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Kreis wertet Schuleingangsuntersuchungen aus


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23. August 2012

Kreis wertet Schuleingangsuntersuchungen aus

Sprachprobleme bei über 40 % der Einschulkinder

Kreis Unna. (PK) Einschulungsuntersuchungen sind bundesweit die einzigen Pflichtuntersuchungen und Grundlage für landesweite statistische Erhebungen mit dafür dann anonymisierten Angaben. Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Kreises hat die Daten des Einschulungsjahrgangs 2012 vorab selbst ausgewertet und Aussagen zur Kindergesundheit im Kreis gemacht.

 

Bei den seit mehr als 100 Jahren durchgeführten Einschulungsuntersuchungen geht es nicht nur um die körperliche Entwicklung. Zur Einschätzung von Sprachverständnis, Aussprache, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und den motorischen Fähigkeiten werden den Kindern kleine, dem Alter entsprechende Aufgaben durch die Schulärztin oder die sozialmedizinische Assistentin gestellt.

 

Inzwischen dauern die Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich eine Stunde. „Das zeigt die wachsende Bedeutung dieses Gesundheitschecks als Grundlage für die gezielte Förderung der Kinder“, betont Dr. Petra Winzer-Milo, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes.

 

Im Zeitraum September 2011 bis Juni 2012 wurden 3.223 Kinder untersucht, darunter 36 Kinder, die Schulen außerhalb des Kreises besuchen. Bei 3,2 Prozent der Kinder stellten die Eltern einen Antrag auf vorzeitige Einschulung. „Dieser Prozentsatz ist seit vielen Jahren relativ konstant“, erläutert Dr. Winzer Milo.

 

Fast jedes vierte Kind (24 Prozent) lernte als Erstsprache nicht Deutsch, sondern eine andere Sprache. „Zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung verfügten 68 Kinder über praktisch keine Deutschkenntnisse. Ungeachtet dessen, stieg der Anteil der Kinder mit Sprachauffälligkeiten bei deutschen Kindern wie bei den Kindern aus interkulturellen Familien seit dem Vorjahr um drei auf nun 43 Prozent“, zeichnet die Amtsärztin ein dramatisches Bild.

 

Rund 15 Prozent der Kinder zeigten leichtere Sprachauffälligkeiten. „Jedes dritte eingeschulte Kind zeigte jedoch gravierende, therapiebedürftige (Logopädie) Störungen in Aussprache und Sprachgebrauch, ungeachtet der Muttersprache“, so Dr. Winzer-Milo weiter.

 

Bei Motorik und Wahrnehmung entsprechen die erhobenen Befunde in etwa denen der Vorjahre. Tendenz hier: leicht steigend. Motorisch ungeschickt, bewegungsungeübt oder koordinationsschwach zeigte sich bei der Einschulungsuntersuchung etwa jedes viertes Kind. „Hier schnitten die Kinder aus interkulturellen Familien insgesamt besser ab“, zieht Dr. Petra Winzer-Milo ein weiteres Fazit.

 

Außerdem stellten die Schulärzte bei etwa 20 Prozent der Kinder Störungen der visuellen und/oder auditiven Wahrnehmung fest.

 

Unverändert hoch ist der Anteil übergewichtiger bzw. stark übergewichtiger I-Männchen. „Bei den Einschulungsuntersuchungen in diesem Jahr wog jedes zehnte Kind zu viel. Während 9,3 Prozent der deutschstämmigen Kinder zu viel wogen, waren es 13,6 Prozent bei den interkulturellen Kindern“, nennt die Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes weitere Zahlen. Während bei der Motorik, Wahrnehmung und dem Verhalten eher die Jungen auffällig waren, ist Übergewicht mehr ein Problem der Mädchen (11 Prozent) als der Jungen (9 Prozent).

 

Zur Einschulungsuntersuchung brachten 97 Prozent aller Einschulkinder ihr Vorsorgeheft mit und 95 Prozent von ihnen hatten an der Früherkennungsuntersuchung U9 im Alter von 5 Jahren teilgenommen. „Dies ist ein sehr positiver Trend“, freut sich Dr. Winzer-Milo.

 

Dennoch stellten die Schulärztinnen im Kreis Unna im Untersuchungszeitraum September 2011 bis Juni 2012 bei jedem sechsten Einschulungskind kontrollbedürftige Befunde fest. „Dabei ging es oft um Auffälligkeiten am Skelettaufbau und um Verdacht auf Entwicklungsstörungen. Zusätzlich wurde jedem vierten Kind eine augenärztliche Kontrolluntersuchung empfohlen, weil es Probleme beim Sehtest gab“, so Dr. Winzer-Milo.

 

Es gibt leichte Variationen zwischen den einzelnen Städten und Gemeinden des Kreises, die nach Einschätzung der Fachleute im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst statistisch aber als nicht relevant gelten können. „In vielen Bereichen haben sich auch die früher bestehenden Versorgungsunterschiede zwischen deutschen Kindern und Migrationskindern fast aufgehoben“, stellt Dr. Petra Winzer-Milo abschließend fest.

 

Bildzeile: Schuleingangsuntersuchungen gehören für künftige I-Männchen zum Pflichtprogramm. Foto: Kreis Unna




Pressekontakt: Kreis Unna - Presse und Kommunikation, Constanze Rauert, Fon 02303 27-1013, E-Mail constanze.rauert@kreis-unna.de
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