Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 28. Januar 2011

Foto des Monats Februar 2011

Nordstraße 61-63 - Café Kaisereck

Bocholt (pd).

Im August 2009 genehmigte die Stadtverwaltung den Abriss des einstigen Hotels und Cafés Kaisereck und benachbarter Gebäude an der Ecke Nordstraße/Benölkenplatz. Auf dem frei werdenden Gelände sollen nach den derzeitigen Plänen ein Neubau u. a. mit Schulräumen für das St.-Georg-Gymnasium und eine Zentralmensa entstehen. Das Stadtarchiv zeigt nunmehr das Café Kaisereck an der Nordstraße in einer Ansicht von 1906.

Die gesamte Häuserreihe, vom damaligen Neuplatz bis zum Nordwall, errichtete der Bocholter Bauunternehmer Johann Wilms (1857-1931) zwischen 1893 und 1901. Er hatte das Eckgrundstück im Herbst 1900 von der Stadt Bocholt für 7.000 Mark gekauft und gleichzeitig einen Bauantrag für ein neues Wohn- und Geschäftshaus gestellt, das ein Jahr später vollendet wurde. Man erlaubte ihm die Überbauung des auf diesem Grundstück fließenden sogenannten „gelben Wassers“ und Anfang 1902 die Beseitigung der Lindenbäume vor seinem Haus, wie sie im Hintergrund vor den Häusern Nr. 59 und 59a noch zu sehen sind. Dadurch kam die prunkvolle Fassade vor dem freien Neuplatz noch besser zur Geltung. Ein halbrunder Erker mit Turmaufsatz verband beide Hausfronten an der Straßenecke. Auf den drei emporstrebenden Giebeln thronten steinerne Eulen als stumme Wächter über den Dächern. In diesem Haus eröffnete Johann Wilms am 15. Februar 1905 sein „Café Monopol“ mit Konditorei zur Herstellung besserer Backwaren. Dort richtete Mitte 1909 auch der Koblenzer Regierungsbaumeister Rudhart sein Baubüro für das neu zu errichtende Amtsgericht ein. Zwei Abteilungen des Gerichts, Zivil- und Rechtshilfesachen, waren hier schon seit November 1905 untergebracht. Nach dem Tod der Erbin Johanna Niermann geb. Wilms 1926 betrieben dort mehrere Inhaber ihre Geschäfte, bis es am 19. April 1936 der Wirt Edmund Kalveram übernahm und 38 Jahre seine Gäste bediente. Er war es auch, der die im Krieg völlig zerstörte Gaststätte wiedererrichtete und zu einem renommierten Hotel ausbaute. Seine Tochter gab das Unternehmen schließlich 1989 auf und verkaufte die Immobilie an die Stadt Bocholt. 

Ein Briefkopf bestätigt, dass das Haus spätestens seit 1920 als „Café Kaisereck“ bekannt war. Vermutlich leitete sich sein Name von dem anliegenden Kaiser-Franz-Josef-Platz ab, der am 23. August 1915 so benannt wurde und heute Benölkenplatz heißt. Auf diese Weise sind Café und Platz eng miteinander verbunden. Wenn auch die Hotelgeschichte mit seinem Abriss endet, so besteht das Café Kaisereck dennoch fort, – als Teil der Geschichte des Benölkenplatzes...

Text: Wolfgang Tembrink, Foto: Stadtarchiv


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Ansicht des Cafés Kaisereck im Jahre 1906 (Foto: Stadtarchiv)