Alle Meldungen
Basisinformationen
Münster-Fotos
Presseinfos abonnieren
Suche
Druckansicht
Logo Stadt Münster


Münster, 07.08.2013

Bogen der Erinnerung reicht von 1454 bis 2010
Stadtarchiv gibt Einblicke in die Gedenklandschaft Münsters / Das älteste und das jüngste Denkmal / Serie Teil 3

Münster (SMS) Sie prägen das Stadtbild. Täglich sehen und übersehen wir sie - Denkmäler und Ehrenmale. Über 100 Objekte erinnern an Straßen, Gebäuden, in Parks und auf Friedhöfen an Opfer von Krieg und Gewalt. Ausgewählte Beispiele für die reiche Gedenklandschaft Münsters - dokumentiert in einer umfangeichen Broschüre des Stadtarchivs - stellen wir in einer Serie vor. Heute: Das älteste und das jüngste Denkmal.

Vom Jahr 1454 bis 2010 spannt sich der weite Bogen der Denkmäler, die in Münster still und doch beredt die Schrecken des Krieges im Gedächtnis halten. Wie der Gedenkstein im Mauerwerk der Apostelkirche an der Neubrückenstraße. Seine Inschrift lautet: „Die Leichen der bei Varlar im Jahre Christi 1454 am Feste des Hl. Arnulf (18.Juli) Gefallenen sind hier eingegraben. Gedenke nun ihrer und sprich ein Ave Maria“.

Im Laufe der Jahrhunderte verwitterte die lateinische Inschrift im Sandstein. Sie wurde Mitte der Hälfte des 20. Jahrhunderts restauriert und wieder in die Kirchenmauer eingesetzt. Auf einer Bronzetafel südlich der Kirche findet der Betrachter die Übersetzung der Inschrift - eine Anregung der Vereinigung Niederdeutsches Münster.

Fehde um Bischofsstuhl

Mit der Schlacht von Varlar erreichte am 18. Juli 1454 die Stiftsfehde (1450-1457) um die Besetzung des Bischofsstuhls ihren Höhepunkt. Bei Coesfeld standen sich die Truppen des Domkapitel-Favoriten Walram von Moers und die Anhänger seine Widersachers Johann von Hoya und der mit ihm verbündeten Gilden gegenüber. In der Schlacht verloren 116 münstersche Bürger ihr Leben. Ihre Leichen wurden nach Münster geschafft und auf dem Aegidii-Friedhof und dem Friedhof der Minoritenkirche (heute Apostelkirche) begraben. Beide Parteien erzielten keinen dauerhaften Erfolg. 1457 bestimmte der Papst Johann von Bayern zum neuen Bischof von Münster.

Das jüngste Denkmal in der Dokumentation ist eine Sandstein-Stele mit Inschriftentafel in Hiltrup unweit der Einmündung des Kanalseitenwegs. Der Gedenkstein wurde vom Bildhauer Bodo Treichler gestaltet und am 9. Juli 2010 zusammen mit drei weiteren Informationstafeln an den Zugängen zum Wald eingeweiht. Das Ensemble erinnert an die Opfer im ehemaligen Zwangsarbeits-Lager „Waldfrieden“. Der Verband der Verfolgten des Naziregimes, der Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und die Bezirksvertretung hatten für diesen Ort der Erinnerung plädiert. Als Unterstützer an ihrer Seite: die Stadt Münster und die Hiltruper Kirchengemeinden.

Stacheldraht und Hunger

Das Lager der Deutschen Arbeitsfront entstand 1940 am heutigen Föhrenweg. Es bestand aus mehreren Baracken, Luftschutzgräben, Küchentrakt und Waschraum. In sechs Baracken drängten sich ab 1943 auf engstem Raum Zwangsarbeiter. Anfangs waren es Polen, später sowjetrussische Familien mit Kindern. Hier lebte auch Nikolai Karpow, der als elfjähriger Junge 1943 nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt wurde. Er schlief mit seiner Großmutter in Baracke 3. Am Lagertor stand auf dem Torbogen die verachtende Aufschrift ‚Jedem das Seine!’, berichtet Nikolai in seinen Erinnerungen „Der kleine Ostarbeiter“ (2002). Tagsüber arbeitete er in einer Gaststätte oder er musste Trümmer wegräumen und zerkleinern. Trotz harter Arbeit gab es nur wenig zu essen: „So war ich dauernd hungrig“.

Die Lagerinsassen vegetierten in überbelegten Baracken und mussten bei der Trümmerräumung in Münster, bei Hiltruper Bauern oder Industriebetrieben Schwerstarbeit verrichten. Viele starben im mit Stacheldraht umzäunten und bewachten Lager. „Wir erinnern besonders an diejenigen Menschen, die Sklavenarbeit und unmenschliche Lebensbedingungen nicht überlebt haben“, steht auf der Metalltafel der Stele geschrieben.

Info: In der Dokumentation "Erinnern im öffentlichen Raum" gibt das Stadtarchiv Münster auf 100 Seiten einen Überblick über die Denkmallandschaft Münsters. Die reich bebilderte Broschüre ist im Stadtarchiv und im Stadtmuseum erhältlich (7,50 Euro).

Fotos: Ein Stein im Mauerwerk der Apostelkirche verweist auf die Schlacht in der Nähe des Klosters Valar vor den Toren Coesfelds. 116 Münsteraner verloren ihr Leben. Die lateinische Inschrift wird auf einer Bronzetafel übersetzt. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Am Föhrenweg in Hiltrup steht diese Steele mit Info-Tafeln. Sie erinnert an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg in den überbelegten Baracken vegetierten. Viele überlebten die unmenschlichen Bedingungen nicht. Fotos (2): Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:
Zum Download bitte mit dem Mauszeiger auf Bild oder Symbol klicken.

Stein Apostelkirche

Tafel mit Übersetzung

Steele am Föhrenweg

[Zurück]


Herausgeberin:
Stadt Münster, Presse- und Informationsamt, 48127 Münster
Tel. 02 51/4 92-13 00, -13 01, -13 02, Fax 02 51/49 2-77 12
www.muenster.de/stadt/medien, presseamt@stadt-muenster.de
presse-service.de