13. November 2017

Psychopharmaka – Segen und Fluch

Fachtagung im Kreishaus fand großes Interesse

#Kreis Viersen#

„Welche Möglichkeiten bietet die moderne Behandlung mit Psychopharmaka? Welche Grenzen und Gefahren sind zu berücksichtigen? Und wie lassen sich Psychopharmaka speziell bei Jugendlichen einsetzen?“ Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Fachtagung im Forum des Kreishauses Viersen. Mit 220 Besuchern war die gemeinsame Veranstaltung des Kreises Viersen und der LVR-Klinik Viersen ausgebucht.

In ihrem Grußwort machte die Gesundheitsdezernentin des Kreises Viersen, Katarina Esser, die unterschiedlichen Einschätzungen der Behandlung mit Psychopharmaka deutlich: „Kaum ein Aspekt in der psychiatrischen Behandlung wird so intensiv disktuiert und ist dermaßen umstritten wie die Behandlung mit Medikamenten. Andererseits wird an die Therapie mit Psychopharmaka eine große Erwartung geknüpft.“ Gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor der LVR-Klinik Süchteln, Dr. Ralph Marggraf freute sie sich über das große Interesse an dem Thema.

Zu Beginn erwartete die Teilnehmer ein spannender Vortrag von Marggraf. Er nahm sie mit auf einen Ausflug in die Geschichte der Medizin und zu den früheren Vorstellungen über Erkrankung und Behandlung. „Ich bin froh, dass ich in der heutigen Zeit krank bin und nicht früher“, meinte ein Teilnehmer angesichts der recht brachialen Behandlungsmethoden wie die Therapie mit Elektroschocks.

Der Chefarzt der Krefelder Klinik Königshof, Dr. Jan Dreher, gab einen Überblick über die verschiedenen Arten der Psychopharmaka. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit den Grenzen der Phychopharmaka. Drehers Botschaft: Die Verzweiflung des Therapeuten rechtfertigt nicht den Medikamenteneinsatz beim Patienten. Psychopharmaka helfen in Krisen und manchmal auch langfristig – eine Heilung bewirken sie im engeren Sinne nicht, aber das gilt für viele Bereichen der Medizin.

Über die besonderen Schwierigkeiten einer medikamentösen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen informierte der Chefarzt der zuständigen Abteilung der LVR-Klinik Viersen, Dr. Ingo Spitczok von Brisinski. Das Problem: Viele Medikamente, die bei Erwachsenen als wirksam gelten, sind für Kinder nicht zugelassen.

Zu Beginn des zweiten Teils der Fachtagung hatten Menschen das Wort, die psychische Krisen und Erkrankungen erlebt haben. Sie schilderten lebendig ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der medikamentösen Behandlung. Das Fazit: Wichtig ist ein bewusster Umgang mit den Medikamenten und eine gute, vertrauensvolle Begleitung.

Das wurde durch die nachfolgenden Vorträge unterstrichen. Der Berliner Psychiater und Psychotherapeut Privatdozent Dr. Dr. Jann E. Schlimme warb dafür, die Psychotherapie zu nutzen. Sie sei erfolgreich, auch wenn diese Erkenntnis noch nicht überall angekommen sei. Schlimme behandelt psychotherapeutisch Menschen mit Psychosen.

An konkreten Beispielen erläuterte der Leiter des Psychosozialen Zentrums Solingen, Dr. Thomas Hummelsheim, die Klippen, die es bei einer Reduktion von Medikamenten zu beachten gilt. Anders als noch vor zehn Jahren sehen Ärzte heutzutage die Dauer einer Medikamenteneinnahme differenzierter. Sie sind häufiger bereit, Menschen dabei zu begleiten, wenn sie den Medikamenteneinsatz reduzieren wollen. Der Appell HummelsheimsDieser Prozess erfordert für alle Seiten Geduld und Verständnis, aber auch eine Portion Gelassenheit.

Die Bilanz der inzwischen siebten gemeinsamen Fachtagung von LVR-Klink Süchteln und Kreis Viersen ist positiv. „Das große Interesse an den Vorträgen zeigt, dass wir mit diesen Veranstaltungen den Nerv unserer Besucher getroffen haben“, zieht Gesundheitsdezernentin Esser Bilanz. „Das gilt insbesondere auch für das diesjährige Thema der Behandlung mit Psychopharmaka.“

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Fachtagung Psychopharmaka

Haben die Chancen und Risiken der Behandlung mit Psychopharmaka abgewogen: (v.l.) Moderator Ralph Erdenberger, Gesundheitsamtsleiterin Martina Kruß, Prof. Heiner Fangerau, Gesundheitsdezernentin Katarina Esser, Ärztlicher LVR-Klinikdirektor Ralph Marggraf, Gudrun Weidl vom Sozialpsychiatrischen Dienst, Priv. Doz Dr. Dr. Jann E. Schlimme, Dr. Ingo Spitczok von Brisinski. Foto: Kreis Viersen / Abdruck honorarfrei

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