Trendelburg/Kreis Kassel. Der seit letztem Jahr für Radfahrer und Wanderer geöffnete Eisenbahntunnel auf dem Diemelradweg zwischen Trendelburg und Deisel ist ab dem 1. April bis Ende Oktober 2015 wieder geöffnet. Da im Tunnel Fledermäuse überwintern, muss er im Winter aufgrund einer Auflage der Naturschutzbehörden geschlossen bleiben. Ohne die Winterschließung wäre eine Öffnung des Tunnels nicht genehmigt worden. Da der Tunnel wegen vorheriger Sanierungsarbeiten 2014 erst im September erstmals geöffnet werden konnte, geht die Attraktion auf dem Diemelradweg jetzt in die erste vollständige Saison. Bereits im letzten Jahr war der Zuspruch von tunnelbegeisterten Radfahrern und Wanderern groß. „Ich habe viele E-Mails von begeisterten Tunnelfahrern erhalten“, berichtet der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises Kassel Rudi Roy und der Trendelburger Bürgermeister Kai Georg Bachmann ergänzt: „Wir haben in den letzten Tagen schon wieder vermehrt Anfragen, wann der Tunnel wieder geöffnet ist“.
Für alle Tunnelbesucher gibt es zwei Neuerungen: Die kreiseigene Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel (AGiL) hat zwei gemütliche Sitzgruppen am Südportal aufgestellt und am Diemelradweg weist jetzt eine weitere Informationstafel im Eco Pfad-Design sowie ein großes Hinweisschild auf die Attraktion „Deiseler Tunnel“ hin.
Hintergrund:
Der Carlsbahntunnel wurde im Zuge des Baus der „Carlsbahn“ von Hümme nach Karlshafen in den Jahren 1847 bis 1848 errichtet und diente dazu, eine Streckenführung durch die hochwassergefährdeten Flussauen des Diemeltals zu vermeiden.
Die Namensgebung „Carlsbahn“ erfolgte in Erinnerung an Landgraf Carl von Hessen (1654-1730) der die gescheiterte Kanalverbindung von Kassel nach Karlshafen plante.
Die Tunnelkonstruktion des ältesten Eisenbahntunnel Hessens und zweitältesten in ganz Deutschland wurde in Mischbauweise aus Ziegel- und Naturstein ausgeführt. Als Besonderheit ist die Tunnelhöhe von 6,00 Metern für die erste Lokomotive von „Henschel und Sohn“ anzusehen.
Der „Drache“ als erste Lokomotive aus Kasseler Produktion ist der Urahne der Henschel-Lokomotiven und wurde unter der Fabrikats-Nummer 1 im Juli 1848 an die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn geliefert.
Die Bahnlinie und damit der Tunnel wurden zuerst mit zwei, später mit drei Zugpaaren pro Tag bedient. Die Stilllegung der Bahnstrecke erfolgte für den Personenverkehr 1966 und für den Güterverkehr 1970.
Der Tunnel liegt direkt am Hessischen Radfernweg 4 und dem Diemelradweg. Wegen der Tunnelsperrung führt die aktuelle Radroute auf rund 1,8 Kilometer in großem Bogen und mit beachtlicher Steigung westlich um den Kesselberg (dem Tunnelberg) herum. Eine direkte Linienführung durch den Tunnel erspart die Steigung und verkürzt die Strecke auf rund 800 Meter.
In den letzten Jahren wurde im Zuge des Eco-Pfades Diemel eine Hinweistafel am nördlichen Tunnelportal aufgestellt, 2010 wurde ein Weg vom Radweg zum Nordportal ermöglicht. Die beiden Tunnelportale wurden 2011 nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert.
Pressekontakt: Pressestelle LANDKREIS KASSEL, Harald Kühlborn
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