28.10.2020 - documenta-Stadt Kassel
Preisträger des Wettbewerbs zur Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes stehen fest
Der freiraumplanerische Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes ist abgeschlossen. Nach der gestrigen Sitzung der Jury gehen zwei erste Preise an das Büro club L94 Landschaftsarchitekten aus Köln mit dem Büro RÖVER Ingenieursgesellschaft, Beratende Ingenieure VBI aus Gütersloh sowie das Büro bbzl böhm benfer zahiri Landschaften Städtebau aus Berlin mit dem Büro ISAPLAN Ingenieur GmbH aus Leverkusen. Den zweiten Preis errang das Büro Faktorgruen Landschaftsarchitekten Beratende Ingenieure und das Büro Fichtner Water and Transportation, beide aus Freiburg im Breisgau.
Verschiebung durch Pandemie
Eigentlich hätte die zweite Preisgerichtssitzung und damit der Abschluss des zweistufigen Verfahrens bereits im Juli stattfinden sollen. Nach Verzögerung infolge der Corona-Pandemie konnte das Wettbewerbsverfahren jetzt erfolgreich abgeschlossen werden. Mit der Entscheidung der Wettbewerbsjury kann nun die nächste Phase des Projekts eingeleitet werden.
Im vergangenen Jahr wurde die Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes als Premiumprojekt in das Städtebauförderungsprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ des Bundes aufgenommen. Um dem hohen gestalterischen Anspruch an die Baukultur im öffentlichen Raum gerecht zu werden, hatte die Stadt Kassel einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb ausgelobt.
Das Projekt
„Ziel des Wettbewerbs ist die grundhafte Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes als grüner Stadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität“, erläutert Stadtbaurat Christof Nolda. „Der hohe Anspruch und die fordernde Aufgabenstellung führen dazu, dass die Auszeichnung mit zwei ersten Preisen uns die Möglichkeit gibt, im weiteren Verfahren mit den Preisträgern die beste städtebauliche Lösung für die Ausführung zu präzisieren.“
Der Brüder-Grimm-Platz bildet seit seiner Entstehung das Gelenk zwischen der Königsstraße als Hauptachse der Innenstadt und der Wilhelmshöher Allee, der Sicht- und Verbindungsachse zum UNESCO Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe und vermittelt darüber hinaus zwischen den musealen Einrichtungen von nationalem und internationalem Rang. Dem Platz kommt damit eine Bedeutung zu, die er infolge vielfältiger Überformungen, vor allem durch verkehrsinfrastrukturelle Schwerpunktsetzungen, heute nicht erfüllen kann. Auf der Grundlage der Ziele der Kasseler Charta für Baukultur beabsichtigt die Stadt Kassel daher, den Brüder-Grimm-Platz grundhaft neu zu gestalten und als baukulturelles Referenzprojekt im städtebaulichen Kontext zu verankern.
Die Gesamtkosten für die Neugestaltung werden auf 9,75 Mio. Euro geschätzt. Davon hat das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI) einen Zwei-Drittel-Anteil in Höhe von 6,5 Mio. Euro zugesagt. Der kommunale Anteil liegt dementsprechend bei 3,25 Mio. Euro.
Das Förderprojekt mit einer Größe von ca. 1,5 Hektar umfasst sowohl den Platz selbst als auch, entsprechend seiner doppelten Gelenkfunktion, Teile der Straßenräume, die den Platz mit seiner Umgebung verbinden. Hierzu zählen die Einmündungsbereiche der Oberen Königsstraße, der Friedrichsstraße (in nördlicher und südlicher Richtung), der Weinbergstraße und der Wilhelmshöher Allee im Bereich der Torhäuser. Die Grünfläche vor der Murhardschen Bibliothek bzw. östlich des Landesmuseums ist ebenfalls Teil der Maßnahme, um Vorschläge für eine adäquate Gestaltung, eine bessere Einbindung des musealen Gebäudes in den Gesamtkontext und eine Definition und Ausgestaltung der Platzkante an dieser Stelle zu erhalten.
Kulturdezernentin Susanne Völker erläutert dazu: „Inmitten zentraler kultureller Einrichtungen wie dem Landesmuseum, dem neuen Tapetenmuseum, den Torwachen, der Murhardschen Bibliothek, in unmittelbarer Nähe der GRIMMWELT und in direkter Sichtachse zum Herkules ist der Brüder-Grimm-Platz ein wichtiger und verbindender Kulturort von Kassel. Er verdient damit besondere Würdigung und inhaltliche Fokussierung in der Neugestaltung. Die Projektentwürfe haben dies in unterschiedlicher Weise umgesetzt.“
Das Wettbewerbsverfahren
Der freiraumplanerische Wettbewerb wurde als zweiphasiger Realisierungswettbewerb mit vorangestelltem Bewerbungsverfahren durchgeführt. In der ersten Phase hatten die Büros von Januar bis April Zeit, um ihre Vorschläge zu erarbeiten. Von den ursprünglich 20 teilnehmenden Büros haben 16 einen Entwurf eingereicht.
Am 17. Juli 2020, also einen Tag nach Sitzung des Wettbewerbsbeirates, hat das Preisgericht zum ersten Mal unter dem Vorsitz von Frau Prof. Christl Drey, Stadtplanerin aus Köln, getagt und beschlossen, die sieben überzeugendsten Arbeiten unter Wahrung der Anonymität zur Weiterbearbeitung in die zweite Wettbewerbsphase aufzufordern. Die ausgewählten Büros erhielten zwei Monate Zeit, um ihre Konzepte auszuarbeiten.
Am 27. Oktober kam das Preisgericht dann zum zweiten Mal zusammen, um aus den sieben überarbeiteten Plänen die Preisträger zu ermitteln:
Ein 1. Preis ging an das Büro club L94 Landschaftsarchitekten aus Köln mit dem Büro RÖVER Ingenieursgesellschaft, Beratende Ingenieure VBI aus Gütersloh für seine starke Idee, in die seit 1913 prägende Grundrissfigur des Brüder-Grimm-Platzes eine intensiv bewachsene Kreisform mit starkem symbolischem und hohem ökologischem Wert einzuschreiben.
Mit einem weiteren 1. Preis wurde das Büro bbzl böhm benfer zahiri Landschaften Städtebau aus Berlin mit dem Büro ISAPLAN Ingenieur GmbH aus Leverkusen ausgezeichnet. Hier würdigte das Preisgericht, dass der Entwurf sehr konsequent und überzeugend die städtebaulichen Raumkanten der den Platz begrenzenden Gebäude verfolgt und unter Berücksichtigung aller wichtigen Wege- und Verkehrsverbindungen eine großzügige, fünfeckige und bespielbare Wiesenfläche vorschlägt.
Den 2. Preis errang das Büro Faktorgruen Landschaftsarchitekten Beratende Ingenieure und das Büro Fichtner Water and Transportation, beide aus Freiburg im Breisgau, mit ihrem Vorschlag, einen sechseckigen Baumrahmen und einen mittig gelegenen freien Platz auszubilden.
Alle drei Preisträger werden nun zu den vergaberechtlich vorgeschriebenen Verhandlungsgesprächen eingeladen, die letztlich entscheiden, wer den endgültigen Zuschlag erhält.
Stadtbaurat Christof Nolda dankte der hochkarätig besetzten Jury für die kompetente und konzentrierte Diskussion der komplexen Aufgabenstellung. Das Preisgericht war wie folgt besetzt:
- Manfred Balg, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden,
- Angela Bezzenberger, Landschaftsarchitektin, Darmstadt,
- Prof. Christl Drey, Stadtplanerin, Köln,
- Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Werner Durth, Architekt/Stadtplaner, Darmstadt,
- Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel,
- Dr. Doris Fischer, Kunsthistorikerin/Denkmalpflegerin, Deutsches
Nationalkomitee von ICOMOS e.V., Rudolstadt,
- Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen,
Wiesbaden,
- Tobias Micke, Landschaftsarchitekt, Berlin,
- Volker Mohr, Stadtplaner, Leiter des Amtes für Stadtplanung, Bauaufsicht und
Denkmalschutz der Stadt Kassel,
- Christof Nolda, Architekt/Stadtplaner, Dezernent für Stadtentwicklung, Bauen
und Umwelt der Stadt Kassel,
- Prof. Stefan Rettich, Architekt, Leipzig,
- Prof. Dr.-Ing. Hartmut Topp, Verkehrsplaner/Bauingenieur, Kaiserslautern,
- Lars-Christian Uhlig, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung,
Bonn,
- Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel,
- Prof. Sophie Wolfrum, Stadtplanerin/Urbanistin, München.
Als Stellvertretende Preisrichter waren einbezogen:
- Dr. Ulrich Adolphs, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst,
Wiesbaden,
- Norbert Arnold, Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel,
- Prof. Rainer Sachse, Landschaftsarchitekt, Düsseldorf,
- Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum
Fridericianum gGmbH, Kassel,
- Gisela Stete, Verkehrsplanerin/Stadtplanerin, Darmstadt.
Als Sachverständige zur Vorprüfung und zur Beratung des Preisgerichts wirkten mit:
- Heiko Büsscher, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel,
- Wenzel Bratner, Gartendenkmalpflege, Landesamt für Denkmalpflege Hessen,
Wiesbaden,
- Marion Fischer-Ebel, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel,
- Dr. Georg Förster, Leiter Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel,
- Julia Hahn, Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main,
- Carola Metz, Leiterin Kulturamt der Stadt Kassel,
- Dirk Neubauer, Projektleiter Planung Verkehrsanlagen, Kasseler Verkehrs-
Gesellschaft Aktiengesellschaft KVG,
- Volker Lange, Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel,
- Dr. Micha Röhring, Museumsentwicklungsplanung, Museumslandschaft Hessen
Kassel,
- Jasmin Sanchez Lux, Amt für Denkmalschutz der Stadt Kassel,
- Jochen Scharf, Stadtplanungsamt der Stadt Kassel,
- Dr. Anja Starick, Leiterin des Umwelt- und Gartenamts der Stadt Kassel.
Der Wettbewerbsbeirat
Neu in diesem Verfahren war die Einrichtung eines begleitenden Beirates, bestehend aus privaten und institutionellen Anliegern des direkten und des weiteren Umfeldes (u. a. Museumslandschaft Hessen Kassel, Murhardsche Bibliothek, GRIMMWELT, Elisabeth-Krankenhaus etc.), Schülervertretungen der in der Nähe gelegenen Gymnasien, Vertretern des Innenstadthandels, aus Fachberatungen zu allen hier vereinten Disziplinen wie Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Denkmalschutz, Verkehrsplanung, Natur und Umwelt, Tourismus, stadtentwicklungspolitische Sprecherinnen und Sprecher der Rathausfraktionen sowie aus Vertreterinnen und Vertretern der städtischen Verwaltung.
Als ein besonderes Angebot des öffentlichen Diskurses und der Beteiligung war der Beirat in der Startphase im Dezember 2019 und vor den jeweiligen Preisgerichtssitzungen zusammengekommen. Die Ergebnisse der Beratungen wurden in den Auslobungstext aufgenommen und als Bericht an das Preisgericht weitergegeben.
Die Ausstellung
Alle Wettbewerbsbeiträge werden ab dem 29. Oktober bis einschließlich 8. November im Antikensaal im Erdgeschoss des Hessischen Landesmuseums, Brüder-Grimm-Platz 5, zu den Museumsöffnungszeiten (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr) gezeigt.
Pressekontakt: Michael Schwab
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