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Presseinformation

21. März 2019
Künstlerteam aus Wien erweckt Erinnerungen an verschwundene Räume mit Zeichnungen, Skizzen und Modellen zum Leben
Partizipatives Kunstprojekt „Einst war jetzt“ eines von drei KunstKommunikation-Stipendien des Kreises Steinfurt

Kreis Steinfurt/Hörstel. Selbst die Maus im Papierkorb in der Poststelle der Firma Niemeyer & Söhne GmbH Co. KG, die sich an den Essensresten der Mitarbeiter labt, erkennt man auf der Tuschezeichnung. Sie macht die Erinnerung des damaligen Azubis in den 1940er Jahren erst komplett. Das Künstlerpaar Claudia Antonius und Jörg Jozwiak, diesjährige Stipendiaten des deutschlandweit einmaligen Stipendiums KunstKommunikation des Kreises Steinfurt, stellten nun ihr Kunstprojekt „Einst war jetzt“ im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel vor. Anhand persönlicher Erinnerungen von Bewohnerinnen und Bewohnern des Riesenbecker St. Elisabeth Hauses und des Betreuten Wohnens des Caritasverbandes Tecklenburger Land haben die Künstler mittlerweile verschwundene, halb-öffentliche Innenräume in detailreichen Zeichnungen, Skizzen und Modellen künstlerisch wiederbelebt.

Antonius und Jozwiak hatten sich im vergangenen Juni mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtungen getroffen und sich in langen Gesprächen Erinnerungen zu den mittlerweile verschwundenen Räumen in Hörstel schildern lassen. Diese erzählten von der Poststelle in dem kleinen, vorne in der Gastwirtschaft Leugers gelegenen Raum, in dem Briefe aufgegeben und frankiert wurden. Sie erinnerten sich an den Klassenraum der „i-Männchen“, die in den 1940er Jahren die alte Schule besuchten, die Entbindungsstation des Elisabeth-Hospitals, in die man vom Nachbarhaus aus hineinluken konnte, und an das Zimmer im Schwesternwohnheim, das Jozwiak in einem aufwändigen Modell gemäß der Schilderungen rekonstruierte.

„Unser Ziel war es nicht, idealisierte Architektenräume zu schaffen. Die Zeichnungen und Modelle sind zum einen durch die Erinnerung der Menschen gefiltert, die natürlich durch Unschärfen, die typisch für Erinnerungen sind, entstehen. Die Umsetzung durch uns Künstler ist eine Interpretation dieser Erinnerungen und somit ein weiterer Filter“, erzählt Claudia Antonius. Durch die Fehlerhaftigkeit der eigenen Erinnerung an die Räume, ihre Reduktion in Sprache und ihre erneute Verbildlichung durch eine interpretierende Person stelle sich die Frage, ob die Räume dadurch überhaupt noch dokumentiert oder eher neu erschaffen würden.

Die Frage nach der „richtigen Wahrheit“ wünschen sich die Künstlerin und der Künstler als Diskussion unter den Mitwirkenden. Erinnerung sei immer subjektiv, manche Tatsachen verschieben sich. So besitzt Neuhaus‘ Mühle in der Zeichnung von Antonius etwa keinen Aufgang in den ersten Stock, da sich die Zeitzeugin nicht an einen solchen erinnert. Und auch die Größenverhältnisse der Erinnerungen stellen die Künstler bei der Rekonstruktion vor Herausforderungen. Wie groß ist ein „großes“ und wie klein ein „kleines“ Fenster?

 

Dass sie diese Diskussion bei den am Kunstprojekt Beteiligten erreicht haben, davon berichten Kornelia Steinigeweg, Koordinatorin des Betreuten Wohnens, und Marco Greßler, Haus- und Pflegedienstleiter des St. Elisabeth Hauses: „Das Kunstprojekt war wochenlang Gesprächsthema bei unseren Bewohnern“, erzählt Steinigeweg. „Als Frau Antonius und Herr Jozwiak uns kontaktierten und fragten, ob wir uns vorstellen könnten, dass unsere Bewohner bei dem Kunstprojekt mitmachen wollten, mussten wir nicht lange überlegen. Es war nicht nur eine willkommene Abwechslung für sie, die Auseinandersetzung mit den vielen Erinnerungen war und ist auch heute noch ein Thema, bei dem sie lange verweilen.“

 

Die „Einst war jetzt“-Kunstwerke können zu den Öffnungszeiten des Kunsthauses in den Atelierräumen angeschaut werden. Außerdem freuen sich Antonius und Jozwiak darauf, weitere Erinnerungen von Bürgerinnen und Bürgern zu hören und künstlerisch umzusetzen. Eine Möglichkeit dazu gibt es außerdem beim „Offenen Atelier“ am 17. und 18. Mai in der Zeit von 14 bis 18 Uhr. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, ihre Erinnerungen an schon verschwundene Innenräume aus Hörstel zu beschreiben und mit dem Künstlerteam ins Gespräch zu kommen.




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"Einst war jetzt"



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de