Meldungsdatum: 29.08.2025

Sozialpsychiatrischer Dienst feiert Jubiläum

Landkreis Kassel. Es ist eine regionale Institution mit Geschichte, die versteckt in einem Hinterhof in der Kölnischen Straße 54a zu finden ist. Hinter dem eher kühlen Charme eines Verwaltungsgebäudes verbirgt sich ein Ort der Begegnung, des Austauschs mit einem zentralen Anliegen.

Der Sozialpsychiatrische Dienst (SOPD) hilft Menschen in der Region Kassel. Und das seit 50 Jahren. „Der Sozialpsychiatrische Dienst hat damals wie heute eine zentrale Aufgabe: der Erhalt und die Wiederherstellung psychischer Gesundheit der Menschen in der Region Kassel. Eine Aufgabe, die die Mitarbeitenden mit viel Herz und Engagement seit 50 Jahren verfolgen. Eine Aufgabe, die sich durch die dynamischen gesellschaftlichen Rahmungen unserer Zeit immer wieder in den Facetten verändert. Deren Grundgedanke aber bleibt: Menschen helfen, die ins Wanken geraten. Dass wir eine solche Institution haben – darauf sind wir sehr stolz“, sagen Bürgermeisterin Nicole Maisch und Landrat Andreas Siebert.

Beginn vor 50 Jahren
Die Anfänge des SOPD reichen in die 1970er Jahre hinein. „Das war damals eine Zeit der längst überfälligen, kritischen Betrachtung der aus heutiger Sicht unsäglichen Missstände und Bedarfe in den damaligen Versorgungs- und Lebensrealitäten psychisch Erkrankter. Es war die Zeit, in der sich Nachkriegsdeutschland mit dem eigenen ‚Wirtschaftswunder‘ befasste. Aber auch eine Zeit, in der viele Menschen genau von diesem Wunder überrollt wurden, die nicht Fuß fassten“, erläutert Dr. Britta Röper, Leiterin des Gesundheitsamts Region Kassel, die Situation, in der die Vorläufer des heutigen Sozialpsychiatrischen Dienstes gegründet wurden.

Im November 1975 veröffentlichte die damalige Bundesregierung einen 400-seitigen Abschlussbericht („Psychiatrie-Enquete“), der Wellen schlug und die Gründung vorantrieb. Herausfordernd für die damaligen Mitarbeitenden in Stadt und Landkreis. Herausfordernd und sinnstiftend bis heute, weiß Stefan Klenk, der seit September 2023 den Sozialpsychiatrischen Dienst leitet. „Es galt und gilt so manche Hürde zu nehmen, so manche Wendung des Zeitgeistes und der gesellschaftlichen Entwicklung zu begleiten, zuweilen schlichtweg zu überstehen oder auch mahnend in Erscheinung zu treten, stets getragen aus einer zwischenmenschlichen Berufung heraus und in zuversichtlicher Zuwendung gegenüber den von psychischem Leid bedrohten oder bereits betroffenen Menschen und ihren Zugehörigen.“

Bis heute FÜR die Menschen
Heutzutage ist der Sozialpsychiatrische Dienst eine etablierte Abteilung des Gesundheitsamtes Region Kassel. Im SOPD mit seinen drei Sachgebieten arbeiten insgesamt 33 Personen verschiedener Berufe: Medizinische Fachangestellte, Fachkräfte aus den Bereichen Krankenpflege, Sozialpädagogik, Genesungsbegleitung, Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen. Sie bieten ein offenes und niederschwelliges Beratungsangebot für alle Bürgerinnen und Bürger der Region wie auch eine Koordinierungsstelle für die zahlreichen Einrichtungen und professionellen Akteure der Region.

„Bei all unserem Tun steht der Mensch mit seinen Sorgen im Mittelpunkt. Zum einen befassen wir uns mit der intern kurz ‚Bezirksarbeit‘ genannten, planbaren sozialarbeiterischen Beratungstätigkeit. Dazu zählen auch die ärztliche Befassung mit Gutachten zu Fragen beispielsweise der Erwerbsfähigkeit. Zudem kümmern sich die Mitarbeitenden um die rechtlichen Betreuungen“, gibt Stefan Klenk einen Einblick in die vielfältige Arbeit des SOPD. Er selbst ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie: „Außerdem haben wir einen Krisendienst, der in Fragen akuter psychiatrischer Notlagen unverzüglich und auch aufsuchend tätig werden kann. Wir klären ab, sortieren, vermitteln. Bei besonderen Lagen arbeiten wir bis hin zur Anordnung einer sofortigen Ingewahrsamnahme nach dem hessischen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (HSOG), sofern sich akute Gefährdungsaspekte nicht durch anderweitige mildere Mittel abwenden lassen.“ Ein weiterer Schwerpunkt des SOPD liegt auf dem Schulterschluss und einer bestmöglichen Vernetzung aller in der Region Kassel tätigen Leistungserbringenden und -trägerschaften. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang neben zahlreichen anderen Gremien der Gemeindepsychiatrische Verbund der Region (GPV).
Zudem werden im SOPD regelmäßig Studierende der Sozialen Arbeit, aber auch der Psychologie und der Humanmedizin über Praktika und Hospitationen mit ausgebildet.

„Die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) des Landkreises Kassel ist ebenfalls in der Kölnischen Straße 54a zu finden. Hier steht insbesondere der Teilhabe-Gedanke der Sozialgesetzgebung im Fokus und bietet Betroffenen niedrigschwellig Beratung und Unterstützung in Einzelgesprächen und Gruppenangeboten“, erklärt Landrat Andreas Siebert.

Teil des Sozialpsychiatrischen Dienstes Region Kassel ist der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD).  „Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst baut Brücken und ist Vermittler zu den bestehenden Angeboten. Aber er bietet ebenso niedrigschwellige, zeitnahe und aufsuchende Beratungen. Viele belastete Familien sind im Hinblick auf Hilfen überfordert. Oft schämen sich die Betroffenen oder haben Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Mitarbeitenden hier haben bei Sorgen, seelischen Belastungen und Krisen ein offenes Ohr und beraten – egal ob Jugendliche, Eltern oder Verwandte“, erläutert Bürgermeisterin Nicole Maisch.

Jede Stunde erreichen die Mitarbeitende des Sozialpsychiatrischen Dienstes Region Kassel im Schnitt 10 Anrufe. Menschen, die Rat oder Hilfe suchen, können sich telefonisch (0561 787−5390) oder per E-Mail (SOPD.PSKB@kassel.de) an den SOPD wenden.

„Der SOPD Region Kassel steht 50 Jahre nach seiner Gründung auf einer sehr stabilen Basis. Angesichts knapper Kassen und Ressourcen sollten wir alle uns der immensen Bedeutung von psychischer Gesundheit bewusst sein - sei es unserer eigenen, individuellen oder weiter gefasst, in einem gesamtgesellschaftlichen Sinne, unserer kollektiven psychischen Gesundheit. Dafür stehen die Mitarbeitenden, denen wir für ihre Arbeit herzlich danken“, sagen Bürgermeisterin Nicole Maisch und Landrat Andreas Siebert abschließend.

Pressekontakt: Hollmig


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50 Jahre SOPD

©  Stadt Kassel; Foto: Andreas Fischer
50 Jahre SOPD

v.l.n.r.: Dr. Britta Röper(Leiterin des Gesundheitsamts Region Kassel), Landrat Andreas Siebert, Bürgermeisterin Nicole Maisch und Stefan Klenk (Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes).