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Münster,31.08.2017

„Paris Palmyra“ - die Krise der Städte in aktueller Literatur
Literaturprojekt versammelt herausragende Autorinnen und Autoren in Münster / Büchner-Preisträger eröffnet am 3. September

Münster (SMS) Münsters „Skulptur Projekte“ - das ist der Diskurs über den öffentlichen Raum, über die Stadt und ihre Menschen. Vor dem Hintergrund der ortsbezogenen Positionsbestimmungen der internationalen Kunstwelt hat der Literaturverein in Kooperation mit dem städtischen Kulturamt das Programm „Paris Palmyra“ aufgelegt, in dem sich europäische Autorinnen und Autoren literarisch mit „Stadt“ auseinandersetzen. Das Projekt versammelt bis November herausragende Erzähler, Essayisten, Dramatiker und Lyriker in Münster zu Gesprächen über die Krise der Urbanität.

Ohne die großzügige Unterstützung wäre dieses namhaft besetzte Literaturprojekt nicht denkbar. Die gesamte Reihe wird gefördert von der Kunststiftung NRW und der Kulturstiftung der Sparkasse Münster.  Auch die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung ist als Partner dabei.

Der Lebensraum Stadt, aber auch die Lebensart Stadt - beides ist heute vielfältig bedroht. Ein Weltkulturerbe wie das antike Palmyra in Syrien ebenso wie das „Fest des Lebens“, das einst Hemingway in Paris feiern konnte. „Wenn Münster in der Chillida-Skulptur `Toleranz durch Dialog` sich selber versteht, dann treffen in unserem Projekt `Paris Palmyra` Geschichte, Gegenwart und Zukunft vielstimmig zusammen“, sagt Hermann Wallmann, künstlerischer Leiter und Vorsitzender des Literaturvereins. Stadträtin Cornelia Wilkens unterstreicht: „Münster ist die Stadt des Westfälischen Friedens.  Die Lesungen und Gespräche reihen sich in das Engagement der Stadt ein, die Werte von Toleranz und Dialog mit Leben zu füllen - heute wie morgen“. Münsters Beigeordnete für Kultur weiter: „Ich freue mich auf die internationalen Impulse wie die Stimmen der lokalen Experten und Akteure.“

Zum Programm:  „Bleib erschütterbar und widersteh“. Jan Wagner zitiert in einem Briefwechsel mit seinem mazedonischen Kollegen  Nikola Madzirov  diese Worte des Dichters Rühmkorf. Aus dem Briefwechsel „Fragile. Europäische Korrespondenzen‘“ werden der Büchner-Preisträger  2017 und Madzirov lesen, zugleich auch ihre aktuellen Bücher vorstellen. Das Übersetzen übernimmt Alida Bremer aus Münster. Der slowenische Dichter Aleš Šteger blättert am 14. September in seinem „Logbuch der Gegenwart“. Er beschreibt darin seine Eindrücke, die er gesammelt hat in Minamisoma nahe dem Atomkraftwerk von Fukushima; in Mexico City während einer Demonstration, in Belgrad an einem Zwischenstopp syrischer Flüchtlinge. Ein Gedicht von Šteger bildet auch ein Motiv des Films „Beyond Boundaries“, den sein Regisseur Peter Zach einen Tag später im Gespräch mit dem Autor vorstellt.

Herta Müller zeichne „mittels der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, so heißt es in der Begründung für den Nobelpreis, den sie 2009 erhalten hat. In ihrem Werk verbindet und verbündet sich eine virtuose Sprachgenauigkeit mit einer unermüdlichen Aufmerksamkeit für die (totalitären) Vergangenheiten, die noch immer nicht tot sind.  Und wenn Herta Müller jüngst von der Unfreiheit sprach, die immer spießig sei, dann meint sie damit das Gegenteil von urbaner Weltoffenheit. Am 24. September wird ihr Schriftstellerkollege Ernest Wichner sie auf einem Gang durch das Werk begleiten.

Die antike Tragödie  „Antigone“ von Sophokles  ist noch immer ein Schlüsselwerk für die Spannung zwischen Staatsraison und Moral. Der belgische Schriftsteller Stefan Hertmans (dessen Buch „Steden“ / „Städte“ noch nicht ins Deutsche übersetzt worden ist) aktualisiert diesen Stoff in seiner  „Antigone von  Molenbeek“. Als deutsche Uraufführung präsentieren am 30. September die Schauspieler  Carolin Wirth und Carsten Bender, beide aus Münster, das Stück in einer szenischen Lesung. Tags drauf wird Stefan Hertmans aus seinem neuen Roman „Die Fremde“ lesen; hier vergegenwärtigt er nicht einen alten Theaterstoff, sondern recherchiert die Flucht eines jüdischen Paares während der Pogrome im Frankreich des 11. Jahrhundert.

Der syrische Dichter und Maler Niroz Malek kann und will Aleppo - und seine Wohnung mit all den Büchern und Bildern - nicht verlassen. In kurzen, mal realistischen, mal surrealen  Prosaminiaturen reflektiert und transzendiert er, was er erlebt und erleidet in einer Stadt, auf die Bomben fallen.  Am 15. Oktober wird seine Tochter Dinan Hesso, die heute in Köln lebt, zusammen mit der Übersetzerin Larissa Bender Maleks Buch „Der Spaziergänger von Aleppo“ vorstellen.

Der Archäologe Hermann Parzinger, Präsident der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hat sich zum Zuschauen verurteilt gesehen, als der so genannte "Islamische Staat" seine barbarische Spur der kulturellen Zerstörung von Aleppo über Mossul, Nimrud, Hatra bis nach Palmyra zog. In einer Veranstaltung am 19.November wird er seiner Überzeugung Ausdruck verleihen: „Wir können was tun“. Der heute in Münster lebende und lehrende, aus Syrien geflohene Komparatist Abdo Abboud wird beleuchten, was „Palmyra in der Literatur“ bedeutet hat, bedeutet, bedeuten wird…   

Info: Veranstaltungsorte sind u.a. das Theater Münster und die Stadtbücherei. Eine ausführliche Broschüre informiert über das Programm von „Paris Palmyra“.  Es liegt in der Münster Information, Stadthaus1, Heinrich-Brüning-Straße, aus. Tickets im Vorverkauf an der Theaterkasse, Telefon 02 51/ 59 09 100; Online-Buchungen www.theater-muenster.com

Foto: Paris - Palmyra: Namhafte Autorinnen und Autoren setzen sich bei einem Literaturprojekt in Münster mit der Bedrohung des Lebensraumes Stadt auseinander. Das Programm präsentieren (v.l): Stadträtin Cornelia Wilkens, Hermann Wallmann (Literaturverein), Thomas Tenkamp (Kulturstiftung Westfälische Provinzial Versicherung), Katharina Lütke-Uhlenbrock (Kulturstiftung Sparkasse Münster), Autorin Alida Bremer, Dagmar Fretter (Kunststiftung NRW) und Kulturamtsleiterin Frauke Schnell. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.




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