(pen) „Diese Wohngemeinschaften machen es den Betroffen dank der Unterstützungsangebote möglich, trotz ihrer Demenz in einer häuslichen und familiären Umgebung zu leben und unter Anleitung den Alltag zu meistern. Der häufig ungeliebte Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung kann so vermieden werden.“ Landrat Dr. Arnim Brux bewertet die früher vor allem Studenten vorbehaltene Form des Zusammenlebens auch für andere Altersgruppen als einen Schritt in die richtige Richtung.
Die ersten Wohngemeinschaften für Demenzerkrankte waren im Ennepe-Ruhr-Kreis Mitte 2011 eingerichtet worden. Seitdem bietet die Evangelische Stiftung Volmarstein in Gevelsberg in zwei Wohnungen insgesamt 14 Plätze an. Dank einer Kooperation zwischen der Evangelischen Stiftung Volmarstein und der „Die Voerder“ aus Ennepetal können in absehbarer Zeit zwei weitere Wohngemeinschaften angeboten werden. „Diese Zusammenarbeit zwischen einem ambulanten Dienstleister und einer Wohnungsbaugenossenschaft ist eine Premiere“, freuen sich Jürgen Dittrich sowie die Genossenschaftsvorstände Henning Pohl und Achim Spannagel über das gemeinsame Projekt. Im Sinne der Demenzerkrankten hoffen die Initiatoren, zu denen auch der Ennepe-Ruhr-Kreis zählt, zudem, dass diesem Beispiel weitere Akteure aus den Bereichen Pflege und Wohnungswirtschaft folgen werden.
Die beiden Wohngemeinschaften, denen Flächen von 400 sowie 285 Quadratmetern zur Verfügung stehen sollen, ziehen in ein Gebäude ein, das bis Herbst 2016 am Breslauer Platz in Ennepetal entstehen soll. Vorgesehen sind jeweils Gemeinschaftsräume und Küche sowie neun beziehungsweise sieben Einzelzimmer mit Dusche und WC. Zudem wird „Die Voerder“ als Vermieter die Außenflächen mit Garten und Terrasse so gestalten, dass sie den Bedürfnissen von demenzerkrankten Menschen gerecht werden.
Gleiches gilt für die Betreuung. Gerontopsychiatrisch geschulte Kräfte der Evangelischen Stiftung Volmarstein sind ganztägig präsent und kümmern sich um die Bewohner. Die Pflege wird von einem - frei wählbaren - Pflegedienst übernommen. „Und selbstverständlich“, so Dittrich, „sind die Angehörigen eingeladen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an der Pflege und Betreuung zu beteiligen.“ Im Rahmen des Projektes „Miteinander füreinander im Stadtteil“, für das der Ennepe-Ruhr Kreis Projektmittel erhält, sollen die Bewohner zudem aktiv in ihr Wohnquartier eingebunden werden.
Die Kreisverwaltung sieht in der Kooperation einen wichtigen Beitrag, um die Altenhilfe- und Pflegestrukturen im Ennepe-Ruhr-Kreis weiter zu entwickeln. „Wir haben es uns schließlich zum Ziel gesetzt, die Errichtung und den Betrieb von ambulant betreuten Wohngemeinschaften für pflegebedürftige und demenzerkrankte Menschen voran zu treiben“, macht Katrin Kügler vom Fachbereich Soziales und Gesundheit deutlich.
In diesem Zusammenhang erinnert sie auch an das Angebot des Kreises, das dieser seit einiger Zeit ambulanten Pflegediensten sowie Fördervereinen macht. Sie können für Wohngemeinschaften eine „Anschubfinanzierung“ beantragen. Der Kreis beteiligt sich dabei zum einen an den Investitionskosten für die erstmalige Einrichtung der Wohngemeinschaft. Zum anderen springt er auch ein, wenn in der Anfangsphase Räume der Wohngruppe nicht belegt werden können und es so zu Mietausfällen kommt. Die maximalen Fördersummen liegen bei 15.000 (Investitionskosten) bzw. 7.500 Euro (Mietausfall). Ansprechpartner für interessierte Pflegedienste und Fördervereine ist Bernd Biewald, Telefon: 02336/93 2268.