In Hamm ist ein dritter Bestattungshain eingerichtet worden: Nach den Kommunalfriedhöfen Birkenallee (seit 2007) und Pelkum (seit 2015) gibt es nun auch auf dem Sundern Friedhof in Heessen einen Bestattungshain. Die Besonderheit dieses Friedhofs: Das Friedhofsgelände geht teilweise nahtlos in den Heessener Wald über und zeichnet sich durch eine naturnahe Atmosphäre aus. Aufgrund der großen Nachfrage fanden die ersten Bestattungen bereits statt.
Die Nachfrage nach pflegefreien, naturnahen Grabstätten in Verbindung mit der Möglichkeit, den Namen und die Lebensdaten eines Angehörigen sichtbar werden zu lassen, steigt stetig. Aus diesem Grund wurde ein geeignetes Areal auf dem Sundern Friedhof in der Nähe der Trauerhalle ausgewählt und eine zentrale Gedenkstätte errichtet. „Wir reagieren mit dem Angebot auf die steigende Nachfrage nach möglichst pflegefreien Bestattungsarten. Unabhängig davon wünschen sich die Menschen eine würdevolle Bestattung und eine Möglichkeit, an die Verstorbenen zu erinnern – diesen Wünschen kommen wir mit dem Bestattungshain nach“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann. Mit den pflegefreien Erd-Grabstätten beziehungsweise Urnengrabstätten reagiere die Stadt. Aufgrund der großen Nachfrage fanden bereits seit Anfang des Jahres zehn Beisetzungen im Bestattungshain Heessener Wald statt. Zudem gab es bereits die ersten Käufe zu Lebzeiten, da auch ohne einen aktuellen Sterbefall eine oder mehrere Grabstellen für die eigene Vorsorge gekauft werden können. Die Beisetzungen im Bestattungshain finden im unmittelbaren Übergangsbereich zum Heessener Wald statt. Die waldähnliche Atmosphäre ist in diesem Friedhofsteil ganz präsent: Die Ablage von Blumen, Schalen oder Grabkerzen erfolgt an der barrierefreien, gemeinschaftlichen Gedenkstätte, damit der eigentliche Bestattungshain seinen naturnahen Charakter mit Waldpflanzen, Farnen, Moosen, Blättern und Zweigen nicht verliert. Aus diesem Grunde werden auch keine Wege im Hain angelegt.
Die eigentliche Gedenkstätte besteht aus einem barrierefrei gestalteten Platz mit Stelen aus Anröchter Grünsandstein. An diesen kann über einen Steinmetzbetrieb der Vor- und Nachname sowie das Geburts- und Sterbejahr angebracht werden.
„Die Infrastruktur des Friedhofes in Verbindung mit seiner Nähe zur Natur waren Pluspunkte für die Errichtung eines Bestattungshains. Mit den Parkplätzen, Wegen und der Trauerhalle sowie der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben wir einen großen Vorteil gegenüber privaten Anbietern“, erklärt Markus Klüppel von der städtischen Friedhofsverwaltung. Mittelpunkt der Anlage ist ein historisches Grabkreuz, welches vor der Entsorgung gerettet wurde. Im vergangenen Jahr gründete sich eine Initiative aus Stadtarchiv, Ortsheimatpflege und Friedhofsverwaltung, die sich zum Ziel gesetzt hat, erhaltenswerte und für die Stadtgeschichte wichtige Monumente zu katalogisieren und nach Möglichkeit für die Nachwelt zu erhalten. Nach über 100 Jahren in Familienbesitz wurde die Grabstätte aufgelöst und das Grabmal wäre eigentlich abgebrochen worden. Durch die Integration in diese neue Anlage konnte es restauriert und bewahrt werden. Es ist ein typisches Beispiel für die Grabmalkunst des frühen 20. Jahrhunderts aus einer katholisch-volkskirchlich geprägten Region. Ein noch weiteres interessantes Detail: Durch Kriegseinwirkung (Artilleriebeschuss in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945) verlor der Corpus beide Arme und auch die Namenstafel mit der Inschrift „INRI“ wurde zerstört. Die fehlenden Teile wurden bewusst nicht wieder hergestellt, sondern in Anlehnung an ein ebenfalls kriegszerstörten Kreuz in der münsterschen St. Ludgeri-Kirche wurde folgende Inschrift angebracht: „Ich habe keine anderen Hände als die euren.“
Die Kombination von alt und neu zeigt deutlich den Wandel der Bestattungskultur: Von aufwendigen, religiös motivierten Grabsteinen für große „Familiengruften“ mit aufwendiger Grabpflege hin zu alternativen, pflegefreien Grabstätten in naturnaher Umgebung. Auch die Wahl der Bestattungsart hat sich vollständig verändert: Während vor einer Generation – über Konfessionsgrenzen hinweg – noch die Sargbestattung dominierte, so sind heute fast 80 Prozent aller Bestattungen Urnen-Beisetzungen. Die katholische Kirche gestattet seit 1964 die Feuerbestattung.
Es können ein- oder mehrstellige Grabstätten im Bestattungshain Heessener Wald gewählt werden. Die Nutzungszeit beträgt 30 Jahre und kann nach Ablauf verlängert werden. Die Kosten für eine Grabstelle im Bestattungshain belaufen sich auf 1.150 Euro.
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