Meldungsdatum: 03.10.2025
Egils Levits, von 2019 bis 2023 Staatspräsident der Republik Lettland, hat sich am Freitag, 3. Oktober, im historischen Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses in das Goldene Buch der Stadt eingetragen. Der feierliche Akt fand anlässlich des Tags der Deutschen Einheit statt.
Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter würdigte Levits in ihrer Ansprache als „einen Staatsmann, der sich in besonderer Weise für Demokratie, Freiheit und die Verteidigungsfähigkeit Europas eingesetzt hat“.
„Dass wir Sie, Herr Präsident, hier am heutigen Tag der Deutschen Einheit begrüßen dürfen, ist ein starkes Zeichen. Denn während uns das Jahr 1648 daran erinnert, dass die Kraft des Kompromisses Frieden möglich machen kann, gemahnt der 3. Oktober 1990, dass Freiheit, Einheit und Demokratie alles andere als selbstverständlich sind. Sie mussten im Osten unseres Landes vielmehr erst von den Bürgern der damaligen DDR erkämpft werden – nicht mit Waffen, sondern mit einer friedlichen Revolution. Und Freiheit, Einheit und Demokratie müssen auch heute geschützt und verteidigt werden. Gegen ihre Feinde von innen, aber auch von außen.“
Sie hob hervor, wie eng die Geschichte Lettlands und Deutschlands miteinander verbunden sei und erinnerte an den „Baltischen Weg“ von 1989, der als friedlicher Widerstand gegen die sowjetische Vorherrschaft auch für die friedliche Revolution in der DDR wegweisend gewesen sei.
„Sie haben in Ihrer Amtszeit immer wieder klar und unmissverständlich darauf hingewiesen, dass das heutige Russland bereit ist, Grenzen mit Gewalt zu verschieben und dass freie Gesellschaften und Demokratien nur dann bestehen können, wenn sie auch ihre Verteidigungsfähigkeit ernst nehmen. Dass diese Mahnung Substanz hatte, ist vor dreieinhalb Jahren endgültig deutlich geworden, als Russland mit einem brutalen Angriffskrieg über die Ukraine hergefallen ist“, so die Oberbürgermeisterin.
Mit Blick auf die Gegenwart betonte Pötter, dass der Begriff „Friedensstadt“ in Zeiten geopolitischer Spannungen neu zu füllen sei: „Frieden braucht nicht nur Friedfertigkeit, sondern auch Stärke. Wir müssen bereit sein, unsere Freiheit und unsere Art zu leben entschieden zu verteidigen. Dabei können wir gerade von den baltischen Staaten lernen.“
Levits dankte der Stadt Osnabrück für die Einladung und den Eintrag ins Goldene Buch: „Hier ist das moderne Völkerrecht entstanden. Doch ich sehe, dass diese Ordnung, die vor fast 400 Jahren geschaffen wurde, heute bedroht ist. Frieden konnte man durch den Westfälischen Friedensschluss nicht garantieren, aber man hat damals einen Maßstab geschaffen, an dem das Verhalten von Staaten gemessen werden kann: richtig oder falsch. Nach dem Westfälischen Frieden gab es zwar weiterhin Kriege, doch nun konnte man bestimmen, wer Angreifer und wer Opfer ist. Das ist die bleibende Wirkung der Friedensordnung, die hier geschaffen wurde. Auch die Stadt Osnabrück mit ihrer besonderen Einrichtung der Friedensgespräche trägt Verantwortung für die Bewahrung dieses Maßstabs. Ich bin überzeugt, dass die Stadt Osnabrück dieser Verantwortung mit großem Erfolg gerecht wird. Ich wünsche, dass diese Friedensordnung auch künftig als Maßstab gilt – und dass die Stadt Osnabrück diese besondere, ehrenvolle Bürde weiterhin in die Zukunft trägt.“
Nach dem Eintrag in das Goldene Buch trat Egils Levits als Festredner der Osnabrücker Friedensgespräche auf. Unter dem Titel „Die Zukunft der Europäischen Union in Zeiten geopolitischer Umwälzung“ sprach er in der Schlossaula über die Herausforderungen, vor denen Europa angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, globaler Machtverschiebungen und der Rolle Deutschlands innerhalb der EU steht.
Levits’ Besuch und seine Rede am Tag der Deutschen Einheit setzen ein starkes Zeichen der Verbundenheit zwischen Osnabrück und Lettland. Seine Unterschrift im Goldenen Buch reiht sich ein in die von Persönlichkeiten wie Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel oder dem französischen Premierminister Sébastien Lecornu.
Egils Levits, geboren 1955 in Riga, wuchs zunächst in der damaligen Sowjetunion auf, bevor er 1972 mit seiner Familie nach Deutschland emigrierte. Er ging in Münster zur Schule, studierte in Hamburg Rechtswissenschaft und Politische Wissenschaft und war später unter anderem Botschafter Lettlands in Deutschland, Minister in der lettischen Regierung sowie Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Von 2019 bis 2023 amtierte er als Staatspräsident der Republik Lettland.
Pressekontakt: Gerhard Meyering | E-Mail: meyering@osnabrueck.de | Telefon: 0541 323-4558
Als Gast von Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter trägt sich der ehemalige lettische Staatspräsidenten Egils Levits ins Goldene Buch der Stadt Osnabrück ein.
Sämtliche Texte und Fotos können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Stadt Osnabrück" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.