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Münster,04.12.2001

Gespräch mit Zeitzeugen zum Projekt "Jüdische Familien in Münster"
Dreibändiges Gesamtwerk liegt vor / Buchpräsentation am Sonntag im Rathaus

Münster. (SMS) Hans Kaufmann, Jahrgang 1925, hat den Holocaust überlebt. Der Münsteraner besuchte bis zum Novemberpogrom 1938 die jüdische Schule. Ein Jahr später rettete er sich mit einem Kindertransport nach Dänemark. Als 1943 die dänischen Juden deportiert werden sollten, konnte er mit einem Fischerboot nach Schweden flüchten. Sein Vater starb im Konzentrationslager Riga. Hans Kaufmann ist am Sonntag, 9. Dezember, als Zeitzeuge im Rathaus seiner ehemaligen Heimatstadt zu Gast.

Anlass ist die öffentliche Buchpräsentation des dritten Teilbandes der Reihe "Jüdische Familien in Münster 1918 - 1945" um 11.30 Uhr im Festsaal. Mit der Vorstellung dieses Bandes ist zugleich das Gesamtprojekt zur Erforschung der Geschichte der ehemaligen jüdischen Bürger Münsters abgeschlossen. Initiatorinnen und Autorinnen der vom Stadtarchiv betreuten Publikation sind Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Fritz Krüger wird Stadtarchiv-Direktor Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und vom Institutum Judaicum Delitzschianum der Westfälischen Wilhelms-Universität mitgetragene Projekt Revue passieren lassen und zurückblicken auf die gemeinsame Arbeit.

Anliegen der Publikation "Jüdische Familien in Münster" und besonders auch der beiden Buchautorinnen ist es, die Erinnerung an die jüdischen Opfer aus Münster wachzuhalten. Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer werden im Rathausfestsaal mit Holocaust-Überlebenden ein Podiumsgespräch führen.

Neben Hans Kaufmann hat dazu Gerda Friedeman, geborene Waldeck (USA) zugesagt. Sie besuchte bis 1931 die Annette-Schule, später die Höhere Handelsschule und war als Buchhalterin tätig. Ihre Eltern starben in Theresienstadt und Auschwitz. Podiumsgast ist auch Irmgard Ohl geb. Heimbach. Als 14-jährige wurde sie mit ihren Eltern nach Riga deportiert. Als Zwangsarbeiterin in Fabriken überlebten sie und ihre Mutter verschiedene Konzentrationslager. Der Vater kam in Riga ums Leben.

Im Gespräch mit den Autorinnen ist auch Brigitte Rathgeber, in den 1950-er Jahren in Deutschland geboren. Ihre 1913 in Münster geborene Mutter Henny Hertz besuchte ebenfalls die Annette-Schule. Als sie dem Transport nach Riga zugeordnet war, wurde sie von einem SS-Mann und einem Frontoffizier auf Heimaturlaub gewarnt. Henny Hertz konnte bis Kriegsende bei Verwandten im Rheinland untertauchen.

Zur Buchvorstellung im Rathaus sind alle Interessierten willkommen. Die musikalische Gestaltung übernehmen Helene Keifitz (Sopran) und Alla Messionshnik (Klavier).


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