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Münster, 17.01.2011

Fremd und gefährlich?
Kriminalwissenschaft mahnt differenzierte Betrachtung an / Lebensbedingungen Ursache von abweichendem Verhalten

Münster (SMS) "Fremd und gefährlich?" lautete die provokante Frage nach den Zusammenhängen zwischen Einwanderung, Integration und Kriminalität. Der Kriminalwissenschaftler Christian Walburg von der Universität Münster ging darauf im Rahmen des Interreg-Projektes "Migrationsleitbild" im Stadtweinhaus ein. Zu dem Vortrag hatte die Koordinierungsstelle für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten der Stadt eingeladen.

"Fremd" lässt sich nicht gleichsetzen mit "gefährlich", stellte der Referent klar. Er mahnte eine differenzierte Betrachtung an. So zeigen erwachsene Einwanderer in der Kriminalitätsstatistik in Deutschland wie international keine besonderen Auffälligkeiten. Manche Gruppen von Einwanderern der ersten Generation verüben prozentual sogar weniger Straftaten als Einheimische. Zudem ist der Anteil jugendlicher Ausländer in den Kriminalstatistiken seit etwa 15 Jahren rückläufig.

Allerdings liegt der Anteil junger Ausländer in manchen Deliktbereichen, zum Beispiel bei Gewaltverbrechen, deutlich höher als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung, erläuterte der Kriminalwissenschaftler. Die Ursachen für eine erhöhte Gewaltbereitschaft lägen meist in einer gewaltsamen Erziehung, einer stärkeren Gewaltbefürwortung bei einem Teil der jungen Migranten und in deutlich geringeren Bildungschancen. Religiosität, speziell bei jungen Muslimen, habe weder eine Gewalt fördernde noch hemmende Wirkung.

Christian Walburg betonte die große Bedeutung der Kinderbetreuung und Jugendarbeit für die Vorbeugung gegen Kriminalität. Häufige Kontakte zu Kindern aus einheimischen Familien, frühe Sprachförderung, die Einbeziehung der Eltern und eine Öffnung von Vereinen und Verbänden wirken sich günstig auf die Integration aus. Positiv ist es nach seinen Erkenntnissen zudem, wenn Städte und Gemeinden schon bei der Unterbringung von Einwandererfamilien auf eine möglichst gute Durchmischung mit der einheimischen Wohnbevölkerung achten.

Zu dem Vortrag waren 55 deutsche und niederländische Fachleute aus Politik und Verwaltung, von Bildungsinstituten und Wohlfahrtsverbänden, von Polizei, Wissenschaft und insbesondere auch von Migrantenvertretungen gekommen. Jochen Köhnke, Dezernent für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten der Stadt: "Der Vortrag hat deutlich gemacht, dass unterschiedliche Lebensbedingungen tatsächlich Ursache von abweichendem Verhalten sind. Bei der Umsetzung des Migrationsleitbildes der Stadt Münster arbeiten wir seit zwei Jahren in genau diesen Feldern."

Das binationale Interreg-Projekt "Migrationsleitbild" erfolgt in Trägerschaft der Stadt Münster, in Projektpartnerschaft mit der Gemeente Almelo und in Zusammenarbeit mit der Euregio. Das NRW-Wirtschaftsministerium, die Provinz Overijssel und der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union unterstützen es finanziell im Rahmen des Interreg IV A-Programms Deutschland-Nederland (www.deutschland-nederland.eu).

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