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Stadt Hanau

 

27. Juli 2018

Blumengießen im großen Stil

290 Hektar Hanauer Grünflächen müssen mit Wasser versorgt werden

„Wir gießen auch wenn’s regnet“ erklärt Peter Stanek, 52 Jahre alt, mit ernstem Gesicht vom Fahrersitz seines LKWs. „Da kriegst du schon manchmal nen Vogel gezeigt“ sagt er. „Manchmal auch Schlimmeres“ fügt er nach einer kleinen Pause nachdenklich hinzu, während sein großer LKW in Schrittgeschwindigkeit durch die „Frankfurter Landstraße“ rollt und aus einem Hydraulikarm die Pflanzen des Mittelstreifens wässert.

Stanek ist einer von 320 Mitarbeitern des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS). Der gelernte Bauschlosser arbeitet seit 27 Jahren bei der Stadt Hanau, erst als Müllwerker, dann bei der Stadtentwässerung. Seit mittlerweile vier Jahren arbeitet er nun in der Abteilung Grünflächen. Hier fährt er zurzeit acht Stunden am Tag, fünf Tage pro Woche Wasser zu den Pflanzen und Bäumen der Stadt, um diese vor dem drohenden Absterben zu bewahren. Und dies ist auch dann erforderlich, wenn es regnet. Denn durch die Trockenheit der letzten Monate ist der Boden ausgedorrt. Wenn es endlich regnet, dann fließt das Wasser einfach ab und sammelt sich in Senken, anstatt gleichmäßig zu versickern. „Wenn der Regen den Boden vorher aufweicht, kann unser Gießwasser besonders gut bis zu den Wurzeln der Pflanzen durchsickern und genau da soll es ja hin“, antwortet Stanek auf fragende Blicke.

Während er von den Kuriositäten erzählt, die seine derzeitige Aufgabe mit sich bringt, lotst er mit traumwandlerischer Sicherheit den 350 PS starken und 27 Tonnen schweren LKW in Zentimeterarbeit durch die „Nußallee“. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, bedient Stanek ganz nebenbei den Joystick des Hydraulikarms, der vorne am LKW angebracht ist. An dem Joystick sind viele Knöpfe, mit denen er den Arm kontrolliert, denn er muss immer wieder Bäumen, Masten und Straßenschildern ausweichen. Von außen betrachtet, sieht es ein wenig aus, wie das Cockpit eines Flugzeugs. Für Stanek ist das alles Routine. Er schaut nicht mal mehr hin.

Bei langsamer Vorbeifahrt schießen aus dem Hydraulikarm in der Minute etwa 75 Liter Wasser in die Blumen- und Strauchbeete vor ihm. Etwas länger verweilt der Wasserstrahl bei den Bäumen, um ihnen das dringend benötigte Nass zuzuführen. 10.000 Liter Wasser fasst der Tank - in spätestens zwei Stunden ist er leer. Dann muss Stanek ihn wieder auffüllen. Das macht er drei- bis viermal am Tag am hauseigenen Brunnen der früheren Grünflächenamtes in der „Theodor-Fontane-Straße“. Unter den Mitarbeitern wird gemunkelt, der „alte Main“ fließe dort unterirdisch, weswegen der Brunnen niemals versiegt. Fakt ist: In 12 Minuten hat Stanek den 10.000 Liter Tank wieder voll und kehrt zurück auf die Straße. Er will keine Zeit verlieren: seine Pflanzen haben Durst.

Neben Staneks LKW gibt es noch einen weiteren mit einem 10.000 Liter Tank. Und der Fuhrpark der Stadt Hanau gibt an Bewässerungsfahrzeugen noch einiges mehr her, um die Grünflächen einigermaßen heil über die Trockenzeit zu bringen: Vier Autos mit 2.000 Liter Tanks, weitere vier Autos mit 1.500 Liter Tanks und zusätzlich noch ein unauffälliger grüner Traktor mit einem 4.000 Literfass. Von den 44 der mit der Grünflächenpflege befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zurzeit die Hälfte ausschließlich mit der Bewässerung beschäftigt. Die Mengen an Wasser, die nötig sind, um die städtischen Grünanlagen mit einer Gesamtfläche von 290 Hektar zu versorgen, wirken beeindruckend. Eine Umrechnung in Fußballfelder erleichtert das Erfassen der Dimensionen: 290 Hektar entsprechen circa 406 Fußballfeldern.

„Der Wasserverbrauch der Bäume hängt stark von der Baumart, dem Standort, der Größe und der Witterung ab. “, macht Stanek deutlich, welcher Aufwand nötig ist, um gerade die jungen Bäume vor dem Absterben zu bewahren. Diese sind von der anhaltenden Trockenheit besonders betroffen, da das Wurzelwerk noch nicht weit genug verzweigt ist, um genügend Wasser aus dem umliegenden Boden aufzunehmen. Die Abteilung Grünflächen hat die Richtlinie ausgegeben: 100 Liter pro Baum und Woche.

Die Stadt Hanau pflanzt jedes Jahr zwischen 100 und 150 Jungbäume. Jetzt stehen die Jungbäume zusammen mit den Blumen- und Strauchbeeten auf einer Liste und müssen mit Priorität von Stanek und seinen Kollegen in der Abteilung Grünflächen bewässert werden. Würden die Pflanzen diesen heißen, trockenen Sommer nicht überleben, kämen für den Ersatz hohe Kosten auf die Stadt zu. Auch die Wildblumenwiesen, die vor allem angelegt wurden, um dem Bienen- und Insektensterben etwas entgegen zu setzen, werden gegossen. Und selbst bereits verblühte Pflanzen werden noch bewässert. „Sonst kommen die nächstes Jahr nicht wieder“, gibt Stanek mit einem Schulterzucken zu verstehen.

Bei seiner Arbeit geht Stanek Hand in Hand mit den Pflegekolonnen der Stadt, die für die Hege der Beete zuständig sind. Von ihnen erfährt er, wo neue Beete sind und welche gerade besonders von der Trockenheit betroffen sind. Im Gegenzug haben es die Pflegekolonnen in weichem Boden leichter, wenn dieser vorher bewässert wurde.

Der LKW von Stanek, ein Iveco, ist mittlerweile in ein respektables Alter gekommen: „Der ist so 18, 19 Jahre alt. Der hat sein Geld schon verdient“ gibt sich Stanek pragmatisch, während er in die „Willy-Brandt-Straße“ abbiegt. „Ich bin für das Gerät verantwortlich und das nehme ich ernst. Bis jetzt wurde erst einmal die Kupplung ausgewechselt.“ Privat ist der Vater von zwei erwachsenen Kindern leidenschaftlicher Opa und Hundebesitzer. „Das ist auch wichtig, dass man so einen Ausgleich zur Arbeit hat.“ Mit seinem Border Collie ist Stanek im „Hundesportverein Nidderau-Erbstadt“ als 2. Vorsitzender aktiv.

Den Ausgleich hat er mitunter bitter nötig. Denn manchmal, erzählt Stanek, wird es im Stadtverkehr unnötig anstrengend. „Die Autofahrer sind heutzutage ungeduldig und viel rücksichtsloser als früher“, erzählt Stanek von seinen langen Jahren Erfahrung bei der Arbeit im Stadtverkehr, während er neben dem LKW steht und mit einem Schlauch per Hand drei Jungbäumen eine nasse Dusche verpasst. „Die Leute haben keine Zeit und Verständnis mehr dafür, dass wir auch in ihrem Interesse arbeiten. Da wird ständig gehupt und geschimpft“, und wie zum Beweis quetscht sich eine junge Frau mit ihrer Mercedes A-Klasse wild gestikulierend an dem großen Iveco vorbei, weil es ihr offenbar nicht schnell genug geht. Stanek quittiert dies mit einem Achselzucken. Nachdem er den Schlauch eingerollt und die Ventile geschlossen hat, rollt der LKW wieder an.

Während er auf dem Parkplatz am Ende der „Wilhelmsbader Allee“ ein geschicktes Wendemanöver durchführt, schildert Stanek, dass er jeden Morgen vor dem Start eine Kontrolle macht, ob die großen Leuchtabweiser und die Warnblinklichtanlage am LKW auch einwandfrei funktionieren. Zur Sicherheit. Weniger für ihn, er sitzt ja zwei Meter über dem Geschehen im Fahrerhaus. Mehr für die Menschen um ihn herum. Die mit wenig Zeit und zu viel Eile.

Am Ende seines Arbeitstages klettert Stanek auf dem Hof der Abteilung Grünflächen aus seinem Iveco und füllt die Tanks gleich wieder mit Wasser, denn diese müssen immer einsatzbereit sein. Insbesondere in Zeiten lang anhaltender Trockenheit drohen Waldbrände. Kommt es zu Flächenbränden, greifen die Hanauer Feuerwehren auf die Tanks zu, um an Orten, wo es keine Hydranten gibt, schnell mit größeren Mengen Wasser zur Stelle sein zu können. Die Tanks stellen eine Rückversicherung in solchen Notfällen dar. Nach dem Auffüllen findet der Iveco unter dem Schleppdach seinen Platz. Bis zum nächsten Morgen, denn um 7 Uhr startet Peter Stanek wieder durch – Blumengießen – im großen Stil. Auch bei Regen.


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