Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 18. Juni 2014

Europa: Suderwick war ein geteilter Ort

Ausstellungseröffnung „Einmal Niederlande und zurück“

Bocholt (PID) Wie lebten die Deutschen unter niederländischer Verwaltung? Wie kam es zu den Grenzkorrekturen? Und was ist von diesen niederländischen Jahren heute noch geblieben? Diese Fragen beantwortet die Ausstellung „Einmal Niederlande und zurück“, die bis zum 12. Juli 2014 im Medienzentrum Bocholt stattfindet. Sie zeigt die spannende und wechselvolle Geschichte im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden von 1949 – 1963.

„Die Wanderausstellung „Einmal Niederlande und zurück“ oder – wie es bei unseren niederländischen Nachbarn heißt – „Een Retourtje Nederland“, so Bürgermeister Peter Nebelo in seiner Begrüßung, „widmet sich dem weitgehend vergessenen Kapitel der deutsch-niederländischen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg: der niederländischen Annexionspolitik, ihren Ursachen und Folgen und ihren Auswirkungen auf die Menschen in den betroffenen Gebieten im Westen Deutschlands.“ Bürgermeister Bert Berghoef von der Gemeinde Aalten wies in seinem Grußwort darauf hin, dass es die Grenze physisch nicht mehr gibt, die Geschichte existiert jedoch noch.

Peer Boselie, Vorsitzender der „Stichting Cultuur en Grenzgeschiedenis“ freute sich, dass bei den Ausstellungen im niederländischen Selfkant/Sittard und in Münster 4.500 interessierte Besucherinnen und Besucher waren. „Die Ausstellung ist mit großem Wissen realisiert worden“, so Boselie.

10.000 Deutsche lebten unter niederländischer Auftragsverwaltung

Der Historiker und Projektkoordinator bei der Euregio Rhein-Waal, Kleve, Tim Terhorst, führte in die Ausstellung ein. Er berichtete, dass bereits im Jahr 1944 erste Forderungen nach Reparationen in den Niederlanden laut wurden. Bis zum Jahr 1949 gab es jedoch keine große Staatsmehrheit für ein „riesengroßes“ niederländisches Staatsgebiet. Von den im Jahr 1946 zunächst geltend gemachten Ansprüchen, die auf die Annexion von insgesamt 1.750 km² Land im Westen des zugrunde gegangenen Deutschen Reiches hinausliefen, wurden 1949 circa 70 km² vorläufig unter niederländische Verwaltung gestellt. 10.000 Deutsche lebten bis 1963, als die Gebiete zurückgegeben wurden, unter niederländischer Hoheit. Suderwick war dabei besonders betroffen. Anders als Elten, wo ein ganzes Dorf mit 3.000 Einwohnern an die Niederlande ging, wurde der heutige Bocholter Ortsteil geteilt. 350 Menschen aus Suderwick-West kamen zu den Niederlanden.

Manuela Friedrich, Projektleiterin und Kuratorin der Wanderausstellung „Einmal Niederlande und zurück“ betonte den eigenen Stellenwert Suderwicks bei diesen Grenzkorrekturen. „Suderwick wurde als Dorf getrennt“, so Friedrich. Dieser Teil der Geschichte ist bisher noch nicht so erforscht worden, wie die Grenzkorrekturen in Elten und im Selfkant. Hierzu leistet die jetzige Ausstellung einen ersten Beitrag.

Ausstellungseröffnung in Montferland

Bereits einen Tag vor der Eröffnung der Ausstellung in Bocholt enthüllte die Bürgermeisterin der niederländischen Gemeinde Montferland, Ina Leppink, am 16. Juni 2014 eine Informationssäule in der dortigen Tourist-Info. Sie tat dieses gemeinsam mit den niederländischen Mädchen, Anna Janssen und Aukje de Jong, die in der Schule Deutsch lernen. Innerhalb von neun Minuten können Besucherinnen und Besucher der Tourist-Info einen Eindruck von der Ausstellung „Einmal Niederlande und zurück“ erhalten und sind eingeladen, diese in Bocholt zu besuchen. An der Enthüllung nahmen nicht nur die 1. stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bocholt Christel Feldhaar, sondern auch der Emmericher Bürgermeister Johannes Diks teil.

Geschichte der Gemeinde Elten von 1949 – 1963

Im Anschluss stellte der niederländische Historiker Edwin Zweers die Geschichte der Gemeinde Elten, die mit 3.000 Einwohnern von 1949 bis 1963 zu den Niederlanden gehörte, vor. In seinem spannenden Vortrag hatte Zweers zahlreiche Zeitungsartikel und Fotos zusammengetragen, die die „Grenzkorrektur“ in Elten, das Leben unter niederländischer Verwaltung sowie die „Butternacht“ vom 30. Juli auf den 1. August 1963 dokumentierten. „Deutsche werden Holländer“ oder „Schwarzer Tag für Elten“, so stand z. B. in einer Zeitung am 23. April 1949.

Zwei Wochen, so berichtete er weiter, wurde Elten damals von der Außenwelt abgeschlossen, um Pässe auszugeben, Verkehrsschilder auszutauschen usw.; dann jedoch fand bereits wieder der Markt in der Dorfmitte statt. Besonders beeindruckend war der Aufbau des Kirchturms in Hochelten, der mit Hilfe der Niederländer erfolgte. Als besondere Attraktion, so schmunzelte Zweers, baute man in Hochelten im Jahr 1950 einen 80 Meter hohen Aussichtsturm, der mit zu den höchsten Erhebungen der damaligen Niederlande zählte. Am 1. August 1963 kehrte Elten zur Bundesrepublik Deutschland – ohne große Feier – zurück. Damals wie heute, so Zweers, galt das Wort „Die deutsch-niederländische Zusammenarbeit ist das Selbstverständlichste auf der Welt.“

Veranstalter und Förderer

Die Ausstellung „Einmal Niederlande und zurück“ wird von der „Stichting Cultuur en Grensgeschiedenis“ in Zusammenarbeit mit dem „Duitsland Instituut Amsterdam“, dem „Zentrum für Niederlandse-Studien Münster“, der Stadt Bocholt und den Gemeinden Aalten und Monterferland sowie der Regio Achterhoek aus den benachbarten Niederlanden gezeigt. Sie wird durch die Volksbank Bocholt, den Heimatverein Suderwick, der Stichting Bewaar ‚t Olde Dinxperlo, dem Lionsclub Montferland-Emmerich, dem Kreis Borken und dem Europe-direct Informationszentrum Bocholt gefördert.

Begleitprogramm zur Ausstellung

„Gute Nachbarn sind ein echter Schatz“ – vom 23. Juni bis zum 5. Juli 2014 wird im Rathausfoyer, Berliner Platz, Bocholt, eine deutsch-niederländische Plakatausstellung gezeigt. Auf 16 Plakaten haben 14- und 15-jährige Schülerinnen und Schüler ihre Sicht auf die Niederlande und Deutschland kundgetan. Die Plakate sind am „Tag der Nachbarsprache“ am 10. April 2014 im Bocholter Textilwerk im Kunstworkshop gemacht worden.

Am Sonntag, 29. Mai 2014, lädt der Heimatverein Suderwick in Kooperation mit der Stadt Bocholt zum „Suderwicker Radwandertag“ unter dem Motto „Einmal Niederlande und zurück“ ein. Zwei Rundtouren führen zur Ausstellung im Medienzentrum, die man an diesem Tag bis 15 Uhr besuchen kann. Selbstverständlich können Führungen durch die Ausstellung auch zu anderen Terminen erfolgen. Anmeldung und weitere Informationen gibt es im Fachbereich Kultur und Bildung, Daniela Niehaves, Tel.-Nr. 02871/252241.

Der Kreis Borken lädt am Dienstag, 1. Juli 2014, um 17 Uhr zu einer besonderen Führung durch das Kreisarchiv in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bocholt ein. Beim Rundgang wird Dr. Volker Tschuschke besonders auf Archivalien eingehen, die aus der wechselvollen Geschichte Suderwicks berichten.

Berichte von Zeitzeugen können interessierte am Donnerstag, 3. Juli 2014, 19 Uhr, im Medienzentrum hören. Die Stadt Bocholt lädt in Kooperation mit dem Heimatverein Suderwick im Rahmen des Gesprächskreises Bocholter Stadtgeschichte Interessierte zu einer offenen Podiumsdiskussion ein. Dabei sollen möglichst viele Aspekte des täglichen Lebens an und mit der damals neuen Grenze besprochen werden.

 

Öffnungszeiten der Ausstellung im Medienzentrum

Di, Mi, Fr: 10 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr

D: 12 – 20 Uhr

Sa: 10 – 13 Uhr

Eintritt frei!

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Einmal NL und zurück - Bild 1
Bürgermeister Peter Nebelo (rechts am Rednerpult) eröffnet die Wanderausstellung "Einmal Niederlande und zurück" im Medienzentrum Bocholt am 17. Juni 2014. (Foto: Stadt Bocholt, Petra Taubach)

Einmal NL und zurück - Bild 2
Titelbild der auf Holzplatten präsentierten Ausstellung "Einmal Niederlande und zurück" (Foto: Stadt Bocholt, Petra Taubach)

Einmal NL und zurück - Bild 3
Interessierte Besucher stöbern in den Ausstellungsstücken der Wanderausstellung "Einmal Niederlande und zurück". (Foto: Stadt Bocholt, Petra Taubach)