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Hanau, 01. Oktober 2020
Hanauer Zahnstocherbox aus dem 18. Jahrhundert

Vor einigen Tagen wurde aus einer Schweizer Privatsammlung beim Auktionshaus Bonhams in London eine seltene Hanauer Goldschmiedearbeit versteigert: eine 9,5 cm messende Zahnstocherbox der Gebrüder Toussaint von 1790.

Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hanau, entdeckte die Pretiose und gewann Margret Dausien, Vorsitzende des Vereins Freunde und Förderer von Schloss Philippsruhe e.V., erneut als strategische Partnerin beim Erwerb. Beide waren sich schnell einig: „Die goldene, unterschiedlich farbig emaillierte Box mit floralen Bordüren und der Meistermarke LFT – Les Frères Toussaint - muss in ihre „Geburtsstadt“ zurückkehren!“

Bei der im Internet übertragenen Versteigerung sauste der Hammer bei 2.800 Pfund zu Gunsten Hanau nieder. Mit Zuschlägen, Steuern und Transportkosten wurden insgesamt 4.600 Euro fällig - im Vergleich zu erzielten Preisen für andere Golddosen ein sehr günstiger Preis. Verein und Stadt teilen sich die Anschaffungskosten. Der städtische Anteil kann aus dem Nachlass des Künstlerehepaares Marianne und Kurt Sauer getragen werden, der Ankäufe vor 1880 entstandener Kunstwerke als Auflage hat.

Gebrüder Toussaint, weit bekannte Hanauer Bijouteriefabrikanten und –händler in der Hanauer Neustadt, fertigten für das gehobene Bürgertum bis in den europäischen Hochadel. Johann Wolfgang von Goethe lobte das Atelier in seiner „Reise am Rhein, Main und Neckar“ an erster Stelle: „Die hiesigen Bijouterie-Fabriken sind ganz besonders merkwürdig (bemerkenswert), die Hanauer Arbeiten genießen eines sehr vortheilhaften Rufes, überall werden sie gesucht. Die jetzigen bedeutenden Chefs: Gebrüder Toussaint, Souchay und Colin, etc. So lässt sich mit Wahrheit behaupten, dass Hanau Arbeiten liefert, die man weder in Paris noch in London zu fertigen weiß, ja die nicht selten jene des industriösen Genf übertreffen“.  

Dass Toussaints auch edle Zahnstocherboxen herstellten, war den Hanauer Fachleuten bisher unbekannt. „Eine kostbare Ergänzung der Philippsruher Museumssammlungen“, lobt denn auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky den Neuzugang und dankt Dausien und Hoppe für die gemeinsame Initiative.

Charles und Pierre Etienne Toussaint, beide 1720/1726 in Berlin als Söhne eines Bäckerehepaares geboren, erhielten zwischen 1751 und 1755 die Freiheit in der Neustadt Hanau als selbstständige Goldarbeiter tätig zu werden. Charles wurde 1765 gar   Vorsteher der Bijouteriegesellschaft, beide gründeten 1772 die Hanauer Zeichenakademie mit. Pierre Etiennes Sohn Louis Otto Toussaint (1766-1825) führte die Firma weiter, war zudem Königlich preußischer Kriegs- und Domänenrat wie Oberst der Hanauer Bürgergarde. In der sog. „Franzosenzeit“ vertrat er 1810-1813 als Abgeordneter der Ständeversammlung des Großherzogtums Frankfurt das Departement Hanau und wurde 1813 auf Befehl Napoleons als Geisel für das Wohlverhalten des Großherzogtums nach Paris gebracht. Das ist aber eine andere Geschichte…

Die Zahnstocherbox ist im Roten Saal des Historischen Museums Schloss Philippsruhe in einer Vitrinen mit drei anderen Exponaten der Hanauer Galanteriewarenfabrikationen Fernau, Bury & Leonhard und Weishaupt ausgestellt, die in den Jahren 2018/2019 angekauft wurden. Das Museum samt Schlosscafé Marie hat samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.



Pressekontakt: Stadt Hanau, Güzin Langner, Telefon 06181/295-929




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Zahnstocherbox, Gebrüder Toussaint Hanau, um 1790


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