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Münster, 21.08.2013

Gedenken am Wegesrand
Privates Erinnern im öffentlichen Raum / Hofkreuze / Denkmal-Serie: letzter Teil

Münster (SMS) Sie prägen das Stadtbild. Täglich sehen und übersehen wir sie - Denkmäler und Ehrenmale. Über 100 Objekte erinnern an Straßen, Gebäuden, in Parks und auf Friedhöfen an Opfer von Krieg und Gewalt. Ausgewählte Beispiele für die reiche Gedenklandschaft Münsters - dokumentiert in einer umfangeichen Broschüre des Stadtarchivs - stellen wir in einer Serie vor. Zum Abschluss der Serie: Gedenken am Wegesrand.

Am Rand von Bauernhöfen, an Hofzufahrten oder an der Straße stehen sie, die religiösen Wegekreuze. Bewusst sichtbar platziert, um zu zeigen, unter welchem Schutz - sei es ein Heiliger oder ein christliches Symbol - Haus und Hof stehen. Wegekreuze können aber auch ein Ort der Trauer und Erinnerung an verstorbene Angehörige sein. Viele Familien gedenken so der im Krieg gebliebenen Väter, Söhne und Verwandten.

Gelübde führte zum Sandstein-Ensemble

Wie das Hofkreuz mit Gedenkstätte für die Gefallenen der Familie Oskamp in Nienberge-Häger, Hägerfeld 25. Die Sandstein-Anlage mit Kreuz auf einem großen, dreigeteilten Sockel wurde nach 1915 entsprechend der Vorgaben des Gestalters Lamkemeyer aus Nordwalde eingeweiht. Mit dieser Stiftung löste die Familie Oskamp ein Gelübde ein in Erinnerung an vier Familienangehörige, die aus drei Kriegen nicht heimkehrten. Die Seitentafel trägt ihre Namen und Jahresdaten. „Gib und erhalte uns den Frieden“ heißt es in der Inschrift.

Das Wegekreuz der Schützenbruderschaft Heilig Geist von 1879 am Vennheideweg wurde ursprünglich von Bauer Giesbert 1871 auf seinem Hof an der Ecke Geister Landweg / Siemensstraße errichtet. Ein Zeichen seiner Dankbarkeit dafür, dass zwei Söhne unversehrt aus dem Deutsch-Französischen Krieg heimkehrten. Später wurde der Hof an die Stadt Münster verkauft, die dort ein Industriegebiet errichtete. Nach Einsprüchen eines Gewerbetreibenden wurde das Steinkreuz mit Christus-Korpus aus Holz 2011 an den Vennheideweg umgesetzt.

Schützenbruderschaft Geist pflegt Wegekreuz

Nach mehrfacher Restaurierung des Kreuzes pflegt dort die Schützenbruderschaft seit 1980 den Ort des Gedenkens. So stiftete Bernhard Scheiper zur Wieder-Einweihung am 18.11.1980 einen neuen Korpus, Bildhauer Willi Heising hatte zuvor das Kreuz restauriert. Jährlich gedenkt seither die Bruderschaft dort ihrer Verstorbenen. Eine Schrifttafel auf einem Findling zu Füßen des Kreuzes informiert über die Bedeutung der Gedenkstätte.

Ein solcher Hinweis fehlt auf dem Ehrenfriedhof Gasselstiege. Das Hofkreuz aus dem Jahr 1884, davor zehn bemooste Steinkreuze mit Lebensdaten aber lassen Spaziergänger innehalten. Inmitten von Bäumen und Feldern ist die Gedenkstätte am Hof der Familie Holtmann, genannt Große Jüdefeld, jedoch fast in Vergessenheit geraten. Es ist der Ort, an dem im April 1945 zehn deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe fanden. Drei von ihnen waren nicht älter als 18 Jahre. Die Männer sollten Münster verteidigen, als die Amerikaner in den letzten Kriegstagen in die Stadt einrückten.

Würdige Bestattung von jungen Männern bei Wilkinghege

Theodor Holtmann und ein Nachbar fanden ihre Leichen und wickelten sie in Zeltplanen ein, bevor sie aus Nächstenliebe und Achtung vor den Menschen für eine würdige Bestattung sorgten. Nachdem Pastor Rensing von der Dreifaltigkeits-Pfarre den Boden gesegnet hatte, wurden die sterblichen Überreste der Soldaten im Schatten des Kreuzes beerdigt. Ihre Stahlhelme hingen an den Kreuzen … Die Familie Holtmann kümmerte sich bis zur Übergabe 1961 an die Stadt Münster um die Grabstätten, zwei Jahre später übernahm die Betreuung der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Info: In der Dokumentation "Erinnern im öffentlichen Raum" gibt das Stadtarchiv Münster auf 100 Seiten einen Überblick über die Denkmallandschaft Münsters. Die reich bebilderte Broschüre ist im Stadtarchiv und im Stadtmuseum erhältlich (7,50 Euro).

Fotos:

Zwischen Gasselstiege und Steinfurter Straße liegen junge Soldaten begraben. Familie Holtmann sorgte in den letzten Kriegstagen 1945 für eine würdige Bestattung und pflegte den kleinen Friedhof viele Jahre. Foto: Fritz von Poblotzki. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

1946 zeichnete der Künstler Emil Stratmann den anrührenden Friedhof der Familie Holtmann. Damals noch mit den Kreuzen aus Eisen, die später durch Steinkreuze ersetzt wurden. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Wegekreuze symbolisieren privates Gedenken. Die Tafel auf dem Hofkreuz der Familie Oskamp in Nienberge-Häger nennt die in Kriegen gefallenen Angehörigen. Foto: Fritz von Poblotzki. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


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Ehrenfriedhof Gasselstiege

Zeichnung Emil Stratmann

Hofkreuz Familie Oskamp

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