Richard O. Wilhelm trug sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Magdeburg ein
Bedeutender Glasgestalter zu Gast im Magdeburger Rathaus
Schon lange zählt er zu den bedeutendsten deutschen Glasgestaltern: Richard Otfried Wilhelm, im Februar 80 Jahre alt geworden, verewigte sich heute im Goldenen Buch der Landeshauptstadt Magdeburg. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper begrüßte den Künstler im Alten Rathaus und würdigte sein Lebenswerk.
Richard Wilhelm wurde 1932 in Bautzen als Sohn einer traditionsreichen Glaserfamilie geboren. Von klein auf wurde er in das Handwerk der Glaskunst eingeführt. Eine besondere Erfahrung für Richard Wilhelm war die Begegnung mit dem Bautzener Künstler Rolf Friedmann. Der jüdische Maler war ein enger Freund der Familie Wilhelm und zugleich Vorbild für den damals zwölfjährigen Richard. So kam es auch, dass Richard Wilhelm dem jüdischen Künstler half, in einer Dachkammer versteckt, die Nazizeit zu überleben.
Seit jeher von Künstlern umgeben, entschloss sich Richard Wilhelm, in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten und begann 1947 seine Lehre als Bau- und Kunstglaser in Bautzen und Dresden. Im Anschluss daran kam er für sein Studium an die Fachschule für angewandte Kunst nach Magdeburg und schloss es als Werkkünstler für Glasgestaltung ab. Später unterrichtete Richard Wilhelm selbst an der Kunstfachschule. Magdeburg wurde seine neue Wahlheimat, noch heute lebt er zusammen mit seiner Frau im Stadtteil Hopfengarten.
1954 gründete er zusammen mit Reginald Richter und Oskar Hamann das Kollektiv der Magdeburger Glasgestalter. Von der Gründung bis 1984 leitete er die in „Kollegium Bildender Künstler Glasgestaltung Magdeburg“ umbenannte Vereinigung und prägte damit Magdeburgs besondere Bekanntheit auf dem Gebiet der Glasgestaltung. Gemeinsam mit Reginald Richter gestaltete Richard Wilhelm 1976 die „Gläserne Blume“ im ehemaligen „Palast der Republik“, für die beide große Berühmtheit erlangten.
1972 erhält Richard Wilhelm sein Diplom als Glasgestalter an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Im selben Jahr bekommt er den Kunstpreis der DDR verliehen. Weitere Auszeichnungen sind das Diplom für hervorragende Leistungen beim Internationalen Glaskunstwettbewerb im Freistaat Bayern 1977 und der Goethe-Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur 1983.
Seit 1984 ist Richard Wilhelm als freischaffender Glasgestalter in seinem Atelier in Magdeburg tätig, in dem er sich bis heute täglich seiner Kunst widmet. Seit 1989 beschäftigt er sich vorrangig mit der Restaurierung und Neugestaltung von Bleiglasfenstern in historischen Kirchen oder denkmalgeschützten Gebäuden. Zudem schafft er neue Werke für öffentliche und private Räume in ganz Deutschland.
Zu seinen bedeutendsten Werken unserer Stadt zählen unter anderem die Glasbetonfenster im Magdeburger Landtagsgebäude und die fünf restaurierten Glasfenster in der Lemsdorfer Kirche. 2003 fertigte er für den „Raum der Stille“ im Hospiz der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg ein Glasfenster an und gab dem Werk den Namen „Zwischen Himmel und Erde“.
Hintergrundinfos zum Goldenen Buch der Landeshauptstadt Magdeburg
Das Goldene Buch der Stadt gibt es seit 1931. Eingerichtet wurde es während der Amtszeit von Oberbürgermeister Hermann Beims. Mitglieder des Magistrats trugen sich am 10. Mai 1931 als Erste in das Buch ein.
Die Einträge aus der Zeit zwischen 1931 und 1949 sind nicht mehr auffindbar. Von 1949 bis 1985 gab es ein Erinnerungsbuch, in das sich Gäste der Stadt eintrugen. Seit 1985 wird das Goldene Buch in der Tradition von 1931 weitergeführt. Der Eintrag ist eine besondere Ehrung für Personen, die die Stadt besuchen oder sich in besonderer Weise um Magdeburg verdient gemacht haben.
Zu den Persönlichkeiten, die sich im Goldenen Buch eingetragen haben, gehören Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau, die langjährigen Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und Gerhard Schröder, die ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Rita Süßmuth und Wolfgang Thierse, frühere oder heutige Bundesminister wie Hans-Dietrich Genscher, Theo Waigel und Wolfgang Tiefensee, ehemalige Ministerpräsidenten wie Gerhard Glogowski, Oskar Lafontaine und Wolfgang Böhmer sowie zahlreiche Botschafter aus der ganzen Welt.
Im Goldenen Buch verewigt haben sich außerdem die ehemalige Generalbundesanwältin Monika Harms, der langjährige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland Ignatz Bubis, frühere und heutige Oberbürgermeister der Magdeburger Partnerstädte wie Werner Steffens und Dr. Gert Hoffmann (Braunschweig) sowie Bill Purcell (Nashville), die Magdeburger Ehrenbürger Igor Belikow, Heinz Gerling und Dr. Willi Polte, frühere Magdeburger Bürgermeister und Beigeordnete wie Bernhard Czogalla, Dieter Steinecke, Susanne Kornemann-Weber, Werner Kaleschky, Beate Bröcker und Dr. Klaus Puchta, die Ehrenstadträte Frithjof Berfelde, Prof. Reinhold Krampitz, Rainer Löhr, Martin Hoffmann, Gerhard Heinl, Johannes Rink, Eberhard Seifert, Hans-Werner Brüning, Gerald Grünert und Walter Meinecke, der Ehrenortschaftsrat Prof. Adolf Lingener sowie 21 ehemalige Magdeburger jüdischen Glaubens, darunter die Schriftstellerin Nomi Rubel.
In den zurückliegenden Jahren wurden mit einer Eintragung im Goldenen Buch auch der Sohn von Ernst Reuter, Edzard Reuter, der langjährige Bischof Leo Nowak, die mit dem Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" geehrte Österreicherin Gertraud Knoll, der nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 verfolgte und inhaftierte Magdeburger Horst Linowski, der erste Deutsche im Weltall Sigmund Jähn, die UNO-Friedensbotschafterin und Schimpansenforscherin Jane Goodall sowie erfolgreiche Sportler wie die Olympiasieger Dagmar Hase, Andreas Ihle, Manuela Lutze, André Willms und Mark Zabel, die Handballer des SC Magdeburg, der Fußball-„Kaiser“ Franz Beckenbauer, die Boxweltmeister Natascha Ragosina, Regina Halmich und Sven Ottke und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Dr. Theo Zwanziger geehrt.
Auch Künstler und Kulturschaffende wie der Schauspieler Heinz Rühmann, der weltberühmte jüdische Pianist und Magdeburger Ehrenbürger Menahem Pressler, die Telemann-Preisträger Prof. Dr. András Székely und Nikolaus Harnoncourt, der Glasgestalter Reginald Richter und der Generalmusikdirektor a. D. Roland Wambeck bereichern mit ihren Eintragungen das Goldene Buch der Landeshauptstadt Magdeburg ebenso wie besonders engagierte Bürger wie der 2010 verstorbene ehemalige Vorsitzende der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 e.V. Hans P. H. Schuster, der Vorsitzende der Seniorenvertretung Siegfried Brosza und Dr. Rotraud Tönnies von der Bürgerinitiative Olvenstedt.
|