Eine florierende Landwirtschaft wäre ohne Bienen nicht denkbar. Die kleinen Insekten sind nicht nur nützlich, sondern auch echte Sympathieträger. Welchen Beitrag jeder einzelne leisten kann, um dem Bienensterben etwas entgegen zu setzen, erklärt Imker Mike Gerdes aus Havixbeck im Interview.
Herr Gerdes, welche Pflanzen sollte ich in meinem Garten oder auf dem Balkon pflanzen, um den Wildbienen einen gedeckten Tisch anbieten zu können? Und gibt es weiteres, das zum Bienen-/Insektenschutz im eigenen Garten beiträgt?
Mike Gerdes: Honigbienen und Wildbienen benötigen durchgehend Nektar und Pollenquellen. Prinzipiell sind alle Blühpflanzen mit nicht gefüllten Blüten geeignet. Wir sollten darauf achten, heimische Pflanzen zu säen und nach Möglichkeit eine Blühfolge zu erzielen, damit die Insekten dauerhaft versorgt sind. Im Fachhandel werden dazu Blühmischungen angeboten. Ich bevorzuge Mischungen ohne Grasanteil. Neben ausreichend Nahrung brauchen Wildbienen auch die Möglichkeit der Fortpflanzung. Hier können wir mit einem Wildbienenhotel helfen. Aber auch Hornissen, Wespen und Hummeln gehören zu den Wildbienen und gründen jeweils im Frühjahr ein neues Nest. Wenn die Örtlichkeit es zulässt können wir uns mit ihnen arrangieren. Gerade Hummeln sind sehr umgänglich und stechen erst nach mehrfacher Aufforderung.
Übrigens können das fast alle weiblichen Wildbienen.
Profitieren Honigbienen, so wie Sie sie auf Ihrem Hof haben, auch von blühenden Gärten?
Gerdes: Ja, auch unsere Honigbienen brauchen Nektar zur Honigproduktion und Pollen als Eiweißquelle, um Nachkommen aufzuziehen und sie werden jede einträgliche Quelle nutzen. Allerdings sind Honigbienen blütenstet, was bedeutet, dass die Honigbienen immer wieder die Blüten derselben Art besuchen und so viele Pollen an die richtigen Empfänger verteilen.
Was halten Sie von Blühstreifen, so genannten Insekten-Raststätten, die beispielsweise Landwirte im Kreis Coesfeld an ihren Feldrändern stehen lassen?
Gerdes: Die Blühstreifen sind wichtig und werden von vielen Insekten besucht. Thomas Schulze Westerhoff, wie auch ich Mitglied beim Münsterland-Siegel, hat in diesem Jahr über 12.000 Quadratmeter Blühstreifen rund um Havixbeck gesät. Auch wenn wir davon voraussichtlich keinen Honig gewinnen werden, ist das Blütenangebot für unsere Honigbienen ein wichtiger Baustein für die Versorgung mit Nährstoffen.
In Kalifornien werden mittlerweile abertausende von Bienen in großen Trucks zum Bestäuben aus allen Teilen der USA angefahren – wäre ein solches Szenario auch in Deutschland denkbar?
Gerdes: In diesem Ausmaß wohl eher nicht. Es gibt auch Bestäubungsimkereien in Deutschland, die zum Beispiel in das Alte Land zur Bestäubung der Apfelbäume fahren. Aber das Ziel der Imker ist es ja, mit den Bienen Honig zu produzieren.
Worauf kann der Verbraucher beim Einkauf achten, um auch dort einen Beitrag zum Bienenschutz zu leisten?
Gerdes: Neben dem heimischen Garten entscheiden wir alle an der Supermarktkasse, wie viel uns der Insektenschutz wert ist. Für die Produktion von Lebensmitteln in Bio-Qualität werden viel weniger Insektengifte eingesetzt. Wenn die Lebensmittel dann auch noch aus der Region kommen, haben wir mit jedem Einkauf einen kleinen Betrag geleistet.
Info:
Mike Gerdes betreibt die Imkerei seiner Familie in Havixbeck in fünfter Generation. Auch sein Sohn Jonah hat keine Angst vor gelegentlichen Stichen und ist aktiv in der Imkerei. Viele der verschiedenen Sorten wie Raps-, Frühjahrsblüten-, Linden- und Waldhonig sind mit dem Qualitäts-Siegel "Münsterland" ausgezeichnet.
www.honig-aus-havixbeck.de
Bienenschutz Münsterland
Bienen bevorzugen heimische Blüten wie des Apfelbaums. Foto: Münsterland e.V./Lethmate
Bienenschutz Münsterland Gerdes
Mike Gerdes betreibt die Imkerei seiner Familie in Havixbeck in fünfter Generation. Foto: Münsterland e.V./Kuiter
Bienenschutz Münsterland1
"Gerade Hummeln sind sehr umgänglich und stechen erst nach mehrfacher Aufforderung", weiß Imker Mike Gerdes. Foto: Münsterland e.V./Lethmate
Bienenschutz Münsterland2
Mike Gerdes hat mehrere Millionen fleißige Mitarbeiterinnen. Foto: Münsterland e.V./Kuiter