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Magdeburg, 09. Februar 2016

Ratsdiele im Alten Rathaus nach Ernst Reuter benannt

Würdigung des ehemaligen OB von Magdeburg

Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat heute in Anwesenheit zahlreicher Gäste die Ratsdiele im Alten Rathaus offiziell in „Ratsdiele Ernst Reuter“ umbenannt. Die Namensgebung erfolgte gemäß eines Antrages des Kulturausschusses in Anerkennung der Verdienste des ehemaligen Magdeburger Oberbürgermeisters und war am 3. Dezember 2015 vom Stadtrat mehrheitlich beschlossen worden. Unter den Anwesenden der feierlichen Umbenennung war auch der zweite Sohn Ernst Reuters, Edzard Reuter.

 

„Mit der Benennung der Ratsdiele nach Ernst Reuter ehren wir einen ehemaligen Oberbürgermeister unserer Stadt, der die Geschichte und Entwicklung Magdeburgs maßgeblich geprägt hat.“, so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper.

 

Ernst Reuter war von 1931 bis 1933 Oberbürgermeister von Magdeburg. Als Nachfolger von Hermann Beims wurde Reuter am 29. April 1931 von der Magdeburger Stadtverordnetenversammlung mit 38 von 66 Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt.

 

Zu den Verdiensten Ernst Reuters zählten die Sanierung des Haushalts (u.a. durch Personalkürzungen in der Kommunalverwaltung und im Stadtrat sowie Kürzungen bei der Erwerbslosenunterstützung), die Fortführung von Infrastrukturprogrammen (u.a. Brückenbauvorhaben, die Erweiterung des Mittellandkanals, Maßnahmen zur Erweiterung des Magdeburger Hafens und die Fertigstellung eines Wasserwerks in der Colbitz-Letzlinger Heide) sowie die Förderung von Selbsthilfeprojekten für Arbeitslose. Zudem organisierte er eine gemeinsame Winternothilfe mit verschiedenen Verbänden und Organisationen, die eine Vielzahl von Bedürftigen mit Essen, Kleidung und Heizmaterial versorgte.

 

Während seiner Amtszeit gelang es Ernst Reuter, über die Magdeburger Stadtwerke eine Anleihe von 10 Millionen Schweizer Franken für die Stadt zu erhalten. In Außenbezirken förderte die Stadt den Wohnungsbau durch Erwerbslose. Baubeginn der ersten Siedlung war im Mai 1932. 50 Einfamilienhäuser wurden in Lemsdorf errichtet; bis August 1932 begann der Bau von vier weiteren Siedlungen.

 

Die Magdeburger SPD stellte Ernst Reuter 1932 zum Kandidaten für den Reichstag auf, dem er nach den Reichstagswahlen angehörte. Ernst Reuter gehörte zu den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, die am 23. März 1933 das Ermächtigungsgesetz ablehnten. Am 11. März 1933 stürmten SA-Mitglieder das Magdeburger Rathaus und versuchten, Reuter in Schutzhaft zu nehmen. Dieses Vorhaben wurde durch einen Polizeimajor unterbunden, der Reuter in Gewahrsam nahm und ihn auf das Polizeipräsidium der Stadt bringen ließ. Dort wurde er nach einigen Stunden entlassen.

 

Mit Reuters Entfernung aus dem Rathaus galt er als beurlaubt. Am 8. Juni 1933 wurde Magdeburgs Oberbürgermeister wegen staatsfeindlicher Tätigkeiten verhaftet und am 29. Juli 1933 unter Bezugnahme auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus den Diensten der Stadt entlassen.

 

Die nationalsozialistischen Machthaber sperrten ihn jeweils 1933 und 1934 im KZ Lichtenburg bei Torgau ein. Reuter trug bleibende gesundheitliche Schäden durch die Haft davon. Während seiner Haft mobilisierte seine Ehefrau Hanna den ehemaligen britischen Minister Noel Edward Noel-Buxton, um auf seine Entlassung hinzuwirken. Der Politiker bat den deutschen Botschafter in London um ein Ende der Internierung. Am 19. September 1934 wurde Ernst Reuters entlassen, um die seinerzeit angestrebten guten Beziehungen zu Großbritannien nicht zu gefährden. Aufgrund der Beliebtheit Ernst Reuters in Magdeburg erzwangen die Nationalsozialisten den Wegzug der Familie Reuter aus der Elbestadt.

 

Die Familie floh über die Niederlande und England in die Türkei, wo Ernst Reuter in kürzester Zeit türkisch lernte und Berater des türkischen Wirtschaftsministeriums und Professor für Städtebau wurde. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrt er nach Deutschland zurück und arbeitete zunächst im Berliner Verkehrsdezernat, bevor er 1947 zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt wurde – eine Wahl, die von der Sowjetunion nicht anerkannt wurde. Ein Jahr später wählten ihn die Berliner zum Oberbürgermeister der drei Westsektoren (West-Berlin). Während der „Berlin-Blockade“ (1948/49) wurde Ernst Reuter zur Symbolfigur und „Lichtgestalt“ des Durchhaltewillens der Bevölkerung. Er gründete die Freie Universität Berlin mit und gewann 1951 die Wahl zum ersten Regierenden Bürgermeister Berlins. Am 29. September 1953 verstarb Reuter an den Folgen eines Herzanfalls und wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beigesetzt.




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