Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeitspaare im Alten Rathaus geehrt
Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper empfing über 40 Jubelpaare
Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat heute im Alten Rathaus Ehepaare empfangen, die im Januar bzw. Februar ihre Goldene oder Diamantene Hochzeit feierten. Darüber hinaus waren auch vier Eiserne Hochzeitspaare anwesend, die die Gratulation des Oberbürgermeisters gern in diesem Rahmen entgegennehmen wollten. Bei Kaffee und Kuchen hatten die Jubelpaare Gelegenheit, mit ihm und weiteren Vertretern der Stadtverwaltung ins Gespräch zu kommen. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte das Bläserquintett vom Konservatorium Georg-Philipp-Telemann.
„Der feierliche Empfang der Jubelpaare ist mehr als eine schöne Tradition“, so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper. „Er ist vor allem Dank und Anerkennung für die Treue zu Magdeburg und die geleistete Arbeit. Die Paare haben den Wandel der Zeiten, aber auch die Veränderungen in unserer Stadt über Jahrzehnte miterlebt, begleitet und selbst gestaltet. Heute beteiligen sich ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger auf verschiedenen Ebenen an der Gemeinwesenarbeit. Ich danke daher allen, die sich im Alter ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren.“
In die Gratulation schloss der Oberbürgermeister Erinnerungen an die Jahre 1956 und 1966 ein und betrachtete die stadtgeschichtlichen Ereignisse: „Die 50er und 60er Jahre standen ganz im Zeichen des Neuanfangs und waren geprägt von zahlreichen Veränderungen.“ So wurden 1956 unter anderem der Grundstein zum Neubau der Hochschule für Schwermaschinenbau gelegt und die Fachschule für Wasserwirtschaft am Domplatz eingeweiht. Im Sommer des Jahres wurde zudem die neue Straßenbahnstrecke vom Ernst-Grube-Stadion über den Nordbrückenzug fertiggestellt und die Pioniereisenbahn im Rothehornpark eröffnete den Fahrbetrieb. Sie fuhr vom Bahnhof „Freundschaft“ bis zur Endstation am Heinrich-Heine-Weg.
Aber auch kulturell wurde Magdeburg wiederbelebt. Das Haus des Handwerks fungierte nach dem Wiederaufbau als Kulturhaus, im Kulturhistorischen Museum gab es eine Bauausstellung zum zukünftigen Stadtbild Magdeburgs und im Ernst-Grube-Stadion fand das erste Kreis-Turn- und Sportfest statt. Darüber hinaus gewann Magdeburg ein Erholungsgebiet hinzu, denn auf Beschluss der Stadt wurde der Barleber See eingemeindet, das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges von Ernst Barlach wurde im Dom wieder aufgestellt und die Ost-West-Straße in Wilhelm-Pieck-Allee (heute Ernst-Reuter-Allee) umbenannt.
In der gesamten DDR erfolgten 1958 die Abschaffung der Lebensmittelkarten und die Aufhebung der Rationierung, 1961 sorgte der Bau der Berliner Mauer für die endgültige Trennung von Ost- und West-Berlin, 1964 wurde der Wehrdienst ohne Waffe eingeführt und Rentner durften von nun an einmal jährlich zu Verwandtenbesuchen in die BRD reisen und 1966 ging in Rheinsberg das erste Atomkraftwerk der DDR ans Netz.
Geprägt durch die zahlreichen Veränderungen war das Jahr 1966 auch in Magdeburg eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Nach und nach entwickelte sich die Stadt immer weiter, Großsiedlungskomplexe und Wohnungen wurden aufgebaut und die Elbestadt wurde zur Arbeiterstadt und Stadt des Schwermaschinenbaus.
1966 nahm die erste öffentliche Wohnungstauschzentrale ihre Arbeit auf, eine Kopie des Magdeburger Reiters wurde auf dem Alten Markt aufgestellt, die wiedererrichtete Stadthalle ihrer Bestimmung übergeben und auf der „Messe der Meister von morgen“ wurde erstmals der Otto-von-Guericke-Preis der Stadt Magdeburg verliehen. Darüber hinaus veränderten viele städtebauliche Projekte das Leben in der Stadt. Dazu gehörten die Eröffnung des Kinderkaufhauses, eines Fachgeschäftes für Kühlschränke und der Eis-Milch-Bar „Marietta“ in der Karl-Marx-Straße, die Inbetriebnahme der Wasserspiele im Nordabschnitt, die Fertigstellung des 10-geschossigen Gebäudes von RFT in der Lübecker Straße, die Übergabe der ersten 60 Kleinstwohnungen auf der Westseite des Domplatzes, der Einbau der neuen Gleisanlage in der Wilhelm-Pieck-Allee oder die Verkehrsfreigabe für das Südende der Jakobstraße und damit der Anschluss zur neuen Strombrücke. Im Herbst 1966 übernahm das Wasserwerk Buckau die Aufgaben der Industriewasserversorgung. Seitdem erfolgte die Trinkwasserversorgung der Stadt vollständig durch das Wasserwerk Colbitz.
Es gab aber auch negative Entwicklungen. So wurden erhaltenswerte Bausubstanzen, die den Krieg überstanden hatten, und alte Stadtstrukturen beseitigt, um die sozialistische Großstadt neu aufzubauen. Im Zuge dieser Entwicklung wurde beispielsweise trotz massiver Proteste am 5. April 1956 die Ulrichskirche gesprengt. Die Kirche, die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde, passte nicht in das neue städtebauliche Konzept. Den gleichen städtebaulichen Vorgaben fiel auch die Katharinenkirche zum Opfer. 1966, zwei Jahre nach der Sprengung des Kirchenschiffs, wurden auch die Türme gesprengt. Noch ein Jahr zuvor sollten diese durch Beschluss der Stadt für kulturelle Zwecke ausgebaut werden. Nach dem Besuch Ulbrichts 1965 wurde dieser Beschluss jedoch aufgehoben. An dieser Stelle entstand später das „Haus der Lehrer“ und heutige Katharinenturm.
52 Paare, die in den vergangenen Wochen ihre Goldene Hochzeit feierten und 24 Diamantene Hochzeitspaare waren zum heutigen Empfang geladen. Darüber hinaus nutzten auch 4 Eiserne Hochzeitspaare diesen besonderen Rahmen, um die Gratulation des Oberbürgermeisters entgegenzunehmen. Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, um Wünsche zu äußern, Anregungen weiterzugeben und Fragen zu stellen. Als Zeichen der Ehrung erhielten die Goldenen Paare Glückwunschurkunden des Landes und eine Rose. Den Diamantenen Paaren wurden Glückwunschurkunden des Ministerpräsidenten und der Landeshauptstadt Magdeburg sowie ein Blumenstrauß überreicht. Die Eisernen Paare erhielten einen Blumenstrauß, Pralinen „Magdeburger Kugeln“, einen Otto-Beutel sowie Glückwunschurkunden des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters.
Die Ehrung der Hochzeitspaare in der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgt seit 1993. Seit 1994 werden die Jubelpaare in das Rathaus eingeladen. So wurden von 1993 bis 2015 insgesamt 12.696 Goldene Paare, 2.690 Diamantene Paare, 542 Eiserne Paare und 46 Gnadenhochzeitspaare geehrt. 2015 waren es 695 Goldene Hochzeiten, 276 Diamantene Hochzeiten, 90 Eiserne Hochzeiten und 9 Gnadenhochzeiten. 2016 werden es voraussichtlich 643 Goldene Hochzeiten, 311 Diamantene, 95 Eiserne und 10 Gnadenhochzeiten sein.
1951 wurden in den Magdeburger Standesämtern 2.892 Eheschließungen vorgenommen, 1956 waren es 1.960 und 1966 2.319 Eheschließungen. Im Jahr 2015 wurden in der Landeshauptstadt Magdeburg 999 Ehen geschlossen.
In Magdeburg gibt es derzeit 39 Bürgerinnen und Bürger, die 100 Jahre und älter sind. Die älteste Magdeburgerin ist Käthe Armbrecht: Sie ist 105 Jahre alt.
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