Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 06. April 2011

Frauenrechte im Islam

Diskussionsveranstaltung mit Vertreterinnen der Ahmadiyya Gemeinde

Bocholt (PID) .

„Frauenrechte im Islam – Die Stellung der Frau in Geschichte und Gegenwart“ – diesem Thema widmete sich die Diskussionsveranstaltung am Dienstag, 5. April, im Bocholter Rathaus. Eingeladen hatten die Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Annette Hünting. Unterstützt wurden die Veranstalterinnen von Danuzza Mendonca-Leuters, Mitarbeiterin der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg.

„Durch Veranstaltungen wie diese können Vorurteile abgebaut werden, und zumindest wir Frauen können uns mit größerem Verständnis und mehr Toleranz begegnen“, so die stellvertretende Bürgermeisterin Hanni Kammler in ihrem Grußwort.

Die Moderation hatte an dem Abend Khadija Nawaz übernommen, Mitglied der Frauenorganisation der Ahmadiyya Reformgemeinde. Sie stellte die Gemeinde kurz vor: Die Glaubensgemeinschaft wurde von Mirza Ghulam Ahmad im Jahr 1889 in Indien als islamische Bewegung gegründet. Die Ahmadiyya leitet ihren Namen direkt von Mohammed ab. Mit der Namensgebung macht sie die Absicht deutlich, an die frühe Zeit in Mohammeds Verkündigung anzuknüpfen und sich an die islamischen Rechtsquellen zu halten.

Referentin Rehana Akthar, Diplom-Juristin, trug vor, wie der Islam hierzulande wahrgenommen werde und wie man mit ihm umgehe. An vielen Stellen, so erklärte sie, werde die geistige Stellung der Frau im Heiligen Koran dargelegt. So seien Frau und Mann geistig und intellektuell auf eine gleiche Stufe gestellt. Auch Bildung für beide Geschlechter gehörten damit zu einem wichtigen Bestandteil der Glaubenserfüllung. Akthar zitierte dazu verschiedene Verse, die die Gleichwertigkeit der Frauen sowie die verschiedenen Aspekte ihrer Gleichberechtigung widerspiegeln würden.

Sie berichtete ferner über die Aufgaben und Pflichten von Mann und Frau sowie Heirat und Scheidung nach islamischem Recht. Der Mann habe sich so z. B. um den Familienunterhalt zu kümmern, während die Frau zwar die Möglichkeit dazu habe, aber nicht die Pflicht. So könne eine Frau ihren Verdienst, falls sie arbeiten gehe, für sich alleine behalten. Die Frau habe demgegenüber z. B. die Mutterpflichten zu erfüllen. Danach habe sie aber die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen wahrzunehmen.

Im Falle einer Heirat kam die Referentin auf das Thema "Zwangsheirat" zu sprechen. Sie machte deutlich, dass es auch "arrangierte Ehen" gäbe. Möglichst viele verantwortungsvolle Personen würden zu diesem wichtigen Lebensabschnitt angehört werden. Das letzte Wort hätten jedoch die künftigen Eheleute selbst, so dass eine Frau durchaus den ihr zugedachten Ehemann ablehnen dürfe.

Im Hinblick auf das Thema „Ehrenmord“ erteilte Akthar diesen immer wieder in den Medien aufgenommen brisanten Meldungen eine klare Absage: Einen so genannten „Ehrenmord“ gäbe es im Islam nicht.

Akthar sprach ebenfalls Themen wie Erbschaft oder das Tragen von Kopftüchern an. Dabei machte sie deutlich, dass das Tragen eines Kopftuches zum Selbstbestimmungsrecht der Frau gehöre. Wichtig sei, so Akthar, dass die Persönlichkeit und nicht das Äußere im Vordergrund stehe. Sie sprach sich damit gegen jegliche Bevormundung von Frauen in der Gesellschaft aus.

Außerdem sprach sie weitere Ziele des Islam in ihrem Vortrag an. Das Fazit der Referentin: Der Islam habe bereits vor 1.400 Jahren die Rechte für Frauen eingeführt, so dass sie den Männern ebenbürtig waren. Für diese Rechte, so gab sie schmunzelnd zu, würden Frauen in der so genannten westlichen Welt zum Teil noch heute kämpfen.

Anschließend stellt sich Akthar den kritischen Fragen der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer. So teilte sie mit, dass der Ahmadiyya mit der Lajna Imaillah z. B. die erste muslimische Frauenorganisation der Welt gegründet habe. In Bocholt und Umgebung gehören ca. 50 Frauen der Reformgemeinde an. Sie würden nicht nur das Freitagsgebet in der Nasir-Moschee in Isselburg wahrnehmen, sondern besuchten gemeinsame Fortbildungen oder organisierten auch Sportveranstaltungen.

Die Referentin erklärte, dass sich die Ahmadiyya dem Islam zugehörig fühlen, jedoch von muslimischer Seite teilweise heftig bekämpft würden. Dieser Glaube, so sagte sie, führe in manchen islamischen Ländern zu Beschränkungen und Verfolgung.

Trotzdem erlebe die Ahmadiyya-Gemeinde bis heute einen Zulauf der Gläubigen und ist in rund 200 Ländern der Erde vertreten.

Im Anschluss an die Veranstaltung luden die Mitglieder der Frauenorganisation Ahmadiyya Muslim Jamaat dazu ein, kulinarische Genüsse aus ihrem Ursprungsland Pakistan zu probieren.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Stellung der Frau im Islam
Gut besucht war die Diskussionsveranstaltung "Frauenrechte im Islam – Die Stellung der Frau in Geschichte und Gegenwart" am 5.4.2011 - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt