Münster. (SMS) Wenn ein Mensch älter ist als 60 Jahre, männlich, arbeitslos und ohne festen Wohnsitz, dann scheint die Rückkehr in stabile Lebensverhältnisse fast ausgeschlossen. Dass es mit starker Unterstützung und einem eisernen Willen dennoch geht, zeigt der Fall, den Stefanie Sroka vom Jobcenter Münster betreut hat. Sroka ist als Jobcoach für die Vermittlung für Kunden im Alter über 50 zuständig. Sie hat Paul Sing zu einer Stelle als Berufskraftfahrer in Wedemark-Bissendorf verholfen.
Sing hatte viele Jahre als Gerüstbauer gearbeitet, als Fassadenmonteur und Bauwerksabdichter. Gesundheitlich war er angeschlagen, in großer Höhe arbeiten wurde schwierig. Zuletzt arbeitete er als Kraftfahrer. Nach einer Explosion im Badezimmer wurde seine Wohnung unbewohnbar. Als ihm die Kündigung ins Haus flatterte, war er beruflich im Ausland. Sing verlor seine feste Bleibe, kroch unter im Haus der Wohnungslosenhilfe. Schließlich wurde er arbeitslos, bezog Hartz IV. "Damit ist man stigmatisiert", konstatiert Stefanie Sroka. Sie übernahm die Betreuung von Paul Sing.
Sing war stark, erinnert sie sich, und er wollte unter allen Umständen arbeiten. Die engmaschige Betreuung durch das Jobcenter konnte er erst nach anfänglicher Skepsis annehmen. In den vielen persönlichen Gesprächen, Briefkontakten und Telefonaten entstand eine tragfähige Vertrauensbasis. "Gerade ältere Kunden legen ja nicht direkt beim ersten Kontakt ihre komplexen Probleme auf den Tisch", weiß Sroka aus Erfahrung. Es braucht schon ein großes Maß an Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick, damit am Ende ein konkreter Hilfeplan entstehen kann. Bei manchen ist erst einmal eine Therapie dran, oder es muss eine Lösung für Schulden oder Alkoholprobleme gefunden werden, bis es um Arbeitsvermittlung gehen kann.
Das war bei Sing anders. Er rauche und trinke nicht, bekräftigte er gleich zu Beginn. Er wolle wieder als Berufskraftfahrer arbeiten, und zwar am besten im Gefahrguttransport, weil er sich dort die besten Chancen ausrechnete. Die ADR-Bescheinigung, die er dafür nachweisen musste, verlängerte er mit Unterstützung des Jobcenters. "Wir schauen, welches Expertenwissen die Kunden mitbringen. Der Blick auf die Fähigkeiten und Kenntnisse ist bei der Beratung ein wichtiger Baustein. Das stärkt das Selbstbewusstsein", bekräftigt Jobcoach Sroka. Zudem gewährte das Jobcenter Sing einen Vermittlungsgutschein für eine private Vermittlungsagentur, bezahlte die Fahrtkosten zum Vorstellungsgespräch und zu einem Seminar des neuen Arbeitgebers. Auch für Arbeitskleidung und den unabdingbaren Reiseatlas gab es Hilfen vom Jobcenter.
Paul Sing lebt nun wieder ohne Hartz IV. Er ist als Berufskraftfahrer bei der Allerlogistic GmbH tätig und zufrieden. Mit seiner Vermittlerin beim Jobcenter hält er noch brieflich Kontakt. "Er hat sich diese Chance selbst mit erarbeitet", freut sich Stefanie Sroka über den Erfolg. Je älter die Arbeitssuchenden sind, desto schwieriger ist in der Regel der Weg zurück in den Arbeitsmarkt. 17 Jobcoaches und zwei Fachassistentinnen kümmern sich daher beim Jobcenter unter Leitung von Uwe Brummerloh um das Segment „50+“. Sie hören zu, beraten und begleiten.
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Paul Sing fand bei Stefanie Sroka im Jobcenter Münster ein offenes Ohr und tatkräftige Unterstützung bei der Arbeitssuche. Foto: Presseamt Stadt Münster.
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