„Ich will ein Kind für mich allein!“ Noch fühlt sich Masha Karell vorsichtig in den Text und die Rolle der Zauberin Gundula Gothel ein, doch der aufmerksame Zuhörer spürt auch schon bei dieser ersten Leseprobe der Brüder Grimm Festspiele die Spannung, die sich aus dem Satz ergibt. Liefert er doch den wesentlichen Handlungsanstoß für die bekannte Geschichte um das Mädchen, das von der Zauberin im Turm vor der Welt verborgen und weggeschlossen wird.

Als Musical wird das beliebte Märchen „Rapunzel“ in dieser Saison auf die Bühne kommen und als Auftakt am 13. Mai seine Premiere feiern. Die Regie hat Holger Hauer übernommen, die Liedtexte hat Anne X. Weber geschrieben und die Musik stammt aus der Feder von Shay Cohen, der sich im ersten Kompositionswettbewerb der Festspiele souverän gegen seine Mitbewerber durchsetzen konnte.

Mit den Proben für das Musical, die in dieser Woche begonnen haben, gehen die Vorarbeiten zur neuen Spielzeit in die heiße Phase. Bühnenbildner und –bauer, Schneiderei und Verwaltung der Brüder Grimm Festspiele arbeiten bereits seit Wochen. Für das Ensemble fällt der Startschuss traditionell Anfang April. So haben sich für das Musical insgesamt 14 Sängerinnen und Sänger, ein Statist und zehn Personen im Kreativteam diese Woche erstmals im Herbert-Dröse-Stadion versammelt, um sich gemeinsam das Stück zu erarbeiten und einzustudieren. Wie Intendant Frank Lorenz Engel, von dem das Buch des Stückes stammt, weiß, ist das parallele Proben von Schauspiel, Gesang und Choreografie eine besondere Herausforderung für das Ensemble.

Knapp sechs Wochen bleiben Masha Karell (Zauberin), Katharina Abt (Rapunzel), Jan-Werner Schäfer (Herzog Ludwig), Benjamin Beckmann (Herzog Georg), Dennis Weißert (König Philipp), Ecco Mylla (Martin), Judith Jakob (Johanna), Sophia Euskirchen (Felicitas), Alexander Leder (Grompf), Marion Wulf (Hortensie u.a.), Barbara Bach (Wilhelmina von Ambesser), Katrin Höft (Gladiole u.a.), Sven Prüwer (Herzog Eduard) sowie Mirjam Wolf (Hyazinthe u.a.), um dem Grimmschen Stoff Leben einzuhauchen. Besonders stolz ist Intendant Engel darauf, dass es ihm gelungen ist, neben der hochklassigen Besetzung der Zauberin mit Masha Karell für die Rolle des Königs mit Dennis Weißert den Sieger im Bundeswettbewerb Gesang in der Kategorie Musical zu gewinnen. Auch die Elfe Felicitas wird von einer preisgekrönten Stimme übernommen: Sophia Euskirchen wurde im vergangenen Jahr mit dem Chanson-Preis der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv ausgezeichnet.

Stehen bei „Rapunzel“ die Motive Erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und die erste Liebe im Mittelpunkt der Ereignisse, dreht sich im Familienstück „Rotkäppchen“ in der aktuellen Inszenierung alles um die Herausforderung, anders zu sein als alle anderen, und um den Mut, zu seinen Träumen zu stehen. „Tanz nicht aus der Reihe, dann läuft alles glatt. In der perfekten Stadt“ hat Autor und Regisseur Jan Radermacher im Textbuch formuliert und bringt damit auf den Punkt, was alle von Lotte, dem Rotkäppchen, wollen. Mit Kristina Willmaser (Rotkäppchen), Catrin Omlohr (Lottes Mutter), Barbara Krabbe (Oma Babu), Benedikt Selzner (Böser Wolf), Patrick Dollmann (Jäger), Detlev Nyga (Bürgermeisterin), Nadine Buchet (Cäcilia von Stolzenkamm), Katarina Schmidt (Petunia von Stolzenkamm) und Marius Schneider (Kleiner Wolf) umfasst das Rotkäppchen-Ensemble insgesamt neun Schauspielerinnen und Schauspieler, sieben Personen arbeiten im Kreativteam mit und sorgen im Hintergrund dafür, dass bis zur Premiere des Stückes am 21. Mai alles rund läuft.

Kostümbildnerin Ulla Röhrs und ihr Team, die bereits seit Anfang März in der Schneiderei in der Remise im Schloss Philippsruhe aktiv sind, nutzen die ersten Leseproben übrigens als gute Gelegenheit, um exakt Maß bei den Schauspielerinnen und Schauspielern zu nehmen, denn gerade auch in der Schneiderei laufen die Vorbereitungen für die 32. Spielzeit auf Hochtouren, denn jedes Kostüm wird aufwendig maßgeschneidert für seine Trägerin oder seinen Träger. Auf Fundus greift Röhrs nur selten zurück, allenfalls um einzelne Stücke umzuarbeiten und anzupassen.