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Pressemitteilung vom
13. Oktober 2014
Weiteres Haus für Flüchtlinge in der Pommernanlage Wolfhagen-Gasterfeld – Landkreis reagiert auf steigende Asylbewerberzahlen

Wolfhagen/Kreis Kassel. „Wir werden ein weiteres Haus in der Pommernanlage in Wolfhagen-Gasterfeld für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen“, kündigt Vizelandrätin Susanne Selbert bei einem Besuchstermin in der bestehenden Gemeinschaftsunterkunft in der ehemaligen Kaserne an. Die Zahl der vom Landkreis zu betreuenden Asylbewerber werde in den nächsten Monaten weiter steigen. Selbert: „Ende September lebten 799 Asylbewerberinnen und Asylbewerber im Kreis – jede Woche kommen zurzeit bis zu 30 Menschen hinzu und wir liegen noch unter der vom Land vorgegebenen Zahl der Zuweisungen“. Bis zum Ende des Jahres werde die Zahl von 1.000 Asylbewerbern sicher erreicht und im nächsten Jahr werde nach den Ankündigungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge die Zahl weiter steigen.

Dies bedeute, dass über den gesamten Landkreis Kassel verteilt bereits weitere mögliche Liegenschaften überprüft wurden und ausgebaut werden müssen. „In der Regel sind diese Liegenschaften jedoch nicht ohne weiteres nutzbar, da häufig noch erhebliche Umbaumaßnahmen erforderlich sind und sich die Vertragsverhandlungen mit den Besitzern oftmals als nicht ganz einfach erweisen“, informiert Selbert.

In der Pommernanlage stehe jedoch eine Liegenschaft zur Verfügung, die einer kreiseigenen Gesellschaft gehört und in den nächsten Wochen belegt werden kann.

 

 

Selbert: „Entscheidend ist aber, dass wir durch den bereits bestehenden Betrieb von zwei Häusern viele Erfahrungen gesammelt haben und die Menschen dort gut untergebracht und betreut werden können. Wir trauen uns deshalb zu, in der Pommernanlage noch weitere 90 Flüchtlinge gut betreuen zu können und werden dies durch einen weiteren Hausleiter und einen Sozialpädagogen sicherstellen“.

 

Positiv sei auch die „tolle Arbeit des Unterstützerkreises, dem wir zukünftig noch stärker bei seiner Arbeit unter die Arme greifen wollen“, so die Vizelandrätin weiter.

 

Aktuell leben 178 Asylbewerber in der Pommernanlage -  die Gesamtzahl könnte in den nächsten Monaten dann auf bis zum 270 steigen. Außerdem ist noch die Nutzung eines leer stehenden Hotels in Wolfhagen-Niederelsungen mit bis zu 25 Plätzen geplant.

 

Aber auch in anderen Kreisteilen plant der Landkreis weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Selbert: „Denn all diese Anstrengungen sind erforderlich, um den kreisangehörigen Kommunen nicht zwangsweise Asylbewerber zuweisen zu müssen oder sie in nicht geeigneten menschenunwürdigen Unterkünften unterzubringen“.

 

Bisher hat der Landkreis noch nicht zu dem in anderen hessischen Kreisen bereits genutzten Mittel der Direktzuweisung von Asylbewerbern an die Kommunen greifen müssen. „Wir stehen in engem  Austausch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, um potenzielle Liegenschaften für Gemeinschaftsunterkünfte zu prüfen“, informiert Selbert.

 

Rund 40 Prozent der Asylbewerberinnen und Asylbewerber (315) leben aktuell in Privatwohnungen im Landkreis – 484 leben in Gemeinschaftsunterkünften. „Die Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft ist am Anfang der beste Weg, sich zumindest ansatzweise in unserer Region zu akklimatisieren“, ergänzt Jörg Roßberg, der als Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis für die Unterbringung und Betreuung der Asylbewerber zuständig ist.

 

Durch die Betreuung durch die Mitarbeiter des Landkreises und die Arbeit der Unterstützerkreise werde so schrittweise die Voraussetzung geschaffen, dass die Flüchtlinge selbst eine Wohnung anmieten.

Roßberg: „Unser Ziel bleibt es, möglichst viele Mietverhältnisse in Wohnungen zu realisieren, da diese Unterbringungsform die Integration und die Teilhabe am Leben in Deutschland am besten ermöglicht“.

Entsprechender Wohnraum werde daher weiterhin gesucht. „Wir – Kreis und Vermieter - haben sehr gute Erfahrungen mit der Unterbringung von Asylbewerbern in Privatwohnungen gemacht“, so Roßberg weiter. Aktuell fehle es besonders an Wohnungen für alleinstehende Asylbewerber.

 

Alle Vermieter, die noch freie Wohnungen zur Verfügung haben, sollten sich mit Pia Fischer vom Fachbereich Soziales in Verbindung setzen (Tel.: 0561/1003-1843/Mail: pia-fischer@landkreiskassel.de) und so zu helfen, den hilfesuchenden Menschen den Einstieg in ein geregeltes Leben in Deutschland zu erleichtern. Bei der Unterbringung in Privatwohnungen werden die Mietverträge mit den Asylsuchenden geschlossen – der Landkreis übernimmt jedoch die Unterkunftskosten für die Asylbewerber.

 

Zurzeit betreibt der Landkreis eigene Gemeinschaftsunterkünfte in der Pommernanlage in Wolfhagen-Gasterfeld (178 Plätze belegt), im „Rosengarten“ in Vellmar (39 Plätze belegt) und in der „Rotten Breite“ bei Nieste (30 Plätze belegt). Außerdem gibt es noch von Privaten betriebene Gemeinschaftsunterkünfte in Fuldatal (112 Plätze belegt), Helsa (53 Plätze belegt) und Trendelburg (28 Plätze belegt). Außerdem hat der Landkreis kurzfristig freie Zimmer in zwei gastronomischen Betrieben in Calden und Kaufungen angemietet – hier sind insgesamt 43 Asylbewerber untergebracht.

In allen Gemeinschaftsunterkünften werden die Asylbewerber durch Sozialpädagogen und Hausleiter betreut. Die Unterkunft in Trendelburg-Deisel diene aktuell als Vorbild für eine geplante Gemeinschaftsunterkunft im Raum Beverungen. „Dies zeigt, dass wir uns bei allen Unterkünften um eine menschenwürdige und den besonderen Bedürfnissen der häufig traumatisierten Menschen angepasste Unterbringung und Betreuung bemühen“, so Vizelandrätin Selbert weiter.

 

Die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die aktuell im Landkreis Kassel leben, kommen aus über 40 verschiedenen Herkunftsländern. Die meisten Menschen stammen aus Somalia (113), Eritrea (102), Serbien (91), Afghanistan (79), Syrien (57) und Armenien (40). Weitere häufiger vertretene  Herkunftsländer sind Algerien, Iran, Pakistan, Irak und das Kosovo.

Die Wohnorte der Asylbewerber im Landkreis verteilen sich auf 20 Kommunen im Landkreis. Bedingt durch die Gemeinschaftsunterkünfte wohnen die meisten Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Wolfhagen (220), Fuldatal (142) und Vellmar (82). Weitere Kommunen mit einer nennenswerten Anzahl von Asylbewerbern sind Lohfelden, Helsa und Kaufungen.

 

Ein besonderer Dank gelte allen Beteiligten der verschiedenen Unterstützerkreise für die vom Kreis betriebenen Gemeinschaftsunterkünfte.

„Wir sind sehr froh über diese gelebte Solidarität, die zeigt, dass eine große Bereitschaft in der Bevölkerung besteht, sich um Menschen zu kümmern, die in ihren Heimatländern vielfach unvorstellbaren Repressalien und Verfolgungen ausgesetzt sind“, bekräftigt Selbert.

Besonders in der Kritik steht die weiter nicht ausreichende finanzielle Unterstützung seitens des Landes. „Die jetzt angekündigte Erhöhung der vom Land an die Kommunen überwiesene Pauschale um 15 Prozent ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisiert Selbert. Aktuell erhält der Landkreis Kassel 520,97 Euro für jeden zugewiesenen Asylbewerber – eine Erhöhung um 15 Prozent zum 1. Januar 2015 lässt diese Summe auf 599,12 Euro ansteigen. Gestützt wird die Auffassung der zu geringen Finanzierungsausstattung der Kommunen in Hessen im Bereich Asylbewerberbetreuung und –unterbringung durch ein Gutachten des Landesrechnungshofs. Dieser hatte in seinem Kommunalbericht 2013 feststellt, dass im Jahr 2011 der Eigenanteil der betrachteten Landkreise für die Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern in Hessen bei durchschnittlich 46% lag. „Das heißt, vom Land wurden nur knapp über die Hälfte der anfallenden Kosten übernommen“, stellt Selbert fest.

 

An dieser grundsätzlichen Unterfinanzierung ändere daher auch die „überfällige Erhöhung der Pauschalen nichts“. Besonders problematisch sei, dass das Land mit keinem Wort auf die bisher aufgelaufenen allein von den Kommunen getragenen Kosten eingeht. „Allein im Landkreis Kassel sind von 2009 bis 2013 rund neun Millionen Euro an Schulden des Landes bei uns aufgelaufen und dieser Betrag wird im nächsten Jahr weiter ansteigen“, rechnet die Vizelandrätin vor.

 

 

 

 

Hintergrund:

Die aufgeführten Zahlen beziehen sich auf die Leistungsberechtigten nach dem  Asylbewerberleistungsgesetz. Sofern die Asylbewerberinnen und Asylbewerber einen anderen Aufenthaltstitel (wie z.B. eine Aufenthaltserlaubnis von mehr als sechs Monate erhalten) werden sie in dieser Statistik nicht mehr erfasst. Die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen, die als Asylbewerber eingereist sind, ist daher höher. Eine statistische Erfassung findet allerdings nicht statt.



Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn

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LANDKREIS KASSEL
Pressesprecher
Harald Kühlborn
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