Der Beigeordnete für Kommunales, Umwelt und Allgemeine Verwaltung, Holger Platz, der Leiter des Magdeburger Umweltamtes, Rolf Warschun, sowie ein Experte der Unteren Umweltschutzbehörde haben am Mittag den Genehmigungsbescheid erläutert, der die Fällung der Bäume in der Zollstraße erlaubt. „Wir gehen damit einen großen Schritt in Richtung verbesserter Hochwasserschutz für die Anwohner auf dem Werder“, erklärte der Beigeordnete Holger Platz.
„Die Untere Naturschutzbehörde ist der Auffassung gefolgt, dass der derzeit existierende Baumbestand die Bauarbeiten zur Errichtung einer Hochwasserschutzwand nicht überstehen würde“, so Holger Platz weiter. Laut Landesnaturschutzgesetz (§ 21) sind Baumreihen an Straßen und anderen öffentlichen Verkehrsflächen geschützt. Die Genehmigungsbehörde bezieht sich bei ihrer Entscheidung auf § 67 des Bundesnaturschutzgesetzes. Dieser eröffnet die Möglichkeit, vom Verbot der Beseitigung einer Baumreihe eine Befreiung zu gewähren, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses notwendig ist. „Dabei betrachtet die Untere Naturschutzbehörde die Baumreihe als Ganzes und nicht jeden einzelnen Baum“, führte Holger Platz aus.
Zum öffentliche Interesse erklärte der Beigeordnete für Kommunales, Umwelt und Allgemeine Verwaltung: „Dieses Interesse besteht vorwiegend im Schutz des Stadtteils Werder vor Überschwemmung. Dieser Schutz kann in der Zollstraße dauerhaft nicht durch den Einsatz mobiler Einrichtungen gewährleistet werden. Zur Errichtung der geplanten Spundwand gibt es sachlich und aufgrund der räumlichen Verhältnisse keine Alternative.“
Der Einsatz der großen und schweren Geräte und Maschinen wäre ohne erhebliche und dauerhafte Schädigung der Bäume nicht möglich. Die Baumkronen, vor allem bei den älteren Bäumen, müssten radikal gekürzt werden, um Baufreiheit zu schaffen. Mit dem hier erforderlichen Rückschnitt würde der Charakter der Baumreihe völlig zerstört. Zudem würde durch die Spundwand der Wurzelraum der Linden erheblich verkleinert. Alternative Bautechnologien wurden durch Bau- und Umweltschutzexperten ausgeschlossen.
Zudem ist die Allee in ihrem jetzigen Zustand sehr heterogen. Das geht auf das unterschiedliche Alter der Bäume zurück, die dadurch auch verschieden hoch und in der Krone breit sind. Eine beträchtliche Zahl der Bestandsbäume weist erhebliche Schäden auf, und die Vitalität der Linden ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Zu jedem Baum wurde dezidiert eine Aussage zum aktuellen Zustand verfasst, die auch dem Genehmigungsantrag beilag. Holger Platz: „Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass zum jetzigen Zeitpunkt bereits rund 40% der Linden so vorgeschädigt sind, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Baumaßnahmen nicht überstehen würden.“ Damit ist nachgewiesen, dass die Baumreihe an sich gar nicht erhalten bleiben kann.
Nach Abschluss der Baumaßnahmen wird die Stadt verpflichtet, einen Ausgleich für die gefällten Bäume in der Zollstraße zu schaffen. Die Untere Naturschutzbehörde gibt dem Antrag statt, 70 Kaiser-Linden (Hochstamm) zu pflanzen. Der Abstand zwischen den einzelnen Bäumen wird 13,5 Meter betragen, um eine einheitliche Baumreihe zu erhalten, die auch dem Alleen-Charakter entspricht. Die Pflanzung muss spätestens Ende April 2016 erfolgt sein.
Für das künftige Bild der Zollstraße ergeben sich zusammenfassend folgende gestalterischen Vorteile aus der Fällung der Bestandsbaumreihe sowie deren Neupflanzung: Zum Ersten ist die Baumreihe derzeit aus Bäumen unterschiedlicher Standzeit zusammengesetzt. Durch die Neupflanzung der gesamten Baumreihe in für die Bäume optimierte Baumgruben entsteht eine homogene Baumreihe und erfolgt eine Aufwertung und Modernisierung der Ansicht des Werders im Bereich der Zollstraße von Westen. Zum Zweiten ergibt sich die Möglichkeit, die Hochwasserschutzbauten in einem Guss und mit einer gestalterischen Handschrift entlang der Zollstraße auszuführen. Zum Dritten kann der Gehweg entlang der Elbe gestalterisch aufgewertet, neu strukturiert, die Baumreihe neu rhythmisiert und durch optimierte Abstände zwischen den neu gepflanzten Bäumen die Parkplatzsituation neu geordnet werden. Die so neu geschaffenen und optimierten Standorte für die Neupflanzung bieten langfristig gesicherte und qualitativ hochwertige Standorte für Stadtbäume im Straßenraum.
Hintergrund:
Während des Elbehochwasser 2013 war der Magdeburger Werder einer der neuralgischen Punkte. Der Stadtteil konnte nur durch erheblichen Aufwand und die Hilfe vieler Einsatzkräfte und Anwohner gehalten und vor der Überschwemmung bewahrt werden. Deshalb hat die Landeshauptstadt Magdeburg entschieden, eine Hochwasserschutzwand in der Zollstraße zu errichten. Zuletzt hatte sich der Stadtrat am 4. September 2014 mehrheitlich dafür ausgesprochen, alle notwendigen Maßnahmen einzuleiten, um die Schutzwand zu bauen.