Herten, 09. September 2011
Chronische Verwirrtheit, das Schicksal unserer Betagten?
Stadt lädt am 21. September zum Weltalzheimertag ein
Herten.
Theo Meyer (Name geändert) packt morgens seine Tasche und will zur Arbeit gehen. Wie jeden Tag, denkt er. Doch Theo Meyer ist gerade 80 geworden und seit 15 Jahren Rentner. In letzter Zeit scheint er immer vergesslicher zu werden. Er wacht in der Nacht auf, zieht sich an und weckt die Familie. Erst gestern konnte er den Weg vom Bäcker nach Hause nicht mehr finden. Wenn er mal wieder die Dinge durcheinander bringt und seine Kinder ihn korrigieren, wird er ungehalten. Theo Meyer hat Demenz.
Angehörige und Patienten sind mit dieser Diagnose meist überfordert, wissen nicht mehr weiter. Betroffene benötigen spezielle Pflege und Förderung. Die Stadt Herten stellt deshalb eine Reihe an Hilfsangeboten bereit und informiert im Rahmen des Weltalzheimertages am Mittwoch, 21. September, ab 14.30 Uhr im Glashaus über ein „Leben mit Demenz“.
Hintergrund:
Das menschliche Gehirn verarbeitet normalerweise viele Informationen hintereinander oder auch gleichzeitig. Dazu benötigt es funktionierende Hirnstrukturen, eine ausreichende Durchblutung und Ernährung des Gehirns, ein logisches Denkvermögen, ein Gedächtnis, um alte mit neuen Informationen zu vergleichen und natürlich neue Informationen. Das hilft ihm, sich im Raum, in der Zeit und in unterschiedlichen Situationen zurechtzufinden, zu wissen, wer sein Träger ist und einfachste bis komplizierteste Aufgaben zu lösen. Denken hat immer auch etwas mit „sich erinnern“ zu tun, ohne Erinnerungsvermögen können wir Neues nicht mehr mit bereits früher Erlerntem vergleichen, können wir Probleme nicht mehr lösen.
Krankheiten des Gehirns im Alter
Chronische Erkrankungen können zu einem Verlust an Hirnzellen führen. Durchblutungsstörungen oder kleine Hirninfarkte zerstören Hirnzellen, Gefäße werden verengt, verschlossen, und die von ihnen versorgten Hirnzellen sterben ab. Durchblutungsstörungen sind im weitesten Sinne Folgen von Gefäßverkalkungen, diese wieder Folgen von Nikotingebrauch, Bluthochdruck, Zuckererkrankung und Fettstoffwechselstörungen.
Bei der Alzheimer-Erkrankung zerstören krankhafte Eiweiße Hirnzellen und deren feinste Verbindungen, die Synapsen. „Botenstoffe“, sogenannte Neurotransmitter, die Botschaften von einer Hirnzelle zur nächsten transportieren, werden nicht mehr ausreichend produziert.
Immer dann, wenn durch eine Erkrankung ein Verlust von Hirnzellen stattfindet, leidet die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Zuerst wird der empfindlichste Teil dieser Leistungsfähigkeit, das Kurzzeitgedächtnis, Einbußen erleiden.
In der Folge geht immer mehr des Gedächtnisses verloren, die Lücken werden größer, bis Betroffene sich zuerst in neuen, dann auch in gewohnteren Situationen nicht mehr orientieren können. Zuerst finden sie sich in fremder Umgebung nicht mehr zurecht, dann auch in der gewohnten. Die Konzentration lässt nach, die Patienten können sich nicht mehr auf eine Aufgabe konzentrieren. Gedanken und Gefühle verändern sich: Misstrauen gegen Angehörige und Besucher kommt auf, die Laune verschlechtert sich, wenn Aufgaben nicht mehr gelöst werden können, die Stimmung wird reizbar, Humor und Selbstkontrolle gehen verloren. Zunächst können schwierige Aufgaben nicht mehr gelöst werden (Finanzen regeln, Überweisungen tätigen), dann auch einfache (Kleidung aussuchen, An- und Ausziehen, Körperpflege) , Kritikfähigkeit und Orientierung lassen nach (Fehler machen immer die Anderen, mitten in der Nacht ist es Zeit zum Aufstehen, bekannte Wege werden nicht mehr gefunden...) Es kommt zu Krisen.
Erster Anlaufpunkt ist meist der Hausarzt. Er schließt in erster Linie körperliche oder psychische Erkrankungen aus, die eine Demenz vortäuschen - denn im Alter kann es auch durch körperliche Erkrankungen wie einer bis dahin unbemerkt verlaufenden Lungenentzündung, einer Zuckerkrankheit, einer Schilddrüsenüberfunktion, einem Hirntumor oder schlicht und einfach durch eine Austrocknung zu einer akuten Verwirrtheit kommen. Tests oder Fachärzte wie Neurologen, Psychiater und Geriater, können hier Aufschluss geben.
Was tun bei chronischer Verwirrtheit?
Chronisch dementielle Erkrankungen sind nicht heilbar, denn die zerstörten Hirnzellen sind nicht wieder herzustellen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, ein Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, solange diese sich noch in einem frühen Stadium befindet. Sind Gefäßerkrankungen des Gehirns die Ursache, können die Risikofaktoren behandelt werden: Blutzucker, Blutdruck, Blutfettwerte einstellen, das Rauchen aufgeben, sich gesund ernähren.
Schwieriger ist es bei der Alzheimererkrankung: Hier können geeignete Medikamente die Menge bestimmter Botenstoffe im Gehirn stabilisieren, beispielsweise sogenannte Cholinesterasehemmer, oder der Wirkstoff Memantine oder vielleicht auch weitere Wirkstoffe. Es gibt Medikamente, um Antriebslosigkeit, Depression oder Unruhe zu behandeln - insgesamt ist die Möglichkeit, die Krankheit aufzuhalten, bisher aber noch gering.
Was tun?
Viel Übung, eine gute aktivierende Pflege und ein angemessener Umgang mit den Betroffenen, um die Auswirkungen der Erkrankung zu mindern und dem Betroffenen den Leidensdruck zu nehmen. Und geübt werden muss, was im Alltag gebraucht wird: die Uhr lesen, Anziehen, Ausziehen, immer dieselben Wege gehen, Zeiten einhalten und Ähnliches.
Was genau ein Leben mit Demenz bedeutet und wie Patienten optimal versorgt werden können, erfahren Betroffene und Angehörige am Mittwoch, 21. September, ab 14.30 Uhr im Glashaus Herten.
Die Veranstaltung „Leben mit Demenz“ wird durchgeführt vom Seniorenbüro Herten in Kooperation mit der AWO (Unterbezirk Münsterland Recklinghausen), dem Caritasverband Herten e.V., dem Gertrudis-Hospital Westerholt und Martinus Ambulante Dienste am Gertrudis-Hospital, der Eintritt ist kostenfrei.
Ansprechpartnerin bei der Stadt Herten:
Jutta Finger, Seniorenbüro, Telefon (0 23 66) 30 35 85 oder -30 35 86
Pressekontakt: Stadt Herten, Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de
Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:
Die Vorbereitungen zum Weltalzheimertag laufen auf Hochtouren. Beteiligt sind (v. li.): Mary Ruhmöller (Caritasverband Herten), Sandra Thomaszik (Caritasverband Herten), Dr. Karl Ott (Ärztlicher Direktor Gertrudishospital), Jutta Finger (Seniorenbüro Stadt Herten), Sabine Plass-Tanzgeschirr (Martinus Ambulante Dienste), Birgit Bachmann (AWO) und Regina Kaiser (Getrudishospital).
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Ankündigung Weltalzheimertag 2011
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Herausgeber:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Herten · D-45699 Herten Telefon (02366) 303-357 · Telefax (02366) 303-523
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