilige Altersgruppe verkauft werden darf. „Die Kinder- und Jugendförderung wird diese Drehscheiben anschaffen und bei den kommenden Testkäufen an die Geschäfte verteilen“, so Frieling. Angela Neerhut, Beauftragte für Jugendsachen der Polizeiinspektion Leer/Emden, hält dieses Vorhaben für angebracht: „Die Rechenfehler der Kassiererinnen beruhen zum Teil auf eine gewisse Unsicherheit, zum anderen sind sie aber auch stressbedingt. Der Einsatz der Drehscheiben könnte ein Mittel sein, die Ergebnisse der Testkäufe im Sinne des Jugendschutzes zu verbessern.“

Kein Verständnis haben Frieling und Neerhut allerdings für die Verantwortlichen, die den Alkohol ohne Altersnachweis an die Jugendlichen abgaben. „Nur weil ein Jugendlicher aus der Richtung eines Autos in das Geschäft kommt, kann man doch nicht davon ausgehen, dass er volljährig ist“, ärgert sich Frieling.

Die Verantwortlichen in den Betrieben, in denen Alkohol an die Testkäufer abgegeben wurde, müssen nun mit einer empfindlichen Geldbuße rechnen.

In Kürze wird das Kontrollteam weitere Testkäufe durchführen.

Hintergrund:

Altersdrehscheibe – Kontrolle erleichtern

Mit Hilfe der Alterskontrollscheiben, wie beispielsweise die der „Schulungsinitiative Jugendschutz“, können Mitarbeiter in Tankstellen, Handel oder in der Gastronomie mit nur einem kurzen Blick feststellen, ob der Kunde die entsprechende Altersgrenze von 16 Jahren für den Verkauf von Bier, Wein und Sekt bzw. 18 Jahren für den Verkauf von Spirituosen erreicht hat.

Die Alterskontrollscheibe zeigt tagesaktuell das Geburtsdatum an, das mindes­tens auf dem Personalausweis stehen muss, damit ein Kunde 16 bzw. 18 Jahre alt ist. Dazu muss der Mitarbeiter nur einmal täglich den aktuellen Tag einstellen und danach nie wieder rechnen. Wo bislang das Alter im Kopf ausgerechnet werden musste, kann ab sofort mit der Alterskontrollscheibe viel Zeit gespart werden: Besonders in Stoßzeiten fehlt den Mitarbeitern an der Kasse oft die nötige Ruhe, beim Verkauf von alkoholhaltigen Getränken das Alter auszurechnen und zu überprüfen. In Stresssituationen steigt das Risiko, dass man sich verrechnet.

Neben modernen Kassensystemen mit Warnsignal unterstützt und entlastet auch die Altersdrehscheibe die Mitarbeiter bei der Kontrolle des Alters und verringert damit das Risiko, dass trotz Ausweiskontrolle das Jugendschutzgesetz nicht konsequent eingehalten wird. Die Alterdrehscheibe kann ab sofort von interessierten Unternehmen per E-Mail an info@schu-ju.de angefordert werden.

Die Altersdrehscheibe ist ein Element der „Schulungsinitiative Jugendschutz – SchuJu“. Die Initiative wurde vom „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ des BSI (Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V.) 2007 ins Leben gerufen und wird mittlerweile zusammen mit zwölf Kooperationspartnern umgesetzt.