Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 01. Juni 2014

Stadtgeschichte: Der Handwerkerumzug des Gesellenvereins

Bocholter Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats

BOcholt (PID).

„Gott segne das ehrbare Handwerk“ – unter diesen Leitgedanken stellten die Gründer ihren am 9. Juli 1871 ins Leben gerufenen „Katholischen Gesellen-Verein zu Bocholt“. Als Zweck dieser Vereinigung betrachteten sie die „Fortbildung und Unterhaltung der Gesellen Bocholt’s zur Anregung und Pflege eines kräftigen, religiösen und bürgerlichen Sinnes und Lebens, um dadurch einen tüchtigen, ehrenwerthen Meisterstand heranzubilden“.

Als Mittel zum Zweck dienten ihnen öffentliche Vorträge, Unterricht, Gesang, Lesen passender Schriften sowie gegenseitige Hilfe in der Not. Dieser, heute als Kolpingfamilie Bocholt-Zentral bekannte Verein, feierte am 26. Juni 1921 mit einem Handwerkerumzug sein 50-jähriges Bestehen.

Nach dem Pontifikalamt in St. Georg und einem Konzert im Gesellenhaus setzte sich der Festzug von der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Meckenemstraße) in Richtung Innenstadt in Bewegung. Er bestand aus 33 Handwerkerwagen, welche die einzelnen Zünfte und ihre Erzeugnisse präsentierten oder symbolisch darstellten. U. a. führten die Buchbinder ein übergroßes Hypothekenbuch mit sich. Die Friseure zeigten jeweils zwei im Rokokozeitalter übliche Damen- und Herrenfrisuren, während die Schneider ein Riesenbügeleisen in den Zug einbrachten. Darüber hinaus hatten die Müller eine Mühle auf ihrem Wagen errichtet, und die Schlosser zerschnitten auf ihrem Gefährt einen schweren Eisenträger. Der Wagen der Sattler und Dekorateure glich einem mit Perserteppichen geschmückten Beduinenzelt, vor dem sich ein als Araber gekleideter Mann mit seinem Ross postierte. Die Maurer bauten während der Fahrt eine Art Haus. Leider stürzte es auf Grund der holprigen Straßenverhältnisse schon frühzeitig wieder ein. Dagegen fertigten die Bauschreiner symbolisch eine Holzwohnung. Schließlich kennzeichnete noch ein 4,50 Meter hoher Damenschuh das Fahrzeug der Schuhmacher.

Das Foto zeigt die Spitze des Handwerkerumzuges in der Ravardistraße (heute St.-Georg-Platz). Rechts ist die Westseite des Pastorats St. Georg und gegenüber das Geschäftshaus des Tabakwarenhändlers Dierkes zu sehen. Im Hintergrund erhebt sich das Gebäude der Stadtverwaltung (Mitte, mit Zwiebelturm). Auf den Bürgersteigen und von den Fenstern beobachten viele Schaulustige die Reihe der einzelnen Wagen. Eine Musikkapelle führt den Umzug an, dahinter folgt ein bekränztes Jubiläumsschild mit dem Leitwort des Gesellenvereins. Aufschriften mit den weiteren Vereinsprinzipien „Frohsinn und Scherz“ sowie „Eintracht und Liebe“ zieren das erste Kolonnenfahrzeug, den Kolpingwagen. Dieser trägt zudem ein Modell des am 5. Juli 1914 eingeweihten Kolpingdenkmals.

Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt. Foto mit freundlicher Genehmigung von Maria Behrens.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Handwerkerumzug vom 26. Juni 1921 (Foto: Stadtarchiv / mit freundlicher Genehmigung von Maria Behrens)
Der "Katholische Gesellenverein zu Bocholt" feierte am 26. Juni 1921 mit einem Handwerkerumzug sein 50-jähriges Bestehen. (Foto: Stadtarchiv / mit freundlicher Genehmigung von Maria Behrens)