31. Oktober 2014

Nah an den Menschen

Masterplan: Der Kreis hat seinen Kompass justiert

Kreis Viersen

Ein gutes Jahr hat es von der Auftaktveranstaltung am 17. September 2013 im Dülkener Berufskolleg bis zur Abschlussveranstaltung am 30. Oktober 2014 im Viersener Kreishaus-Forum gebraucht, einen Masterplan für den Kreis Viersen zu entwickeln. In der Sitzung am 30. Oktober hat Landrat Peter Ottmann dem Viersener Kreistag mit dem Masterplan ein 160 Seiten starkes Strategiepapier zur künftigen Kreis-Entwicklung vorgelegt. Erarbeitet hatte den Masterplan das beauftragte Beratungsunternehmen Prognos AG in enger Anbindung an die Kreisverwaltung und die neun kreisangehörigen Städte und Gemeinden.

"Mit dem Masterplan erkennen wir die bedeutenden Zukunftsthemen, können Ziele und Maßnahmen der nächsten Jahre benennen und haben einen Umsetzungsplan mit Zuständigkeiten in der Hand", sagt Peter Ottmann. Der Landrat weist darauf hin, dass der Kreis Viersen mit einer solchen strategischen Vorgabe die Folgen des demografischen Wandels, des wirtschaftlichen Konkurrenzkampfes und der Globalisierung meistern kann: "Bei diesen Herausforderungen weist uns der Masterplan wie ein Kompass den richtigen Weg."

Bis das Masterplan-Buch auf den Tischen der Kreistagsmitglieder lag, war es ein intensiver Prozess mit Dialogrunden, Workshops, Online-Foren und Ideenwerkstätten. Sowohl Experten als auch die Bürgerinnen und Bürger äußerten ihre Meinung und brachten Ideen ein. Über 14 Monate lang gab es einen fruchtbaren und ergebnisorientierten Austausch.  Gesellschaftlich relevante Gruppen waren einbezogen: Politik und Verwaltung, Industrie, Gewerbe und Handel, Vereine und Verbände, Kulturtreibende etc. Peter Ottmann: "Mit der Beteiligung können wir zufrieden sein. Viele haben uns dargelegt, wo unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen liegen." Besonders freut es den Landrat, dass sich der Nachwuchs beim Jugenddialog Anfang 2014 engagiert eingebracht hatte. "Dort haben wir beispielsweise die Botschaft vernommen, dass es bei Bus und Bahn Optimierungsbedarf gibt."

So ist der Masterplan erarbeitet worden: Nach einer ersten Analyse und Positionsbestimmung sind die so genannten Multiplikatoren (Bürgermeister, IHK, Handwerkerschaft, Verantwortliche aus Industrie, Gewerbe, Handel; Verbände, Vereine etc.) mehrfach und an unterschiedlichen Fragestellungen beteiligt worden. "Im Anschluss war es unser Part, daraus strategische Schwerpunkte für den Kreis Viersen zu entwickeln", berichtet Oliver Lühr von Prognos. Das Beratungsunternehmen hat das Aufgabenfeld in folgende Themenkomplexe gegliedert:

  • Familie/Leben - "Nah am Menschen"
  • Umwelt/Mobilität - "Nah an der Natur"
  • Wirtschaft/Partnerschaft - "Nah am Mittelstand"

In allen drei Themenfeldern stehen am Ende des Prozesses Ziele und Visionen auf dem Plan. Diese sind auf Zuständigkeit, Zeitschiene, Finanzierung und Machbarkeit abgeklopft worden. 

Stichwort Wirtschaft: "Hierbei haben wir über den Masterplan-Prozess erfahren, dass wir insbesondere unseren Mittelstand im Fokus haben und unsere Angebote besser präsentieren müssen", sagt Landrat Peter Ottmann. Imagebildende Maßnahmen müssen forciert werden - der Kreis Viersen stellt sein Licht zu sehr unter den Scheffel.

Und: Etwa ein Drittel der Unternehmen beklagt bereits Engpässe bei der Besetzung von Fachkräften. Dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel muss eine zentral gesteuerte Initiative entgegengestellt werden, an der neben dem Kreis Partner wie Städte & Gemeinden, WFG, IHK und Kreishandwerkerschaft gemeinschaftlich mitwirken. Sorge bereitet auch die hohe Zahl der Abwanderungen in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen. Ottmann: "Hier müssen wir Perspektiven bei Ausbildung und Beruf schaffen, damit jüngere gut ausgebildete Menschen als Fachkräfte in der Region bleiben."

Grundlage ist - so hat der Masterplan herausgearbeitet - eine von allen Städten und Gemeinden akzeptierte Strategie der Wirtschaftsförderung. Lokale und regionale Wirtschaftförderung müssen verzahnt sein. Die WFG Kreis Viersen unter neuer Geschäftsführung rückt hierfür als Moderator und Antriebsfeder in den Fokus.

Außerdem muss - so Landrat Ottmann - die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Hochschulen und Wirtschaftsregionen intensiviert werden. Als Vision hat der Masterplan dem Kreis ins Stammbuch geschrieben, dass sich ein prosperierender, wirtschaftsfreundlicher Standort mit gut aufgestellter mittelständischer Wirtschaft und attraktiven, familienfreundlichen Arbeitsplätzen profiliert.

Maßstäbe, die auch für das Aufgabenfeld "Familie/Leben" gelten müssen:  "Im gesamten Kreis gibt es tolle Angebote für Familien. Wir werden versuchen, diese Familien und Interessierten bekannt zu machen", sagt Dezernent Ingo Schabrich, zuständig fürJugend, Bildung, Gesundheit und Soziales. Das kann, so Schabrich, über eine Familienkarte, aber auch über netzgestützte Angebote geschehen. Ein guter Anfang sei beispielsweise der Familienwegweiser - ein Online-Portal für die so genannten "Frühen Hilfen" - gewesen, der kürzlich im Jugendhilfeausschuss vorgestellt worden ist. 

Stichwort Familie: Damit der Kreis für Familien lebenswert bleibt, braucht es laut Schabrich gute Betreuungsmöglichkeiten auch zu Rand- und Ferienzeiten. "Jedes Jugendamt für sich stößt an seine Grenzen." Aus dem Masterplan heraus geboren ist die Idee, das Thema mit Experten aus allen betroffenen Bereichen zu erschließen. Schabrich: "So könnten wir mit überschaubaren Mitteln Lösungen erarbeiten, von denen alle Jugendämter und die Städte und Gemeinden im Kreis profitieren."

Stichwort Wohnen: "Die Wohnformen unterliegen einem starken Wandel", sagt der Technische Dezernent Andreas Budde. Der demografische Wandel hat Folgen für die Nachfrage. Auch die Anforderungen der Menschen an den Wohnraum ändern sich, z.B. barrierefrei, seniorengerecht. "Wir wollen dieses sehr komplexe Thema mit den Städten und Gemeinden gemeinsam angehen." Der Masterplan bietet hier mannigfaltige Ansätze. Etwa: Unterstützung durch einen Wohnmonitor, gemeinsam entwickelte Außendarstellung des Wohnstandorts Kreis Viersen.

Stichwort Mobilität: Der an sich guten Erreichbarkeit und Straßeninfrastruktur steht auf der anderen Seite das Defizit bei Pendlern und Jugendlichen gegenüber, die mit ungünstigen Anbindungen hadern, vor allem in die umliegenden Zentren. Budde: "Hier müssen wir dicke Bretter bohren." Das aus dem Masterplan gewachsene Leitprojekt MoVE muss ergänzt werden durch ein übergreifendes Mobilitätsmanagement. "Schwerpunkte sollen die Verbesserung der Angebote im Schienenpersonenverkehr und Nahverkehr, neue flexible Mobilitätslösungen und Verbesserungen im Radverkehr sein."

Stichwort Umwelt: Die landschaftliche Qualität des Kreises Viersen wurde quer durch alle Masterplan-Veranstaltungen und Bevölkerungsgruppen als "großes Pfund" angesehen. "Wir möchten verantwortungsvoll und effizient mit Ressourcen und Energie umgehen", sagt Budde, und nennt als Beispiele die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes und die Landschaftsplanung.

Stichwort  Kultur: "Der Masterplan-Prozess hat uns noch einmal gezeigt, dass wir im Bereich unserer Kultureinrichtungen sehr gut aufgestellt sind, insbesondere was die kulturelle Bildungsarbeit der Kreismusikschule und des Niederrheinischen Freilichtmuseums angeht", sagt Kreisdirektor Dr. Andreas Coenen, in dessen Dezernat auch die Kultur fällt. "Hier wollen wir uns weiter intensiv mit unseren Partnern wie Kindergärten und Schulen vernetzen, um diese Bildungsarbeit nachhaltig zu etablieren und auszubauen."

"Machbar ist, was bezahlbar ist", sagt Dezernent Thomas Heil, zuständig für Finanzen, Ordnung und Verbraucherschutz beim Kreis. Dem Kämmerer ist wichtig, dass aus dem Masterplanprozess heraus keine Luftschlösser gebaut werden, sondern Machbares und Nachhaltiges auf den Weg gebracht wird. "Deshalb sollten wir Initiativen begrüßen, die Kooperationen, Sponsoring, Eigeninitiative und bürgerschaftliches Engagement von vornherein mit berücksichtigen." Heil nennt als gutes Beispiel die Bündelung touristischer Anliegen bei Niederrhein Tourismus bzw. der WFG Kreis Viersen.  "Die Umsetzung des Masterplans darf nicht zur Ausweitung der Budgets führen. Eine Aufblähung ist zu vermeiden." Wenn man sich einig sei, wichtige Projekte zu finanzieren, müssten auf der anderen Seite weniger wichtige Aufgaben zurückgestellt werden.  

Erkenntnisse und Perspektiven hat der Masterplan-Prozess mannigfaltig gezeitigt. Beispiel Tourismus: Hier kam heraus, dass der Kreis Viersen zwar mit dem Naturpark Schwalm-Nette ein Paradies im eigenen Garten aufzuweisen hat, die gastronomische Versorgung und das Herbergsangebot hiermit aber nur bedingt mithalten. Das Potenzial aus wertvollen Kulturlandschaften und niederrheintypischen Landschaften, einer guten Erreichbarkeit und einem großen Einzugsgebiet für Touristen und Naherholungssuchende gilt es sowohl als Wirtschaftsfaktor als auch für ein attraktives Wohnumfeld zu nutzen. Landrat Ottmann: "Der Kreis will seine Vorzüge profilieren und sich in der Region besser in Position setzen." Solche Ansätze rücken nun im zweiten Schritt in den Fokus, nachdem das Strategie-Papier zur weiteren Verwendung in bilateralen Gesprächen auf den Tischen liegt.

Die Botschaft: Im Kreis Viersen ist Potenzial vorhanden, das mehr aktiviert werden muss - es gibt Luft nach oben. Es lohnt, hier und dort die Stellschrauben ein- bzw. anders zu stellen, damit die Zukunft vom Erfolg auf allen Ebenen gekennzeichnet ist.  Peter Ottmann: "Wir wissen jetzt, wo wir den Hebel anzusetzen haben." Der Landrat ist zuversichtlich, dass durch die gewonnenen Erkenntnisse die richtigen Weichenstellungen vorgenommen werden und der Kreis Viersen sich weiterhin als dynamischer und attraktiver Lebensraum entwickelt. Für die Partner ist der Kreis durch den Masterplan verlässlicher geworden, Kooperationen sind von Nachhaltigkeit geprägt.

So geht's weiter: Der Masterplan bietet im Kreisausschuss bzw. Kreistag, in den entsprechenden Gremien sowie in der Bürgerschaft die Grundlage für die weitere Umsetzung - er wird nun mit Leben gefüllt. Prognos empfiehlt, den Kompass bedarfs- und anlassorientiert nachzujustieren und zur Begleitung sowohl eine Steuerungsgruppe Masterplan als auch ein Berichtwesen zu installieren. So oder so: Das Strategiepapier ist das Fundament für zielgerichtetes Handeln im Sinne einer positiven Kreis-Entwicklung.
www.kreis-viersen.de/masterplan

Für Fragen, Anregungen und Kritik steht die Kontaktstelle Masterplan im Kreishaus zur Verfügung: 
Tel. 02162/391546,
E-Mail masterplan@kreis-viersen.de
 


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MPPK

Sie stellen den Strategieplan Masterplan Kreis Viersen vor (v.l.): Kämmerer Thomas Heil, Bildungsdezernent Ingo Schabrich, Kreisdirektor Dr. Andreas Coenen, Landrat Peter Ottmann, Technischer Dezernent Andreas Budde, Prognos-Projektleiter Oliver Lühr. Foto: Jennifer Grünter / Abdruck honorarfrei

Herausgeber:

Kreis Viersen - Der Landrat
Axel Küppers
Pressesprecher
Rathausmarkt 3
41747 Viersen
Tel. 02162 / 39-1024
Fax 02162 / 39-1026
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