Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 30. Dezember 2009

Fotografisches Atelier Joseph Bigge

Bocholter Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats Januar 2010

Bocholt (pd).

In der Reihe "Foto des Monats" zeigt das Stadtarchiv Bocholt eine 1904 entstandene Aufnahme des in der Nordstraße 8 gelegenen früheren Fotogeschäftes Bigge. Im Jahre 1894 siedelte der junge Fotograf Joseph Bigge mit seiner Ehefrau Katharina von Recklinghausen nach Bocholt über und eröffnete in der Königstraße 110/1 sein Atelier. Er verstarb aber schon zwei Jahre darauf, und seine Witwe übernahm das Geschäft.

Sie kaufte schließlich dieses 1897 in der Nordstraße erbaute Haus und richtete im hinteren Hofraum ihr Fotoatelier ein.

Der Eingang des im Februar 1904 eröffneten Geschäftshauses lag an der linken Seite. Von dort aus ging man einen Flur entlang, der zum Atelier führte. An der Straßenfront befanden sich zwei Ausstellungsräume, über deren Fenster große Lampen angebracht waren. Das linke Schaufenster war an Louis Vallée vermietet, der im Nebenhaus Hüte verkaufte. Rechts daneben präsentierte die Witwe Bigge selbst ihre eigenen fotografischen Erzeugnisse.

Im Vordergrund ist der Straßenzustand zu erkennen. Seinerzeit war die Nordstraße noch mit einem Kopfsteinpflaster versehen. Auch der leicht erhöhte Bürgersteig bestand aus bunt nebeneinander gesetzten Legesteinen. Die vor dem Haus befindliche Pumpe ließ die Witwe Bigge 1905 entfernen, weil sie kaum mehr benutzt wurde und die umliegenden Häuser mittlerweile eigene Hauspumpen besaßen. Ist es die Witwe Bigge, die aus dem Fenster ihrer oben gelegenen Wohnung blickt?

Im dem Haus arbeitete zeitweise der Fotograf August Elsner, der sich später in Bocholt und Borken selbstständig machte. Auch wurden dort Lehrlinge für den Beruf des Fotografen ausgebildet. Spezialitäten des Ateliers waren Kinder-, Gruppen- und Momentaufnahmen. Auch gab es dort Bilderrahmen aller Art zu kaufen. Ferner lieferte die Firma Bigge zahlreiche Fotovorlagen mit Bocholter Stadtansichten zur Herstellung von Ansichtspostkarten. Bei der Handwerksausstellung in Coesfeld 1909 wurde das Unternehmen für "hervorragende Leistungen" mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

1919 heiratete Katharina Bigge in zweiter Ehe den Fotografen Julius Pohl, mit dem sie das Fotohaus noch bis zu ihrem Tod 1939 betrieb. Es wurde 1945 beim Bombenangriff auf die Stadt zerstört. Dadurch gingen ebenso zahllose aufbewahrte Fotoplatten vorausgegangener Jahre unwiederbringlich verloren. Vielleicht findet sich aber in manchen Familienalben noch ein altes Kabinettfoto mit der Aufschrift "Joseph Bigge - Atelier für Photographie & Portraitmalerei, Bocholt in Westfalen.“

Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Ist es vielleicht die Witwe Bigge, die aus dem Fenster des Ateliers schaut? (Fotocopyright: Stadtarchiv Bocholt)