Landeshauptstadt Magdeburg: PRESSEINFORMATIONEN

Magdeburg, 25. September 2003

Wiederaufbau des Südturms hat begonnen!

Johanniskirche Magdeburg erhält ihre historische Silhouette

Magdeburg.

Heute hat Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums für den Wiederaufbau der Johanniskirche, Werner Kaleschky, den Startschuss zum Wiederaufbau des Südturmes der Johanniskirche in Magdeburg geben. Damit erhält eine der ältesten Stadtkirchen Magdeburg ihre historische Silhouette zurück.

"Der Beschluss zum Wiederaufbau der Johanniskirche gehörte 1990 zu den ersten Entscheidungen der neuen demokratischen Stadtverordnetenversammlung", blickt OB Trümper zurück. "Mit der neuen Haube für den Südturm wird der Wiederaufbau vollendet. Ohne das Engagement vieler Magdeburgerinnen und Magdeburger hätten wir das vor dem Stadtjubiläum 2005 nicht geschafft", freut sich das Stadtoberhaupt, das zum Baustart eine Spende der Öffentlichen Versicherung Sachsen-Anhalt in Höhe von 8.000 Euro entgegennehmen konnte. "Allen, die den Wiederaufbau des zweiten Turmes durch ihre Spende erst möglich gemacht haben, möchte ich sehr herzlich danken. Die Spendenbereitschaft ist ein beeindruckender Beweis von bürgerschaftlichem Engagement und demonstriert zugleich die Verbundenheit vieler Magdeburger - ob Unternehmen oder Privatperson - mit ihrer Stadt."

Weitere Spenden sind willkommen, denn das Kuratorium für den Wiederaufbau der Johanniskirche, das auch für den Wiederaufbau des Südturmes gesammelt hat, will der Kirche noch eine Uhr spendieren. Am 15. Dezember 2003 wird deshalb erneut ein Benefizkonzert der Bundeswehr in der Johanniskirche zu Gunsten der Johanniskirche stattfinden.

Rund 200.000 Euro wird die Turmhaube kosten. Sie soll vollständig aus Spendengeldern finanziert werden. Darüber hinaus sind über 100.000 Euro für die Sanierung des Turmschaftes erforderlich, die aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden.

 

"Die Sanierung des Turmschaftes und der Plattform ist Voraussetzung, um dem Turm eine neue Spitze zu geben", begründet der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr Werner Kaleschky, der zugleich dem Kuratorium zum Wiederaufbau der Johanniskirche vorsteht, die Zweiteilung des Vorhabens.

Ziel aller am Bau beteiligten Unternehmen ist es, die Wiedererrichtung des Turmes bis zum Mai 2004 abzuschließen und damit einen sichtbaren Beitrag zur 1200-Jahr-Feier der Landeshauptstadt zu leisten. Die heute als Veranstaltungshalle genutzte ehemalige Kaufmannskirche gewinnt mit der 2. Turmspitze ihr ursprüngliches Aussehen zurück.

 

 

 

Zur Geschichte der Kirche St. Johannis

Das Gotteshaus steht für rund 1.000 Jahre wechselvolle Geschichte Magdeburgs, wenn man die romanische Vorkirche einbezieht. St. Johannis war die Kirche der Kaufleute.

941 wird auf dem Plateau am Bürgermarkt eine Volkskirche erwähnt. Entsprechend den Sitten der Zeit wurde diese Kirche um 1170 dem Schutzheiligen Johannes dem Evangelisten anvertraut.

Fünfmal zerstört und fünfmal wiederaufgebaut, stieg die älteste Rats- und Pfarrkirche der ehemals großen und reichen Stadt Magdeburg zum Symbol des Lebenswillens ihrer Bürgerschaft auf.

Nach Bitten der zur Reformation geneigten Ratsmitglieder begab sich Dr. Martin Luther um 1524 zum dritten Mal nach Magdeburg. Hier in dieser Kirche hat er am 26. Juni 1524 gepredigt "Über die falsche und wahre Gerechtigkeit". Ein Schulbeispiel für die Kraft des Wortes, denn diese Predigt war Ausgangspunkt für den Übergang Magdeburgs zum Protestantismus. Die Türen und Fenster der Kirche mussten geöffnet werden, da nicht alle Gläubigen Einlass bekamen. Hunderte Magdeburger standen vor dem Gebäude um Luthers Predigt zu hören.

Schon 1530 trat Magdeburg in den Schmalkaldischen Bund zur Verteidigung der Reformation ein. Seit der Reichsacht von 1547 war die Stadt einer der Mittelpunkte der protestantischen Opposition, Magdeburg war "Unseres Herrgotts Kanzlei". Dafür zahlte sie 1631 einen hohen Blutzoll. Als Tillys Truppen die Stadt in Schutt und Asche legten, fiel auch die Johanniskirche.

Der Wiederaufbau nach dem 30jährigen Krieg wurde maßgeblich von einem bedeutenden Bürger mitgestaltet, dem Naturforscher und Diplomaten Otto von Guericke. Er war nicht nur über 50 Jahre Ratsmitglied der Stadt, sondern drei Jahrzehnte ihr Bürgermeister. Otto von Guericke heiratete mit Margarete Alemann in eine der ältesten Magdeburger Ratsfamilien ein und beide Familien erwarben ein Erbbegräbnis in der bedeutendsten Reformationskirche der Stadt.

Am 16. Januar 1945 teilte die Johanniskirche abermals das Schicksal ihrer Stadt. Sie fiel dem Bombenhagel zum Opfer. 80% der Altstadt wurden in einer Nacht zerstört.

Nach dem Krieg retteten notdürftige Sanierungsmaßnahmen die Kirche, die eigentlich abgerissen werden sollte. Als Mahnmal ragte die Johanniskirche jedoch mit anderthalb Türmen und dem Kirchenschiff ohne Dach, solchermaßen offen und verletzlich, über 50 Jahre in die Stadtsilhouette - vergleichbar dem Schicksal der Dresdner Frauenkirche.

Am 13.12.1990, die Möglichkeit der neu gewonnenen Selbstbestimmung nutzend, fasste die damalige Stadtverordnetenversammlung den Grundsatzbeschluss, die Johanniskirche wiederaufzubauen.

Seitdem gibt es ein Bürgerkuratorium zum Wiederaufbau. Da die staatlichen Gelder nicht ausreichen, will die Bürgerschaft mit Spenden den Bau vollenden. Unternehmen und viele Magdeburger unterstützen diese Idee.

Der Wiederaufbau begann 1998, am 2. Oktober 1999 wurde die wieder errichtete Johanniskirche feierlich eröffnet. Der Wiederaufbau kostete 20,2 Mio. DM und wurde zu 80 % vom Land Sachsen-Anhalt gefördert. Die Kirche wird heute als Kulturhaus für Konzerte, Ausstellungen, Tagungen, Ehrungen und kirchliche Veranstaltungen genutzt.

Die "Trauernde Magdeburg" - in der spätgotischen Vorhalle der Kirche zu sehen - ist ein Teil des Wormser Lutherdenkmals. Sie hat eine Zeit in der Kirchenruine gestanden, den sozialistischen Machthabern nicht optimistisch genug, wurde sie verbannt in unzugängliche Museumsräume. 1999 erhielt sie 1999 einen in der Stadt würdigen und ihrem Schicksal angemessenen Platz.

In der Kirche sind Reste der romanischen Grundmauern zu entdecken, unten im freigelegten Gewölbe. Spätgotisch präsentiert sich die gerettete Sakristei aus dem Jahre 1505.

Der Treppenturm führt hinauf zu einer Aussichtsplattform mit einem sensationellen Rundblick über Magdeburgs Innenstadt, der "welchen Haube" auf dem Nordturm ins Auge blickend.

Der Kanzelträger der Renaissance gehört zu den zahlreichen Kunstwerken.

Von der obersten Galerie kam man die Dimension des Kircheninnenraums erleben, auch wenn das Kreuzrippengewölbe nicht wieder hergestellt werden konnte.

Die Johanniskirche war immer auch ein geistiges Zentrum Magdeburgs.

Dem altehrwürdigen Kirchenraum angemessen, wurde ein Nutzungskonzept entwickelt, das an diese Tradition anknüpft. Hier finden Kunst und Wissenschaft, Kultur und Freude, Politik und Zeitgeist, Magdeburger und Fremde, Menschen aus nah und fern Einlass. Ausstellungen, Preisverleihungen, Gedenkstunden, das Fest der Religionen, Jugendfeiern und viele Tagungen und Kongresse bilden das Jahresprogramm.




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Stadt Magdeburg
Frau Dr. Cornelia Poenicke
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