10. April 2018

Selbstbestimmt und mittendrin

Unabhängiger Beratungs-Verbund für behinderte Menschen gegründet

#Kreis Viersen#

Im Kreis Viersen haben fünf Partner einen unabhängigen Beratungs-Verbund gegründet, der sich auf die Kompetenz und Erfahrung behinderter Menschen stützt. Er ist in dieser Form wegweisend.

Das Beratungsangebot der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) ist ein Bestandteil des Bundesteilhabegesetzes, das 2017 in Kraft getreten ist. In Deutschland soll ein flächendeckendes, unentgeltliches Angebot zur Beratung über Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe entstehen. Der Kreis Viersen ist von Anfang an dabei. Wie der Name schon sagt, soll das neue Beratungsangebot ergänzend sein – und damit nicht andere Beratungsangebote ersetzen. Und es soll unabhängig sein – und damit nicht für die Dienste eines bestimmten Trägers werben.

Das Angebot steht allen Menschen mit (drohenden) Behinderungen und ihren Angehörigen offen und soll Orientierung geben. Damit wird ein weiterer Meilenstein auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft gesetzt. Allein im Kreis Viersen leben schätzungsweise 28.500 Menschen mit Behinderung. Davon beziehen etwa 2.300 Leistungen der Eingliederungshilfe.

Seit Beginn 2018 fördert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales deshalb niedrigschwellige Beratungsangebote zur Stärkung der Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen und von Menschen, die von Behinderung bedroht sind. Im Kreis Viersen wurden vier halbe Stellen – jeweils bei den Beteiligten Organisationen - eingerichtet.

Der Kreis Viersen hat die Antragsstellung von Beginn an begleitet und unterstützt. Katarina Esser, Dezernentin für Soziales, Gesundheit und Arbeit, freut sich, dass in den kommenden drei Jahren rund 400.000 Euro Fördermittel in den Kreis fließen. Ihr ist der neue Blickwinkel wichtig: „Mit dem Bundesteilhabegesetz wird die Eingliederungshilfe aus dem ‚Fürsorgesystem‘ der Sozialhilfe herausgeführt. Menschen mit Behinderungen nehmen ihr Leben noch stärker selbst in die Hand und stehen damit in der Mitte der Gesellschaft. Darin unterstützt sie die EUTB“

Stefan Corda-Zitzen, Geschäftsführer der Psychiatrischen Hilfsgemeinschaft Viersen gGmbH, hebt hervor, dass mit der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung im Kreis Viersen die Partizipation von Menschen mit Behinderung endlich in der Öffentlichkeit gelebt und sichtbar wird. „Für uns als Sozialpsychiatrisches Zentrum werden damit bereits bestehende Angebote wie beispielsweise das Peer Counseling oder die Genesungsbegleitung durch psychiatrieerfahrene Menschen mehr als sinnvoll ergänzt.“ Beim Peer Couseling beraten Betroffene Betroffene. So beispielsweise ein Betriebswirt, der selbst Erfahrungen mit Depressionen gesammelt hat oder eine Journalistin, die selbst Psychosen bewältigen musste.

Die Regionalleiterin des LVR Heilpädagogischen Hilfswerkes Netzwerk West, Adelheid Niehaus, berichtet ebenfalls über die positiven Erfahrungen der Peer-Beratung, die das Dülkener Expertenteam gemacht hat. Dort werden Menschen mit kognitiven Einschränkungen ehrenamtlich beraten. Die Experten in eigener Sache begegnen den Ratsuchenden auf Augenhöhe. „Mit ihren eigenen Erfahrungen werden sie als Ansprechpartner für Sorgen und auch Ängste schneller akzeptiert“, fasst Niehaus ihre Erfahrungen zusammen. „Die Peerberatung macht Mut, für die eigenen Belange einzustehen. Es wird also die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung gefördert.“

Der Geschäftsführer des AWO Kreisverband Viersen, Bernd Bedronka setzt auf das gute Zusammenspiel von Profis und Betroffenen in der Beratung: „Um an allen Facetten des gesellschaftlichen Lebens wirklich teilhaben zu können, brauchen viele Menschen Unterstützung. Und wo sie diese Unterstützung erlangen können – dazu wollen wir sie beraten.“

Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Kreis Viersen e.V., Michael Behrendt, legt Wert auf den Perspektivwechsel „In Zukunft steht die Person im Mittelpunkt, nicht die Einrichtung, die das Beratungsgespräch führt. Nur Betroffene können im Beratungsgespräch beispielsweise die Frage beantworten, wie es sich tatsächlich im Betreuten Wohnen lebt.“

Zentrale Anlaufstelle für alle Kontaktsuchenden per Mail oder Telefon ist die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Kreis Viersen B.I.S. e.V. „Wir vermitteln dann an die passenden Personen vor Ort weiter“, erklärt Leiter André Beermann.  „Ganz wichtig ist: Die Betroffenen sollen selbst bestimmen, welche Beratung sie in welchem Umfang brauchen. Hier wird niemand in bestehende Angebote gedrängt.“

 

BIS e.V.
Klosterstraße 5
41379 Brüggen
Telefon 02163 / 5622
E-Mail: info@bis-brueggen.de
www.bis-brueggen.de


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Unabhängiger Beratungs-Verbund für behinderte Menschen gegründet

Wollen aus Menschen mit Behinderung von der Fürsorge zu mehr Selbstbestimmung führen (v.l..): André Beermann (Leiter der Informationsstelle für Selbsthilfe im Kreis Viersen B.I.S. e.V.), Michael Behrendt (Geschäftsführer der Lebenshilfe Kreis Viersen e.V.), Adelheid Niehaus (Regionalleiterin LVR Heilpädagogisches Hilfswerk Netzwerk West), Katarina Esser (Dezernentin für Soziales, Gesundheit und Arbeit), Bernd Bedronka (Geschäftsführer des AWO Kreisverband Viersen), Stefan Corda-Zitzen (Geschäftsführer der Psychiatrischen Hilfsgemeinschaft Viersen gGmbH). Foto: Kreis Viersen / Abdruck honorarfrei

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