Meldungsdatum: 01.08.2024
In einem Pilotprojekt auf dem Hof Grothues-Potthoff in Senden wird ein Teil der landwirtschaftlichen Fläche doppelt genutzt, um besonders nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen. Zwei Agri-Photovoltaik-Anlagen (Agri-PV) erzeugen dort Solarstrom und schützen gleichzeitig die unter den Solarpaneelen wachsenden Früchte vor Witterungseinflüssen.
Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren gedeihen in der zweiten Saison unter den mit Solarpaneelen ausgestatteten und bis zu fünf Meter hohen Glasdächern. In Deutschland ist diese Anlagenart im Bereich des Erdbeeranbaus noch selten. Bisher gab es hierzulande meist Versuchsanbau zu Forschungszwecken, beispielsweise unter Federführung des Fraunhofer Instituts.
Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden 2006 in Deutschland 7.200 Tonnen Himbeeren und 169.700 Tonnen Erdbeeren geerntet. 2021 sei die Zahl auf 2.166 Tonnen Himbeeren und 96.047 Tonnen Erdbeeren gesunken. Dies bedeutet für den deutschen Obstbau einen Selbstversorgungsgrad mit Himbeeren von nur sieben Prozent und mit Erdbeeren von 41 Prozent im Jahr 2021.
Hohe Verluste durch Klimawandel
„Der Klimawandel hat 2018 bis 2021 bei den Erdbeeren für Ernteausfälle im Freiland von bis zu 50 Prozent gesorgt. Lange Hitze- oder Regenphasen sind für Freilanderdbeeren äußerst schädlich und führen zu hohen Verlusten. Beim Anbau unter einem Schutzdach können die Witterungseinflüsse reduziert werden und die Erträge sind besser kalkulierbar“, erklärt Alexander Grothues einen Grund für das Experiment, in einigen Bereichen auf Agri-PV umzustellen.
Nicht unerheblich ist zudem der Vorteil, dass der Hofladen, das Hofcafé und das Hofhotel mittlerweile zu wesentlichen Teilen aus dem in den Anlagen nachhaltig gewonnen Strom gespeist werden können. In den Sommermonaten wird der überschüssige Strom ins Sendener Netz gegeben, was den im Winter fehlenden Solarstrom finanziell ausgleicht. Dadurch sei man in der für die Landwirtschaft einmaligen Lage, eine Kostenkalkulation für die nächsten 20 Jahre aufzustellen – unabhängig vom schwankenden Strompreis, sagt Alexander Grothues' Bruder Elmar Grothues, Chef des Gesamtbetriebes.
EU-weit einzigartige Anlage
„Im Bereich Erdbeeren gibt es EU-weit keine vergleichbare Anlage. Wir haben sie selber geplant und aufgebaut, die Kabel selber verlegt und auch die Bewässerungs- und Düngetechnik selber ausgearbeitet. Das ganze Projekt macht einfach Spaß“, sagt Elmar Grothues.
Die Anlage ist computergesteuert, in den Pflanztöpfen befinden sich Sensoren, die den PH-Wert, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder den Lichteinfall messen, in dem Photosynthese stattfindet. Zudem können gleichzeitig sechs verschiedene Erdbeersorten auf ihre Eignung zum Anbau unter den Photovoltaikmodulen getestet werden. Parallel erfolgt der Anbau unter drei verschiedenen Transparenzgraden. Über eine App haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zugriff auf alle gesammelten Daten.
Die erste Ernte 2023 sei erkenntnisreich gewesen. Zwar wird der Agri-PV-Bereich für die Erdbeeren bisher als reine Versuchsanlage genutzt, doch Alexander und Elmar Grothues hoffen, dass dies in einigen Jahren anders sein wird.
Info: Alle Produkte des Hof Grothues-Potthoff tragen das Münsterland-Siegel, welches in der Region geerntete, hergestellte und maßgeblich veredelte Lebensmittel auszeichnet. Elmar Grothues ist seit 15 Jahren Vorsitzender des Vereins Netzwerk Münsterland Qualität, der das Münsterland-Siegel an seine aktuell 82 Mitglieder vergibt.
Die gesamte Agri-PV-Anlage wurde vom Familienbetrieb geplant und fertiggestellt. Foto: Hof Grothues-Potthoff
Made in Münsterland: Dafür bürgt das Münsterland-Siegel auf den Lebensmitteln und in den Speisekarten seiner Mitgliedsbetriebe und -unternehmen. Es kennzeichnet für die Verbraucher die Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen und geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind, ebenso wie Gerichte in Restaurants, deren Hauptbestandteile zu 80 Prozent aus dem Münsterland stammen. Über 70 Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe gehören dazu. Das Angebot reicht von Obst und Gemüse über Eier, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Getränken bis zu regionalen Speisen in den Restaurants.
Im Blog „Paula Pumpernickel" stellt das Münsterland-Siegel die Menschen, die diese Produkte herstellen, vor und blickt hinter die Kulissen der Unternehmen.
Das Münsterland-Siegel wird unterstützt von den Sparkassen im Münsterland.
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