"Der Stadt Hanau ist auf der ehemaligen Wolfgang-Kaserne ein weiterer Coup gelungen: Das renommierte Unternehmen ALD Vacuum Technologies GmbH (ALD), das bereits auf dem Gelände ansässig ist, wird sich vor Ort vergrößern und weitere Unternehmensteile nach Hanau holen.“ Diese guten Nachrichten verkündete Oberbürgermeister Claus Kaminsky im Rahmen des Struktur- und Umweltausschusses der Stadt Hanau. Zu diesem Zweck habe die Stadt Hanau – vertreten durch die Bauprojekt Hanau GmbH – im Oktober 2016 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) eine Fläche in Größe von rund 45.000 Quadratmetern im nördlichen Bereich der Wolfgang-Kaserne gekauft – und kurz darauf wieder verkauft. „Käufer ist die Dietz AG, mit der wir bereits in der Vergangenheit sehr gute Erfahrung gemacht haben“, berichtete der OB.

Mit dem Kauf der Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Industriepark Wolfgang (IPW) durch die städtische Gesellschaft habe die Stadt die Erstzugriffsoption bei Konversionsflächen in Anspruch genommen und so sichergestellt, dass dem Unternehmen ALD die gewünschte Fläche zur Erweiterung zeitnah zur Verfügung gestellt werden konnte. „Bereits in der nächsten juristischen Sekunde haben wir die Fläche an die Dietz AG verkauft, damit diese ein rund 15.000 Quadratmeter großes Grundstück für ALD entwickeln und nach den Wünschen des Unternehmens bebauen kann“, erläuterte der OB. Für die restlichen zwei Grundstücksteile gebe es weitere Interessenten, mit denen die Dietz AG und die Stadt im Gespräch seien, sagte Kaminsky.

ALD plane seine Lagerstätten in Hanau zu konzentrieren und hier auch die Konstruktion auszubauen, berichtet Erika Schulte, Geschäftsführerin der Hanau Wirtschaftsförderung GmbH. Aus diesem Grund gebe das Unternehmen Standorte in Berlin und Erlensee auf. „Dadurch entstehen in Hanau rund 60 qualifizierte Arbeitsplätze“, erläuterte Schulte.

Kaminsky bezeichnete diese Entwicklung als weiteren wichtigen Schritt von der Wolfgang-Kaserne zum Fraunhofer Science Park und zur Stärkung des Wirtschafts- und Materialtechnikstandorts Hanau: „Von der Konversion der US-Militärischen Liegenschaften hat Hanau im großen Maße profitiert. Es ist neuer Raum zum Wohnen und Arbeiten, für Schulen, Kita, Freizeit, Nahversorgung und Naturschutz entstanden“, zählte er auf. Mehr als 1000 Wohneinheiten, rund 1000 Arbeitsplätze, drei Schulen, ein neues Gefahrenabwehrzentrum, ein Resort für Przewalski-Wildpferde und vieles mehr seien im Rahmen der Konversion entstanden und hätten die Stadt bereichert und attraktiver gemacht. „Auch die Wirtschaft hat von der Konversion deutlich profitiert“, betonte Kaminsky. Neue Gewerbegebiete auf der ehemaligen Hutier-Kaserne hätten für viele neue Firmenansiedlungen in Hanau gesorgt. Auch die ehemalige Wolfgang-Kaserne, sei eine Erfolgsgeschichte der Konversion in Hanau, sagte der OB und fasste kurz zusammen:

Im Jahr 2010 hat die Stadt auf dem Gelände eine neue Zufahrt zum Industriepark Wolfgang geschaffen und so die Ansiedlung von Evonik mit 750 Mitarbeitern in Hanau ermöglicht. Drei Jahre später kaufte die Bauprojekt Hanau GmbH von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mehrere Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 46.700 Quadratmetern auf der ehemaligen Wolfgang-Kaserne. Eines der Grundstücke mit rund 16.700 qm Quadratmeter Fläche erwarb die Fraunhofer Gesellschaft, um dort dauerhaft eine Forschungseinrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategien anzusiedeln, die im Jahr 2019 den Betrieb aufnehmen soll und Namensgeberin für den Fraunhofer Science Park ist. Das restliche Areal wurde von der Dietz AG gekauft, um dort die neuen Produktions- und Bürogebäude für die ALD zu erbauen. „Durch diesen Schachzug gelang es uns ein großes und wichtiges Unternehmen in Hanau zu halten und hunderte von qualifizierten Arbeitsplätzen zu erhalten.“ Mit dem Umzug weiterer Unternehmensbereiche nach Hanau zeige ALD nun ganz klar an, wie zufrieden es mit dem Wirtschaftsstandort Hanau sei.

„Erstmals in unserer Unternehmensgeschichte sind wir an einem Standort organisiert – das verbessert die Kommunikation untereinander und unsere Abläufe. Wir sind hochzufrieden mit der Unterstützung und Zusammenarbeit aller Beteiligten. Daher haben wir uns entschlossen weitere Unternehmensbereiche nach Hanau zu holen,“ erklärt Michael Protzmann, Geschäftsführer der ALD.

„Hanau ist einer der wichtigsten Standorte für Materialtechnik in Europa“, betonte Wirtschaftsförderin Schulte. Allein vier große Unternehmen der 100 größten Hessens sowie die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie seien hier angesiedelt. „Mit der Ansiedlung neuer und Stärkung der bestehenden Materialtechnikunternehmen sichern wir die umgebenden Strukturen, stärken den Hochtechnologiestandort und das Kompetenzfeldes Materialtechnik und schaffen weitere sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze“, erläuterte Schulte. Das Ziel sei es in den nächsten Jahren auf der ehemaligen Wolfgang-Kaserne mehr als 1.000 Arbeitsplätze bei Unternehmen der Materialtechnik zu kreieren in enger Zusammenarbeit mit Fraunhofer und dem Industriepark Wolfgang.

Hintergrund-Info Bauprojekt Hanau GmbH

Die Bauprojekt Hanau GmbH wurde 2007 mit der Betreuung, Koordination, Projektleitung der zwei zentralen Stadtentwicklungsherausforderungen betraut: Innenstadtumbau und Konversion. Zentrale Aufgabe war und ist die Koordination und Steuerung der vielschichtigen Prozesse zwischen Eigentümer BimA, Projektentwicklern und Investoren, Bauträgern, Städtischen Behörden und RP und Fachplanern, Politischen Entscheidungsgremien und Öffentlichkeit. Neben der Projektkoordination hat die Bauprojekt Hanau GmbH beginnend mit dem Erwerb des Hutier-Areals für den Bau des Gefahrenabwehrzentrums auch die Aufgabe der klassischen Projektentwicklung übernommen. Die Gesamtentwicklung der Wolfgang-Kaserne ist das Beispiel für die professionellen Positionierung der Bauprojekt in diesem Feld: Von der Preisfindung im Rahmen der sogenannten Erstzugriffsoption, der damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen - und Risikobewertung, der Realisierung eines zeitnahen Weiterverkaufs an Investoren im Kontext der Ansiedlungspolitik der Wirtschaftsförderung in der Logik einer strategischen Gesamtentwicklung der Gesamtfläche. Die Bauprojekt Hanau GmbH als städtische Gesellschaft bewegt sich im Markt wie ein fremder Dritter, macht also auskömmliche Geschäfte die auch haushaltsentlastend wirken und ist dennoch auch dem städtischen Gemeinwohl verpflichtet.

Auch im Fall der Pioneer-Kaserne in Wolfgang tritt die Bauprojekt Hanau GmbH als Käufer auf. Hier ist geplant noch im November im Aufsichtsrat der Baupro die Vergabeentscheidung für den Entwicklungspartner für das Gesamtareal zu treffen und noch in diesem Jahr in öffentlicher Sitzung des Struktur- und Umweltausschusses über die weitere Entwicklung zu berichten.

Steckbrief Wolfgang-Kaserne:

Ehemaliges Einkaufs- und Vergnügungscenter des US-Army an der B8/Aschaffenburger Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Industriepark Wolfgang(IPW: 82 ha Grundstück, 11 Unternehmen, 5.300 Beschäftigte)

39,8 ha - davon 24 ha bewaldet

Ende 2008 - Schließung durch US-Army

April 2010 - Eröffnung einer neuen Einfahrt für den Industriepark Wolfgang

Ende 2013 - Ankauf von rund 42.000 qm der Wolfgang-Kaserne durch BauProjekt Hanau GmbH

Nov. 2014 - Senat der Fraunhofergesellschaft stimmt Ankauf von 16.700 qm Grundstück auf der ehemaligen Wolfgangkaserne zu

Die ehemalige Wolfgangkaserne wird zukünftig benannt als „Fraunhofer-Sience-Park“. Geplante Fertigstellung des Gebäudes ist 2019.

2015 - BauPro verkauft 25.000 qm an die Dietz AG, Dietz AG investiert 20 Mio. € und erstellt 16.300 qm Gebäudefläche für 370 Mitarbeiter der ALD

April 2016 - Offiziell Eröffnung des neuen ALD-Standortes

Okt. 2016 - Baupro kauft 45.000 qm Fläche und verkauft sie umgehend an die Dietz AG. Diese wird auf einem rund 15.000 qm großen Grundstück bis Mitte 2017 neue Lagerhallen und Büroflächen für ALD errichten.