Gerhard Polt erhält am Samstag Kasseler Literaturpreis, Jess Jochimsen den Förderpreis Komische Literatur

06. Februar 2007. Gerhard Polt erhält am kommenden Samstag, 10. Februar, den mit 10.000 Euro dotierten „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“. Der Preis wird von der Stadt Kassel und der Stiftung Brückner-Kühner verliehen. Die Laudatio hält Andreas Platthaus, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zugleich wird der Autor und Kabarettist Jess Jochimsen mit dem „Förderpreis Komische Literatur“ ausgezeichnet. Das Frankfurter Alphorn Ensemble gestaltet das musikalische Programm des Abends.

Der Kasseler Literaturpreis wird seit 1985 vergeben und ehrt Autoren, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Ausgezeichnet wurden unter anderem Loriot, Ernst Jandl, Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Peter Bichsel oder George Tabori, Ror Wolf und zuletzt Katja Lange-Müller. Der Förderpreis zeichnet vielversprechende Talente der Komischen Literatur aus. Er ging bisher an Frank Schulz, Jochen Schmidt und Tilman Rammstedt.

Begründung des Stiftungsrates
zur Vergabe des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor an Gerhard Polt:

„Der Kabarettist, Bühnen- und Filmkünstler Gerhard Polt gehört zu den wichtigsten Schriftstellern der Gegenwart. Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ ehrt seine großen Verdienste um die komische Literatur. Bei Gerhard Polt wird Geschichtsschreibung zur Satire und Systemkritik zur freistaatlichen Groteske. Indem er dabei unnachahmlich in Brüchen, Leersätzen und Wucherungen das Scheitern der Kommunikation zur Sprache bringt, wird sein Humor poetisch. So erschließt sich gerade beim Lesen seiner Hörtexte die raffinierte Form seiner Sprachvirtuosität. Gerhard Polts „Circus Maximus“ mit seiner einzigartigen Mischung von Erzähl-, Bühnen-, Sprech-, Dialekt- und Unsinnsdichtungen ist schon jetzt der zeitgenössische Komik-Klassiker.“

Förderpreis Komische Literatur 2007 für Jess Jochimsen

Jess Jochimsen, Autor und Kabarettist; Jahrgang 1970, erhält den „Förderpreis Komische Literatur“ in Höhe von 3.000 Euro. Die Auszeichnung wird parallel zum „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ von der Stadt Kassel und der Stiftung Brückner-Kühner vergeben. Verlage waren eingeladen, Talente für den Preis vorzuschlagen, die das komische Fach auf hohem Niveau bereichern.

Die Begründung
des Stiftungsrates zur Wahl von Jess Jochimsen lautet wie folgt:

„Der „Förderpreis Komische Literatur“ zeichnet Jess Jochimsen für seine spritzige und leichthändige Prosa aus. Mit dem Roman „Bellboy“ hat der Autor, der aus dem literarischen Kabarett stammt, ein überzeugendes Beispiel seiner Erzählkunst vorgelegt. Schon die Episoden der Bände „Das Dosenmilch-Trauma“ und „Flaschendrehen“ zeigen ihn als einen spitzzüngigen Meister der Pointe und der Situationskomik sowie als scharfen Beobachter von Zeitgeist und Jugendkultur. In seinem Roman gelingt es ihm darüber hinaus, auf höchst unterhaltsame Weise ein Feuerwerk überraschender Einfälle, skurriler Ereignisse, komischer Typen und vielstimmiger Tonlagen zu entfachen und dabei gleichwohl eine fesselnde Geschichte von Anfang bis Ende zu erzählen. Auf diese Weise schreibt Jess Jochimsen, „was nicht vergessen werden kann“.“

Über Gerhard Polt

„Wenn ein Hamburger Nachrichten-Magazin einen Preußen beauftragt, über einen Bayern und sein Buch zu schreiben, muss es sich um ein Ereignis von überregionaler Größe handeln. In der Tat: Polt ist ein Ereignis.“ Loriot im SPIEGEL.

Gerhard Polt wurde 1942 in München geboren und wuchs im katholischen Wallfahrtsort Altötting auf. Nach seinem Abitur studierte er in München politische Wissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte. Später wandte er sich der Skandinavistik zu und studierte in Schweden nordische Sprachen. Danach arbeitete er als Dolmetscher, Übersetzer und Lehrer in München.

1976 trat Polt in der „Münchner Kleinen Freiheit“ zum ersten Mal mit dem kabarettistischen Programm „Kleine Nachtrevue“ auf und spielte später am Berliner Schiller-Theater.

Einem breiten Fernsehpublikum wurde Gerhard Polt mit seiner ständigen Partnerin Gisela Schneeberger durch die 12teilige Serie „Fast wia im richtigen Leben“ (1979 bis 1988 in der ARD ausgestrahlt) und durch legendäre Auftritte in Dieter Hildebrandts Kabarett-Sendung „Scheibenwischer“ bekannt. Seine erste große Auszeichnung erhielt er 1980 mit dem „Deutschen Kleinkunstpreis“, dem viele weitere Preise für sein schauspielerisches, literarisches und kabarettistisches Werk folgten.

Mit der befreundeten Biermösl Blosn steht er seit Jahren mit gemeinsamen Theater-Revuen und Tourneen auf der Bühne, zuletzt mit dem von der Kritik einhellig gefeierten Stück „Offener Vollzug“ im Residenz Theater München.

Seinem ersten Spielfilm „Kehraus“ (1983) folgte im Jahr 1988 der Erfolgsfilm „Man spricht deutsch“, den er zusammen mit Regisseur Hanns Christian Müller produzierte. Vor und hinter der Kamera agierte Polt 1991/1992 als Regisseur, Drehbuchautor und Titelheld von „Herr Ober“. Im Jahr 2004 erschien "Germanicus".

Für sein literarisches Werk, unter dem Titel „Circus Maximus“ im schweizerischen Verlag „Kein & Aber“ erschienen, wurde Gerhard Polt 2001 der Jean-Paul -Preis für Literatur, die höchste Literaturauszeichnung Bayerns, verliehen. Dem folgt nun der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“, die (zumal aus bayerischer Perspektive) international bedeutendste Auszeichnung für Komische Literatur.

Über Jess Jochimsen

wurde 1970 in München geboren und lebt mit seiner Familie in Freiburg. Er studierte Gemanistik und Politologie. Seit 1995 hatte er über 600 Gastspiele als Kabarettist auf allen bekannten Bühnen Deutschlands. Hinzu kommen zahlreiche Fernsehauftritte unter anderem im „Scheibenwischer“, „Quatsch Comedy Club“ und bei „RTL Samstag Nacht“. Jess Jochimsen Bücher erscheinen bei dtv. Sein Debüt hatte er im Jahr 2000 mit „Bekenntnissen eines 68er-Kindes“ unter dem vielsagenden Titel „Das Dosenmilchtrauma“: eine Zeitreise der etwas anderen Art durch eine Kindheit und Jugend als Sohn der beiden einzigen bayerischen 68er. Es folgte der Band „Flaschendrehen oder Der Tag, an dem ich Nena zersägte“, in dem die Abgründe der Spät- und Postpubertät aufgeworfen werden. Der 2005 erschienene Roman „Bellboy oder Ich schulde Paul einen Sommer“ spielt im Sommer des Jahres 2003, also im Irakkrieg-Möllemann-Hitze-Sommer, und neben anderem wird ein Ausflugsschiff versenkt, der Kanzler im Urlaub besucht, ein Landstrich verwüstet, ein halbes Provinznest geschwängert und eine ganze Reihe der zehn Gebote gebrochen. Auf Jess Jochimsen Imponierliste stehen der „Deutsche Kabarett(Förder)Preis“, das „Passauer Scharfrichterbeil“, der „Prix Pantheon“ und nun auch der Kasseler „Förderpreis Komische Literatur“.

Der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor

wurde 1984 der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Schriftstellern zugesprochen, deren Werk sich durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. In den ersten Jahren erhielten auch Literaturwissenschaftler den Preis für ihre Forschung auf dem Gebiet der literarischen Komik. Seit 1985 ging die Auszeichnung an folgende Personen: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf und Katja Lange-Müller.

Die Stiftung Brückner-Kühner wurde von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben, ins Leben gerufen. Die Literaturstiftung wirkt als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der avancierten Dichtkunst, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner. Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: Prof. Dr. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorin Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Übersetzer Harry Rowohlt (Hamburg), der Autor Ingomar von Kieseritzky, sodann Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der literaturWERKstatt Berlin und die Preisträgerin des Vorjahres Katja Lange-Müller. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung unter www.brueckner-kuehner.de

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