Meldungsdatum: 01.04.2022

„Einige waren Nachbarn“ - Begleitprogramm startet

Wie war der Holocaust möglich? Mit dieser zentralen Frage befasst sich die jetzt eröffnete Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ des United States Holocaust Memorial Museums im Rathaus. Zusätzlich gibt es ein umfassendes Begleitprogramm. Für die Führungen und Workshops ist jeweils eine Anmeldung unter ausstellung@kassel.de oder telefonisch unter 787-2510 erforderlich.

Die zentrale Rolle von Hitler und anderen Führern der NSDAP am Holocaust ist unbestreitbar, heißt es im einleitenden Text zur Ausstellung. „Doch die Abhängigkeit dieser Täter von unzähligen anderen für die Durchsetzung der NS-Rassenpolitik ist weniger bekannt. In Nazi-Deutschland und in dem von Deutschland dominierten Europa entwickelten sich überall, in Regierung und Gesellschaft, Formen von Zusammenarbeit und Mittäterschaft, wo immer die Opfer von Verfolgung und Massenmord auch lebten.“ Rund um „Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“, wie es im Untertitel der Ausstellung heißt, geht es auch im umfassenden Rahmenprogramm zur Ausstellung.

Eine Führung im Stadtarchiv in der Wildemannsgasse 1 am Montag, 4. April, von 14 bis 16 Uhr widmet sich dabei den Quellen der Geschichte der Jüdinnen und Juden in Kassel im Nationalsozialismus.

Die erste öffentliche Führung durch die Ausstellung findet am Dienstag, 5. April, um 16 Uhr vor Ort statt. Dieses Angebot steht regelmäßig an jedem Dienstag um 16 Uhr bis Ende Mai auf dem Programm.

Von der Ausstellung drinnen nach draußen in die Innenstadt geht es am Montag, 11. April, von 15 bis 17 Uhr bei einer Führung mit dem Titel „Deutsche! Wehrt Euch. Kauft nicht beim Juden“ - Arisierung und Profiteure“. Schon am Beginn der Nazi-Herrschaft gab es Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte. Später wurde jüdischer Besitz an nichtjüdische Deutsche übereignet. An exemplarischen Orten der Innenstadt wird diese sogenannte „Arisierung“ näher erläutert.

 

Drei pädagogische Angebote

An interessierte Bürgerinnen und Bürger und Schulgruppen ab der 9. Klasse gleichermaßen richten sich die pädagogischen Begleitangebote. Sie sind individuell buchbar.

- Beim 90-minütigen geführten Rundgang durch die Ausstellung stehen die Handlungsräume der Menschen damals im Mittelpunkt. Anhand von Kurzfilmen und ausgewählter Stationen werden Phänomene wie Täter- und Komplizenschaft, Wegschauen und Eigennutz, aber auch Hilfe und Widerstand vorgestellt und diskutiert;

- bei der zweistündigen Führung mit Stadtrundgang folgt auf die Präsentation der relevanten Themen der Ausstellung ein Stadtrundgang zu Orten, die diese durch historische Ereignisse im Kassel der Nazi-Zeit besonders verdeutlichen;

- der ebenfalls zweistündige Workshop „Gewöhnliche Nachbarn?“ stellt Handlungsoptionen in den Mittelpunkt. Dabei erkunden die Teilnehmenden in Kleingruppen die Ausstellung anhand einiger Leitfragen. Diese sollen helfen, eigene Annahmen und Standpunkte zu hinterfragen und Haltungen zu heutiger sozialer Verantwortung zu entwickeln.

Für alle vorgenannten Veranstaltungen ist eine Anmeldung unter Tel. 0561 787 2510 oder per E-Mail unter ausstellung@kassel.de erforderlich. Die Ausstellung selbst ist ohne Anmeldung vor den Sitzungssälen im ersten Stock des Rathaus-Hauptgebäudes zu besichtigen: montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr.

 

Weitere und begleitende Veranstaltungen

Darüber hinaus gibt es noch weitere begleitende Veranstaltungen: Das Sara Nussbaum Zentrum bietet zwei Führungen in der Kasseler Synagoge an: zweimal mittwochs, 6. und 13. April, jeweils um 17 Uhr. Anmeldungen gehen per E-Mail an info@sara-nussbaum-zentrum.de.

Und der Verein Stolpersteine lädt zu geführten Spaziergängen zu  Stolpersteinen in Kassel ein, je nach Interesse auch in unterschiedlichen Teilen des Stadtgebiets. Kontakt über https://www.kassel-stolper.com.

Weitere Informationen stehen auf der Homepage der Stadt Kassel unter https://www.kassel.de/einige-waren-nachbarn.

Pressekontakt: Stephan Kaiser


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Einige waren Nachbarn

©  Stadt Kassel; Foto: Bernd Schoelzchen
Einige waren Nachbarn

Eröffnung der Holocaust-Ausstellung des United States Holocaust Memorial Museum im Rathaus mit (von links) Ex-OB Hans Eichel, Ehrenbürgerin Dr. Eva-Maria Schulz-Jander, Ilana Katz (jüdische Gemeinde), Oberbürgermeister Christian Geselle, Stadtverordnetenvorsteherin Martina van den Hövel-Hanemann und Esther Hass (jüdische Gemeinde).


Blick in die Ausstellung

©  Stadt Kassel; Foto: Bernd Schoelzchen
Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung, die bis zum 31. Mai im Rathaus zu sehen ist.


Beispiel für Menschen, die halfen

©  Stadt Kassel; Foto: Bernd Schoelzchen
Beispiel für Menschen, die halfen

Das Kindermädchen Frantiska Prva nahm zwei Mädchen jüdischer Eltern auf, die den Krieg als Nichtjuden getarnt überlebten.