Unna, den 26. Februar 2020

Der Sozial- und Wirtschaftshistoriker Uwe Spiekermann, Privatdozent an der Universität Göttingen und Autor des Buches „Künstliche Kost. Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute“ kommt am 4. März 2020 nach Unna. In einem bildreichen Vortrag geht er den tiefgreifenden Veränderungen moderner Lebensmittel und unserer Ernährung nach.

Agrarreformen, industrielle Lebensmittelprodukte und weit ausgreifende Handelsnetze veränderten die tägliche Kost seit der Industrialisierung grundlegend. Sie sicherten die Versorgung einer rasch wachsenden Zahl von Menschen, ließen den Ursprung und die Qualität der Lebensmittel aber zugleich zum Problem werden. Frische bedeutete zuerst Bewahrung, Sicherung von Nährwert und Bekömmlichkeit. Dazu dienten erst häusliche Verfahren der Konservierung und „Frischhaltung“, dann der gewerbliche Einsatz von Konservierungsmitteln, von Hite- und Kältetechnik, von Zwischenlagern und Verpackungen.

All dies sicherte die Grundversorgung, erhöhte aber zugleich die Ansprüche an frische Lebensmittel. Der technische Fortschritt orientierte sich am Ideal ganzjährig frischer und stets verfügbarer Lebensmittel und veränderte so unsere Umwelt. Frische steht demnach für weit mehr als die Qualität eines Lebensmittels. Sie ist ein Mythos, dem wir uns zunehmend selbst unterordnen. Dieses Ideal zog zahllose Eingriffe in unsere Lebensmittel nach sich und macht es uns immer schwerer, uns mit weniger zu begnügen.

Der Vortrag ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Prost Mahlzeit. Ein Blick über den Tellerrand“ im Hellweg-Museum Unna und beginnt um 19 Uhr im Nicolaihaus in Unna (Nicolaistr.3).