Meldungsdatum: 29.08.2022
Eng aneinander gekuschelt strecken sich mindestens 20 Ferkel im dichten Stroh aus. Im Schlaf zucken zwischendurch die Ringelschwänze. Lautes Grunzen aus Richtung Futterstelle lässt alle unbeeindruckt. Und das indirekt einfallende Sonnenlicht wärmt die Ferkel – natürlich läuft die Fußbodenheizung im August nicht. Auf dem Hof May in Drensteinfurt-Ameke leben alle Ferkel, Sauen und Eber in Haltungsform 4 der Initiative Tierwohl.
„Das Thema Tierwohl ist seit jeher eine Herzensangelegenheit für uns. Die Unversehrtheit der Schweine steht hier im Mittelpunkt. Sie sollen bis zur letzten Sekunde keinem Stress ausgesetzt sein“, erklärt Landwirt und Agrarökonom Carl-Hendrik May.
Alle rund 800 Tiere können nun in der höchsten Haltungsform 4 leben, da der zweite, 2200 Quadratmeter große Strohstall gerade fertiggestellt wird. Eine zusätzliche Besonderheit: Jedes Schwein hat zwei Quadratmeter Platz, also Bio-Standard. In Haltungsform 4 sind 1,5 Quadratmeter Pflicht, was schon 100 Prozent mehr sind, als gesetzlich vorgeschrieben.
Hoffest zur Einweihung
Mit einem großen Hoffest am 3. September wird die Einweihung des neuen Außenklimastalls gefeiert, schließlich dürfe Transparenz nicht nur ein Schlagwort sein, sagt Agrarwissenschaftlerin Simona May. Konsequenterweise gibt es über dem großen Strohstall einen Tagungsraum mit Glasfront. Besucher dürfen und sollen hier Einblicke erhalten, so fanden auch während der Bauphase Besichtigungen zum Beispiel durch Schulklassen statt. Denn das Wissen um Herkunft und Haltung der Tiere und schlussendlich um die Herstellung der Fleisch- und Wurstwaren sei vielen Kundinnen und Kunden sehr wichtig, sagt Carl-Hendrik May.
Als die Familie 2018 begann, Hühner mobil im Freiland zu halten, stellte sie schnell die bisherige Schweinehaltung in Frage. „In der konventionellen Haltung stehen die Tiere auf Betonspalten, direkt über der Gülle. Sie sind kastriert und ohne Ringelschwanz. Das hatte für uns nichts mehr mit artgerechtem Leben zu tun“, erzählt Simona May.
Durch Licht, Luft und Platz, zusätzlichen Freilandauslauf für die Ferkel und die Möglichkeit, sich im Stroh zu beschäftigen, haben die Tiere keinen Anlass, sich gegenseitig zu beißen.
„Bisher gab es keine Probleme. Wenn Schweine unter Monotonie leiden, sind sie nicht mehr stressresistent. Aber hier langweilt sich kein Tier.“
Thymian im Stall
Artgerechte Haltung ist für die Mays mit Nachhaltigkeit verknüpft. So wird nur biologische Schädlingsbekämpfung eingesetzt, die Blühstreifen sind breiter als vorgeschrieben, das gentechnikfreie Futter aus regionalem Anbau, die Produkte mit dem Münsterland-Siegel ausgezeichnet, welches regionale Haltung und Herstellung garantiert.
Und: Im Stall grünt es. Die Trennwände zwischen den Buchten für die Schweine sind gleichzeitig Hochbeete. Weinreben, Thymian, Tomaten, Sonnenblumen und sogar Hopfen werden hier in naher Zukunft ausgiebig gedeihen. „Klima, Optik und Wohlfühlfaktor sollen so im Stall nochmals verbessert werden“, ist Carl-Hendrik May gespannt auf das Ergebnis. Im großen Umkreis des Münsterlandes ist ihm kein Betrieb bekannt, der einen begrünten Strohstall besitzt. Der Tipp kam von einem Niederländer, der vor einigen Jahren seinen „Kuh-Garten“ entwickelt hatte.
Für die innerbetriebliche Wertschöpfung und weitere Stressminimierung bei den Tieren plant Familie May zum Jahresende außerdem die Eröffnung einer eigenen Handwerks-Schlachterei.
www.ameker-hofladen.de
Simona und Carl-Hendrik May und Auszubildende Sophie Wortmann (r.) werden von den Ferkeln im Strohstall begrüßt. Foto: Münsterland e.V.
Jedes Tier hat auf dem Hof May zwei Quadratmeter Platz. Beim Schlafen kuscheln sich die Ferkel dennoch gerne zusammen. Foto: Münsterland e.V.
Weinranken, Thymian, Hopfen: Carl-Hendrik May kennt keinen anderen Betrieb im Münsterland, der seinen Stall begrünt hat. Foto: Münsterland e.V.
Made in Münsterland: Dafür bürgt das Münsterland-Siegel auf den Lebensmitteln und in den Speisekarten seiner Mitgliedsbetriebe und -unternehmen. Es kennzeichnet für die Verbraucher die Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen und geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind, ebenso wie Gerichte in Restaurants, deren Hauptbestandteile zu 80 Prozent aus dem Münsterland stammen. Über 70 Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe gehören dazu. Das Angebot reicht von Obst und Gemüse über Eier, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Getränken bis zu regionalen Speisen in den Restaurants.
Im Blog „Paula Pumpernickel" stellt das Münsterland-Siegel die Menschen, die diese Produkte herstellen, vor und blickt hinter die Kulissen der Unternehmen.
Das Münsterland-Siegel wird unterstützt von den Sparkassen im Münsterland.
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