Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 30. Dezember 2014

Stadtgeschichte: Das letzte Bild des Kaiser-Wilhelm-Denkmals

Das Stadtarchiv präsentiert das historische Foto des Monats Januar 2015

Bocholt (PID).

Zur Deckung des Bedarfs der in den Materialschlachten des Ersten Weltkrieges verbrauchten Rohstoffe bedurfte es im Deutschen Reich einer Sicherstellung des Bronze- und Kupfervorkommens durch die Heeresverwaltung. Durch einen Erlass des münsterischen Generalkommandos des VII. Armeekorps vom Frühjahr 1917 mussten alle nach 1850 errichteten Bildwerke aus Bronze im Korpsbezirk gemeldet werden.

Dazu gehörte unter anderem das 1898 geschaffene Bocholter Kaiser-Wilhelm-Denkmal, also ein Symbol und Wahrzeichen der preußischen Monarchie.

Die Stadtverwaltung bot das Standbild der Heeresverwaltung an und forderte 10.000 Mark für die Metallteile. Landesbaurat Zimmermann als Provinzialkonservator kam in seinem Gutachten zu dem folgenden Schluss: „Gegen die Ablieferung des Denkmals, das vor der alten Rathausfront ohnehin einen sehr ungünstigen Platz hat und in künstlerischer Hinsicht nicht über die Durchschnittsleistungen hinausgeht, sind Bedenken nicht zu erheben. Eine Wiederherstellung des Denkmals ist nicht erwünscht, auch seitens der Stadt Bocholt nicht beabsichtigt.“

Die Metallmobilmachungsstelle in Berlin bat in dieser Zeit die Bocholter Stadtverwaltung, eine Fotografie des Denkmals zwecks Prüfung des künstlerischen Wertes herstellen zu lassen. Anfang August 1917 ließ die Stadt Bocholt das bestellte Foto anfertigen. Bei dem Bild handelt es sich offenbar um eine der letzten Aufnahmen des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Marktplatz. Die neugierigen Frauen und der Polizist vor dem Rathaus kannten vielleicht schon den Anlass, als der Fotograf die mittlerweile glanzlose und verschmutzte Statue mit der davor sitzenden allegorischen Figur ablichtete. Ohne besonderes Aufsehen entfernte man das Kaiser-Wilhelm-Denkmal schließlich in der Nacht zum 3. Januar 1918 von seinem Standort und transportierte es nach Frankfurt am Main, wo das Bildnis vermutlich kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges eingeschmolzen wurde.

Sockel vor Liebfrauenkirche vergraben

Der Sockel verblieb dagegen in Bocholt. Er stand noch jahrelang verwaist auf dem städtischen Lagerhof an der Ecke Wesemannstraße/Schonenberg. Dort, auf dem Platz vor der Liebfrauenkirche, wurde der Granitblock am 7. Juli 1936 letztlich an Ort und Stelle im Erdreich vergraben. Sollte er bei der Bebauung der Grundstücke in den fünfziger Jahren nicht gefunden worden sein, so ruht er dort noch heute.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Stadtarchiv Bocholt, Wolfgang Tembrink, Telefon +49 2871 21765-284, E-Mail: wolfgang.tembrink@mail.bocholt.de


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Foto des Monats Januar 2015 (Foto: Stadtarchiv Bocholt)
Foto des Monats Januar 2015 (Foto: Stadtarchiv Bocholt)