Münster (SMS) Fast 30 Jahre lebte Dávid Mária Kiss in Münster. Als die ungarische Künstlerin 2002 unerwartet stirbt, hinterlässt sie in ihrem Atelier an der Ostmarkstraße über 300 grafische Arbeiten und Zeichnungen. Und ein Zitat von Vincent van Gogh: „Du siehst, was ich gefunden habe: meine Arbeit; und du siehst auch, was ich nicht gefunden habe: alles Übrige zum Leben Gehörige.“
Das Stadtmuseum stellt in diesem Frühjahr die Kunstgattung Grafik in den Mittelpunkt seiner Ausstellungstätigkeit. Nach Rolf Escher - langjähriger Professor für freies Zeichnen an der Fachhochschule Münster -, Lili Fischer - Professorin an der Kunstakademie Münster - und Gintarė Skroblytė zeigt das Stadtmuseum nun Holzschnitte von Dávid Mária Kiss. Anlässlich einer umfangreichen Schenkung aus dem Kiss-Nachlass nimmt das Museum 25 ungewöhnlich große Holzschnitte in den Fokus - eine Auswahl aus dem Schaffen der Künstlerin zum Thema „Frauenbilder“. Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé: „Dávid Mária Kiss war eine begnadete Künstlerin. Technik und Ausführung ihrer Holzschnitte zeugen von hoher Qualität.“
Im Zentrum des Schaffens stand bei Kiss die Auseinandersetzung mit der weiblichen Gestalt. Wie kaum eine andere Künstlerin und kein anderer Künstler hat sie die Extreme des Lebens vielfältig dargestellt. Sie bringt Größe und Elend zum Ausdruck, die Tragik, die Klage, den Hunger und die Liebe. Die Schau setzt ein bei frühen Arbeiten aus den 1960er Jahren und schlägt einen Bogen zu späten Werken. Darunter: Mädchen mit Holzperlen (1963), Kreis (1962) oder ihr Selbstbildnis mit gebrochenen Flügeln (1991). Klare Linien und kraftvolle Farben verleihen den Figuren - einzeln oder in der Gruppe dargestellt - eine zwingende Ausdruckskraft und heben das individuell Weibliche auf besondere Weise hervor,
Die Künstlerin selbst, als Mária Kiss 1930 im ungarischen Székesfehérár (Stuhlweißenburg) geboren, und 1956, mit einem Arbeitsverbot belegt, in den Westen geflüchtet, entschloss sich aus Gründen der besseren Vermarktung ihr Geschlecht zu verleugnen. Sie wählte ein männliches Pseudonym und stellte „Dávid“ ihrem Vornamen voran.
Nach dem Diplom als Lehrerin studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in München. Ihre Ausstellungen führten Dávid Mária Kiss quer durch Europa, mit ihren Werken war sie ständiger Gast im Haus der Kunst in München. Auch in Münster war sie präsent. So wurde ihr Kreuzweg mit 14 Stationen 1989 im Dom gezeigt.
Anfangs galt ihre Konzentration der Malerei, der Lithographie und Radierung, doch bald bestimmte der Holzschnitt ihr Schaffen. Kiss war eine Meisterin des Schwarz-Weiß-Holzschnitts, eine bescheidene, zugleich strenge Meisterin. Die Farbe kam zuletzt stärker durch das Collagieren in das Holzschnitt-Werk zurück. „In allen klassischen Gattungen der Grafik - wie Stillleben, Landschaft- und Tierdarstellungen - hat sie charakteristische poetische Arbeiten geschaffen“, betont Dr. Barbara Rommé.
Info: Ausstellung „Dávid Mária Kiss - Frauenbilder“, 7. Mai bis 7. Juli, Stadtmuseum Münster, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags / sonntags 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Fotos:
Selbstbildnis mit gebrochenen Flügeln, 1991. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Mädchen mit Holzperlen, 1963. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Kreis, 1962. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
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