Ottostadt Magdeburg.
Am kommenden Dienstag (26. Juli) wird mit einem Kran ein etwa 20 Tonnen schweres Beton-Brückenelement am alten Sudenburger Tor in die Torgrube eingefügt und damit ein weiterer Abschnitt fertig gestellt. Die Eröffnung und Freigabe dieses Stücks Stadtgeschichte für den interessierten Besucher ist Ende August geplant.
An der Kreuzung Breiter Weg/Danzstraße ist seit Monaten eine Baustelle besonderer Art zu beobachten: Erst legten Archäologen Schicht für Schicht Mauerreste frei, dann wurde das freigelegte Mauerwerk saniert und bis kurz über Gehwegniveau aufgemauert. Nun wird die Baugrube wieder soweit geschlossen, dass sich der Blick deutlicher auf die Seitenmauern des aus dem Ende des 12. Jh. stammenden Alten Sudenburger Tores in der südlichen Stadtmauer abzeichnet.
Mit dem freigelegten Alten Sudenburger Tor erhält Magdeburg ein weiteres Zeugnis seiner einst so reichen Geschichte zurück und Stadtgeschichte wird erlebbar.
Die Bauausführung lag in der Verantwortung der Fa. Paul Schuster GmbH aus Magdeburg. Das Konzept und die Planung wurde durch das Architektur- und Ingenieurbüro sußmann + sußmann, in Abstimmung mit der Denkmalpflege, dem Tiefbauamt und dem Stadtplanungsamt erarbeitet.
Hintergrund
Im Mittelalter führte eine wichtige West-Ost-Handelsstraße - der „Hellweg“ - über Magdeburg und damit über den Breiten Weg auch durch dieses Tor in die Stadt oder aus ihr heraus. Ein „Hellweg“, so nannte man im Mittelalter viele Handelsstraßen in Deutschland, deutet auf eine größere Königs- oder Heeresstraße oder eine wichtige Durchgangsstraße für den Handelsverkehr in alle Himmelsrichtungen hin. Interessant ist, dass die Breite des Weges etwa einer Lanzenlänge von drei Metern entsprach und dauerhaft von Bewuchs frei gehalten werden musste. In größeren Städten wurden diese Wege dann oft gepflastert, wie wir dies auch auf dem Breiten Weg annehmen können. Die Bezeichnung Hellweg leitet sich vermutlich vom niederdeutschen Wort helwech ab, was so viel wie breiter Weg bedeutet. Kaufleute konnten auf diesen Wegen in der Regel sicher und schnell voran kommen.
Die Entstehungsgeschichte eines Tores an dieser Stelle beginnt mit der Errichtung einer steinernen Befestigung für die Stadt bereits in staufischer Zeit und durchläuft eine Vielzahl von Wandlungen und Umbauten bis zum Abbruch im Jahre 1871. Dass die Stadt nicht nur nach Süden bis in das 19. Jh. hinein eine Begrenzung in Form einer Stadtmauer hatte, zeigen heute auch sehr eindrücklich die freigelegten Reste der Festung Cleve im Bereich des Fürstenwalls.
Stufen führen im Treppenverlauf des neuen Steges auf die Gehweghöhe des Breiten Weges zur Zeit des Barock (um 1773) herab und auf der anderen Seite wieder auf den Gehweg zurück. Das darunter erkennbare Niveau führt in das Mittelalter zurück und wird durch eine sehr grobe Kiesschüttung gebildet. An verschiedenen Grabungsstellen im Verlauf des Breiten Weges konnten Archäologen in der Vergangenheit Reste von Straßenpflaster, einer „Katzenkopfpflasterung“, nachweisen. Daran erinnert die untere Kiesschüttung. Es wird somit gut erkennbar, dass die Straßenebene im Laufe der Jahrhunderte stets angewachsen ist, was auch für andere Bereiche im historischen Stadtgrundriss zutrifft. Wegen einer möglichst guten Einsehbarkeit werden die aus Sicherheitsgründen notwendigen Geländer der Stufenanlage und der oberen Mauerabgrenzung aus Glas gefertigt.
Hinweis für Medienvertreter:
Das Einschweben der Brücke ist zwischen 10.00 und 11.00 Uhr am kommenden Dienstag vorgesehen. Fotografen sind dazu herzlich eingeladen.