„Wird den hier nach Öl gebohrt?“, fragten sich Anwohner der integrierten Gesamtschule Kaufungen in den letzten Tagen. Neben dem entstehenden Rohbau für die neuen Gebäude der Schule stand allerdings nicht Öl im Mittelpunkt des Interesses, sondern ein sogenannter „Response Test“, mit dem die Voraussetzungen für den Einsatz von Geothermie geprüft wurden.
„Wir wollen für den Neubau der integrierten Gesamtschule Kaufungen eine „Green-Building“-Zertifizierung erreichen – deshalb haben wir uns dafür entschieden, die neuen Gebäude als Niedrigenergiegebäude zu konzipieren und mit Geothermie zu beheizen“, informiert Jörg Schaal, Niederlassungsleiter der OFB Projektentwicklungs GmbH Kassel. Die neue IGS Kaufungen wäre dann die erste Schule in Europa, die diesen hohen Umweltstandard erreichen würde.
Berechnungen der Ingenieurgesellschaft enco aus Kassel hatten ergeben, dass eine Energieversorgung mit Geothermiebohrungen und einer angekoppelten Wärmepumpe den wirtschaftlichsten Betrieb der Heizenergieversorgung der IGS Kaufungen darstellt. Schaal: „Mit dieser Lösung sparen fast die Hälfte des bisherigen Primärenergieverbrauchs ein und reduzieren die CO²-Emission um fast 60 Prozent“.
Jürgen Winter, Geschäftsführer der TERRA THERM Erdwärme GmbH aus Fulda, erläutert: „Mit der jetzt durchgeführten 100 Meter tiefen Probebohrung haben für jeden Meter Proben entnommen, um so die thermischen Eigenschaften des Untergrunds zu ermitteln“. Nach Auswertung der Proben könne die endgültige Zahl der notwendigen Sonden zur Gewinnung von Erdwärme festgelegt werden. „Wir gehen von 13 bis 17 Bohrungen aus“, berichtet Winter. Die Bohrungen selbst sollen dann in den Sommerferien durchgeführt werden.
Hintergrund:
Anlass für den Ersatzneubau der IGS Kaufungen war eine im Jahr 2007 festgestellte PCB-Belastung des Allgemeinen Unterrichtsgebäudes der Schule. Für den Neubau investiert der Landkreis Kassel 13,5 Millionen Euro aus dem Landesprogramm „Schul- und Hochschulbau“ - die Restsumme für den rund 21 Millionen teuren Neubau wird über ein Schulbauinvestitionsprogramm im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP) abgewickelt.
Auf dem Schulgelände entstehen in einem ersten Schritt 36 neue Klassenräume, die in zweigeschossiger Bauweise realisiert werden. Der Neubau der Klassenhäuser soll spätestens zum 1.2. 2011 abgeschlossen sein – eine achtwöchige Bauverzögerung durch den langen Winter wird durch den großen Einsatz der beteiligten Firmen weitgehend wieder eingeholt werden können. Danach wird das nicht mehr benötigte Allgemeine Unterrichtsgebäude abgebrochen und im Anschluss das Zentralgebäude neu gebaut. Einschließlich der Sanierung des Technischen Gebäudes sollen alle Bauarbeiten im Herbst 2013 beendet sein.