Meldungsdatum: 02.10.2024
Den Startschuss für die Aktion gaben die Hanauer Stadträtin Isabelle Hemsley, der Erste Kreisbeigeordnete Andreas Hofmann sowie HSB-Unternehmensverantwortliche Corinna-Maria Schulte auf dem Freiheitsplatz. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Menschen auf dieses wichtige Angebot aufmerksam zu machen. Oftmals sind Unterstützungsangebote wie diese nicht ausreichend bekannt, obwohl sie eine entscheidende Rolle in der medizinischen und psychologischen Versorgung von Gewaltopfern spielen“, betonte Stadträtin Hemsley bei der Vorstellung der Kampagne.
Die Plakataktion ist Teil einer Öffentlichkeitskampagne, die das Angebot der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis wiederholt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Bereits im Jahr 2021 gab eine Kooperation mit der HSB, als eine ähnliche Informationskampagne über das Fahrgast-TV in den Bussen lief.
Ein etabliertes Hilfsprojekt für Betroffene sexualisierter Gewalt
Die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung (MSnV) wurde im Juni 2013 ins Leben gerufen und hat seitdem vielen Betroffenen geholfen, die nach einer Vergewaltigung schnelle Unterstützung benötigten. Das Modellprojekt, das zunächst vom Frauennotruf Frankfurt entwickelt wurde, wird heute mit der Stadt Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis als gemeinsamer Pilotregion umgesetzt. Beteiligt sind dabei drei Kliniken: das Klinikum Hanau, das St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau sowie die Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen. Diese Häuser bieten rund um die Uhr eine vertrauliche Versorgung für Betroffene sexualisierter Gewalt an.
Das Besondere an diesem Angebot ist, dass die Betroffenen schnell medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können, ohne sofort eine Anzeige erstatten zu müssen. „Leider wird nur etwa zehn Prozent der Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer ist enorm hoch, da viele Betroffene u.a. aus Angst vor ihrem Peiniger nicht direkt zur Polizei zu gehen. Hier setzt das Projekt an: Die Betroffenen erhalten sofortige Hilfe, können sich aber in Ruhe entscheiden, ob sie eine Anzeige erstatten wollen. Die gesicherten Spuren werden ein Jahr aufbewahrt, so dass sie in dieser Zeit als Beweismittel für späteres formelle Anzeige zur Verfügung stehen“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann, der die Schirmherrschaft von Seiten des Kreises für das Projekt übernommen hat.
Vertrauliche Spurensicherung und psychosoziale Beratung
Neben der medizinischen Versorgung bietet die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung vor allem auch die Möglichkeit einer vertraulichen Spurensicherung. Diese erfolgt nach den Vorgaben der Rechtsmedizin in Hessen. Die gesicherten Spuren werden ein Jahr lang in dem zuständigen rechtsmedizinischen Institut aufbewahrt. Sollten die Betroffenen sich innerhalb eines Jahres doch für eine Anzeige entscheiden, können die auf diese Weise gesicherten Spuren als Beweismittel für das Verfahren genutzt werden. „Wir möchten den Betroffenen die Zeit geben, sich zu sammeln und die nächsten Schritte überlegt anzugehen. Viele Frauen und Mädchen, aber auch männliche Opfer sexualisierter Gewalt, können sich unmittelbar nach der Tat eine Anzeige nicht vorstellen – sei es aus Scham, Angst vor dem Prozess, dem Täter/der Täterin oder emotionaler Überforderung“, erläutert Stadträtin Hemsley weiter. Eine zeitnahe Spurensicherung ist daher ein zentraler Faktor. Eine verwertbare Befund- und Spurensicherung muss innerhalb von 72 Stunden nach der Tat erfolgen, dabei gilt „je früher umso besser“. Deshalb bittet sie Betroffene, sich möglichst umgehend nach der Tat in einem der genannten Krankenhäuser behandeln zu lassen.
Noch im Krankenhaus erhalten die Betroffenen Informationen zu den acht Beratungsstellen in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis, die sich dem Projekt angeschlossen haben. Wenn gewünscht, wird die ausgesuchte Beratungsstelle von der Klinik informiert. Diese meldet sich dann in den nächsten Tagen bei den Betroffenen. Somit wird auch die wichtige psychosoziale Beratung nach einer solchen Tat sichergestellt. Die Beratungsstellen werden im Flyer benannt bzw. auf der Internetseite des Projektes.
Mit der neuen Plakataktion soll das Angebot der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung einmal mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden. „Viele Opfer wissen oft nicht, wohin sie sich in der akuten Notlage wenden können. Wir möchten mit dazu beitragen, dass diese wichtigen Informationen niedrigschwellig und öffentlichkeitswirksam zur Verfügung stehen – und was eignet sich besser als die Busse, in denen täglich Hunderte von Menschen unterwegs sind“, erläutert HSB-Geschäftsführerin Schulte die Intention des Verkehrsunternehmens, sich an der Aktion zu beteiligen.
Schließlich informieren die Plakate nicht nur über die medizinische Soforthilfe, sondern geben über den QR-Code auch klare Handlungsanweisungen, wie Betroffene oder deren Angehörige im Notfall vorgehen können. „Das Umfeld spielt eine wichtige Rolle, denn oft wissen die Betroffenen selbst nicht, wie sie reagieren sollen“, sind sich Hemsley, Hofmann und Schulte einig darin, dass in einer solchen Situation auch Freunde, Familienangehörige oder Kollegen einen wichtigen Beitrag leisten können, indem sie die richtigen Anlaufstellen kennen.
Hemsley und Hofmann bedanken sich bei der Bürgerstiftung Hanau und Hanau Land, die als verlässliche Partnerin das Projekt und insbesondere diese Aktion unterstützt.
Weiterhin möchten die Kooperationspartnerinnen von Stadt und Kreis auf besondere Informationsträger zu dem Projekt hinweisen: kostenlose Faltschachteln mit Informationen zu dem Projekt und Periodenprodukten, die beim Referat für Frauenfragen und Chancengleichheit des Main-Kinzig-Kreises z.B. zur Auslage in WCs angefordert werden können. Dieses Projekt wird auch in diesem Jahr wieder vom Land Hessen finanziert.
Weitere Informationen zur Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung sowie die Kontaktinformationen der beteiligten Kliniken sind direkt auf der Webseite www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de., unter Hessen, Hanau und Main-Kinzig-Kreis. Flyer und Plakate sind im Frauenbüro der Stadt Hanau (frauenbuero@hanau.de) und dem Referat für Frauenfragen und Chancengleichheit des Main-Kinzig-Kreises (frauenbuero@mkk.de) zu erhalten.
Pressekontakt: Güzin Langner, oeffentlichkeitsarbeit@hanau.de
Sämtliche Texte können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Stadt Hanau" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.