Husmann nutzte die Gelegenheit und skizzierte das Dilemma, in dem sich der VRR bei der Bestellung der Fahrzeuge wieder gefunden habe. „Auf der einen Seite gab es den mit Nachdruck formulierten Wunsch, auf der S-Bahn Linie zwischen Mönchengladbach und Dortmund in Zukunft Fahrzeuge mit behindertengerechten Toiletten einzusetzen. Andererseits kann die Industrie zum von uns gewünschten Liefertermin im Jahr 2014 nur Wagen mit dieser Ausstattung liefern, die eine Bodenhöhe von 80 cm haben.“
Die damit verbundenen Folgen bekommen auch die Fahrgäste im Ennepe-Ruhr-Kreis zu spüren. Während es die heute eingesetzten Züge mit einer Bodenhöhe von 100 cm in Schwelm, Witten und Wetter erlauben, ohne Barriere und selbstständig in jeden Waggon des Zuges zu rollen, wird dies ab 2014 nicht mehr möglich sein. Die Züge liegen 20 cm tiefer, zum Bahnsteig ergibt sich damit eine Höhendifferenz von 16 cm. Diese kann nur mit Hilfe einer Rampe bewältigt werden, die vom Zugführer bedient wird und nur in einem Waggon jedes Zuges eingebaut ist.
Auf der Linie S5/S8 sind in dieser Form insgesamt 21 Stationen betroffen. „Es gibt aber auch 24 Haltestellen, wo ab 2014 auf die Rampe verzichtet werden kann. Dort sind mit dem Fahrzeugwechsel Bahnsteig und Zugeinstieg anders als heute gleich hoch“, machte Husmann deutlich. „Die unterschiedlichen Bahnsteighöhen von 96 bzw. 76 cm haben es unmöglich gemacht, auf der gesamten Linie ohne Rampe auszukommen. Unter dem Strich haben wir eine gute Lösung, die in meinen Augen auch als barrierefrei gelten kann. Aber selbstverständlich ist es nicht die beste Lösung. Der Idealzustand wäre erreicht, wenn wir auf den Einsatz der Rampe ganz verzichten könnten“, so Husmann.
Um diesem näher zu kommen, befindet sich der VRR bereits in Gesprächen mit der Deutschen Bahn. Ganz oben auf der Liste steht der Bahnhof in Wetter. „Als Standort des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung und der Agentur Barrierefreiheit sind wir natürlich an besten Bedingungen insbesondere für Rollstuhlfahrer interessiert“, unterstreicht Hasenberg. Als mögliche Lösungen kommen in Frage: Das Gleis anheben oder den Bahnsteig, der erst vor Jahren angehoben worden war, wieder absenken. „So oder so geht es um Ausgaben in Millionen Höhe. Ein Gutachten soll nun helfen, Machbarkeit und Kosten für das Höherlegen der Gleise zu ermitteln“, berichtet Husmann über den Stand der Gespräche.
Für die ebenfalls wünschenswerten Umbauten in Schwelm und Witten mag er keine Prognosen abgeben. „Die finanziellen Spielräume dafür werden allerdings eher kleiner als größer.“