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Pressemitteilung vom 12. August 2014 |
Zahl der Asylbewerber im Landkreis Kassel weiter auf hohem Niveau – weiterer Anstieg im Herbst erwartet Kreis Kassel. Die Zahl der im Landkreis Kassel zu betreuenden Asylbewerber steigt weiter an. „Ende Juni lebten 676 Asylbewerberinnen und Asylbewerber im Kreis – wir gehen davon aus, dass im Herbst die Zahl der Zuweisungen wieder stärker steigen wird“, berichtet Vizelandrätin Susanne Selbert. Bis zum Ende des Jahres sei eine Gesamtzahl von 1.000 Asylbewerberinnen und Asylbewerbern „weiterhin nicht unwahrscheinlich“. Die aktuellen Zahlen belegen erneut die Fluktuation bei den Asylsuchenden. Während im Frühjahr eine Stabilisierung der Flüchtlingszahlen erfolgt, steigt die Zahl in der zweiten Jahreshälfte wieder an. Die Gründe für die Statistikveränderungen sind zahlreich: Asylbewerberinnen und Asylbewerber können einen anderen Aufenthaltsstatus erhalten, sie reisen freiwillig zurück in die jeweiligen Herkunftsländer, werden abgeschoben oder sie werden in einen sicheren Drittstatt zurückgeführt.
Rund 45 Prozent der Asylbewerberinnen und Asylbewerber (302) leben aktuell in Privatwohnungen im Landkreis – 374 leben in Gemeinschaftsunterkünften. Selbert: „Unser Ziel ist es, möglichst viele Mietverhältnisse in Wohnungen zu realisieren, da diese Unterbringungsform die Integration und die Teilhabe am Leben in Deutschland am besten ermöglicht“. Entsprechender Wohnraum werde daher weiterhin gesucht. Selbert: „Wir – Kreis und Vermieter - haben sehr gute Erfahrungen mit der Unterbringung von Asylbewerbern in Privatwohnungen gemacht“.
Alle Vermieter, die noch freie Wohnungen zur Verfügung haben, sollten sich mit Pia Fischer vom Fachbereich Soziales in Verbindung setzen (Tel.: 0561/1003-1843/Mail: pia-fischer@landkreiskassel.de) und so zu helfen, den hilfesuchenden Menschen den Einstieg in ein geregeltes Leben in Deutschland zu erleichtern. Gesucht werden vor allem auch kleinere Wohnungen für Alleinstehende. Bei der Unterbringung in Privatwohnungen werden die Mietverträge mit den Asylsuchenden geschlossen – der Landkreis übernimmt jedoch die Unterkunftskosten für die Asylbewerber.
Da der Wohnungsmarkt im Landkreis jedoch nicht so flexibel auf die wachsende Zahl von asylsuchenden Menschen reagieren kann, habe der Landkreis die Kapazitäten in Gemeinschaftsunterkünften angepasst. Aktuell betreibt der Kreis eigene Gemeinschaftsunterkünfte in der Pommernanlage in Wolfhagen-Gasterfeld (174 Plätze belegt), im „Rosengarten“ in Vellmar (33 Plätze belegt) und in der „Rotten Breite“ bei Nieste (23 Plätze belegt). Außerdem gibt es noch von Privaten betriebene Gemeinschaftsunterkünfte in Fuldatal (90 Plätze belegt), Helsa (37 Plätze belegt) und Trendelburg (17 Plätze belegt). In allen Gemeinschaftsunterkünften werden die Asylbewerber durch Sozialpädagogen und Hausleiter betreut. Selbert: „Mit Blick auf die angekündigten Zuweisungszahlen ist absehbar, dass wir noch weitere Gemeinschaftsunterkünfte benötigen“. Die Gemeinschaftsunterkünfte dienen als erste Anlaufstelle für die zugewiesenen Asylbewerber – zu einem Daueraufenthalt sollen sie nicht werden, so die Vizelandrätin weiter. Bisher habe der Landkreis noch nicht zu dem in anderen hessischen Kreisen bereits genutzten Mittel der Direktzuweisung von Asylbewerbern an die Kommunen greifen müssen. „Wir stehen in engem Austausch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, um potenzielle Liegenschaften für Gemeinschaftsunterkünfte zu prüfen“, informiert Selbert.
Die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die aktuell im Landkreis Kassel leben, kommen aus über 40 verschiedenen Herkunftsländern. Die meisten Menschen stammen aus Somalia (115), Afghanistan (76), Eritrea (71), Serbien (64), Armenien (40) und dem Irak (36). Weitere häufiger vertretene Herkunftsländer sind Iran, Syrien, Pakistan und Algerien und die Russische Föderation.
Die Wohnorte der Asylbewerber im Landkreis verteilen sich auf 19 Kommunen im Landkreis. Bedingt durch die Gemeinschaftsunterkünfte wohnen die meisten Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Wolfhagen (211), Fuldatal (127) und Vellmar (73).
Ein besonderer Dank gelte allen Beteiligten der verschiedenen Unterstützerkreise für die vom Kreis betriebenen Gemeinschaftsunterkünfte. „Wir sind sehr froh über diese gelebte Solidarität, die zeigt, dass eine große Bereitschaft in der Bevölkerung besteht, sich um Menschen zu kümmern, die in ihren Heimatländern vielfach unvorstellbaren Repressalien und Verfolgungen ausgesetzt sind“, bekräftigt Selbert.
Kritisch sieht Selbert weiterhin die fehlende finanzielle Unterstützung seitens des Landes. „Das Land Hessen kommt nach wie vor nicht seiner Finanzierungsverantwortung für die Leistungen für Asylbewerber nach“, stellt Selbert fest. Der Landkreis Kassel habe seit 2009 rund neun Millionen Euro mehr für die Betreuung, Unterbringung und Versorgung der zugewiesenen Asylbewerber aufgebracht, als vom Land erstattet wird. Nach Erhebungen des Hessischen Landkreistages beläuft sich diese Kostenunterdeckung hessenweit mittlerweile auf 200 Millionen Euro. Da das Land keinerlei Initiativen zu einer adäquaten Finanzausstattung der Landkreise und kreisfreien Städte unternehme, werden sich „die Schulden des Landes bei uns 2014 weiter um mindestens 250.000 Euro erhöhen“, rechnet Selbert vor.
Die entsprechenden Erhebungen des Landkreistages werden auch vom Hessischen Rechnungshof bestätigt, der in seinem Kommunalbericht 2013 feststellt, dass im Jahr 2011 der Eigenanteil der betrachteten Landkreise für die Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern in Hessen bei durchschnittlich 46 Prozent lag. Das heißt, vom Land wurden nur knapp über die Hälfte der anfallenden Kosten übernommen. Selbert: „Dieser Trend hält bis heute an“.
Die Forderung des Landkreistages an das Land, den Ansatz im Entwurf des Nachtragshaushaltes von 60 auf 120 Millionen Euro zu verdoppeln und damit die bei den Kommunen entstehenden Kosten für die Erbringung der Landesaufgabe zu übernehmen, sei weiter aktuell. „Die Schulden des Landes bei uns und den anderen Landkreisen hält uns aber nicht davon ab, die Flüchtlinge willkommen zu heißen und gut zu betreuen“, so Selbert abschließend.
Hintergrund: Die aufgeführten Zahlen beziehen sich auf die Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Sofern die Asylbewerberinnen und Asylbewerber einen anderen Aufenthaltstitel (wie z.B. eine Aufenthaltserlaubnis von mehr als sechs Monate erhalten) werden sie in dieser Statistik nicht mehr erfasst. Die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen, die als Asylbewerber eingereist sind, ist daher höher. Eine statistische Erfassung findet allerdings nicht statt. Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn |
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LANDKREIS KASSEL
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Harald Kühlborn
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